Nach Großbrand: Keine Reise aufs Festland für Moria-Migranten
Die für Migrationsfragen zuständigen griechischen Minister richteten klare Worte an die Migranten aus dem fast zur Gänze zerstörten Lager Moria.
Mytilini/Athen. – Wenige Tage nach dem Großbrand im berüchtigten Migrantenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos haben die ersten Migranten ein neues provisorisches Zeltlager bezogen. Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis hat alle obdachlosen Migranten dazu aufgerufen, umgehend das neue Zeltlager zu beziehen. Es sei ihre Pflicht, sagte Mitarakis. Der stellvertretende Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos stellte zudem klar, dass die Migranten die Reise aufs Festland vergessen können.
Warnung an gewaltbereite Migranten
„Ab kommenden Montag werden Asylverfahren nur für jene bearbeitet, die im Lager sind“, erklärte Mitarakis am Montag im griechischen Radiosender Parapolitika. Außerdem warnte er erneut jene Migranten, die andere daran hinderten, das provisorische Zeltlager zu beziehen, das die Behörden in den vergangenen Tagen mit Hilfsorganisationen errichtet haben. „Wir wissen genau, um wen es sich handelt“, sagte er mit Blick auf einen kleinen Teil der Personen, die als Unruhestifter gelten. Sie hätten vergangene Woche das Feuer gelegt, das das Camp in Moria zerstört habe. Griechenland lasse sich nicht erpressen, fügte er hinzu.
Der Hoffnung einiger Migranten, dass sie nun alle zum griechischen Festland und danach nach Westeuropa gebracht werden, trat der stellvertretende Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos entgegen: „Wer denkt, er könne zum Festland und dann nach Deutschland reisen, der soll es vergessen.“
Aktion geplant
Nach Informationen örtlicher Medien bereiten die griechischen Sicherheitskräfte in den nächsten Tagen außerdem eine umfangreiche Aktion vor, um alle Migranten von den Straßen zu holen und ins Zeltlager zu bringen. Der griechische Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis, hatte bereits am Vortag alle gewaltbereiten Migranten gewarnt: Wer Menschen daran hindere, ins Lager zu gehen, müsse mit harten Strafen rechnen, sagte er im Staatsfernsehen (ERT).
Das Lager, das in den vergangenen Tagen errichtet wurde und mehr als 5.000 Migranten aufnehmen kann, soll in den kommenden Tagen weiter ausgebaut werden, bis alle 12.000 Migranten, die jetzt obdachlos sind, untergebracht werden.
Migranten demonstrieren gegen Unterbringung
Nach Behördenangaben vom Sonntag wurden bisher rund 500 Migranten in dem neuen Lager aufgenommen. Hunderte weitere aber wollen nicht mehr auf Lesbos bleiben, weshalb sie am Montag erneut auf die Straßen gingen und forderten, dass sie nach Westeuropa gebracht werden. Doch nicht nur die Migranten selbst sind gegen ein neues Lager. Auch die Bevölkerung auf Lesbos wehrt sich gegen die Errichtung. Einige Bewohner hielten die Bulldozer der Bautrupps mit Straßensperren auf, wie die FAZ berichtet.
Indes warnte der Asylbeauftragte des Migrationsministeriums, Manos Logothetis, dass der „Taktik von Moria“ bald andere Aufnahmezentren auf den Inseln Chios, Samos, Leros und Kos folgen könnten. Die Migranten müssten so schnell wie möglich in provisorischen Zeltlagern unterkommen, bis ein neues Aufnahmelager gebaut werde, erklärte Logothetis der griechischen Tageszeitung Kathimerini (Montag). „Alles andere würde bedeuten, dass alle bisher unternommenen Anstrengungen zur Begrenzung der Flüchtlingsströme und zur Entlastung der Inseln zunichte gemacht würden“, sagte er.