Neues Videomaterial lässt Floyd-Verhaftung in anderem Licht erscheinen
Nachdem jetzt der Mitschnitt aus der Body-Cam zweier am Einsatz gegen George Floyd beteiligten Polizisten bekannt wurde, ergeben sich neue Fragen. Und beide Seiten der Debatte sehen ihre jeweiligen Standpunkte bestätigt.
Minneapolis. – Es ist eine mittlere Sensation, über welche die britische Daily Mail berichtet. Denn die Redaktion des Boulevardblattes will „exklusiven Zugang“ zum Videomaterial aus den Körperkameras von Thomas Lane und Alex Kueng haben. Die beiden Polizisten waren Teil jenes Teams, das jenen Einsatz durchführte, der den Tod des 46-jährigen schwarzen Amerikaners George Floyd zur Folge hatte.
Mitschnitt zeigt differenziertes Bild des Einsatzes
Damit sind erstmals jene acht Minuten für die Öffentlichkeit zugänglich, welche sich ereignet hatten, bevor der Polizist Derek Chauvin auf Floyds Hals kniete. Und sie hinterlassen einen differenzierten Eindruck – denn die Polizisten gehen zunächst nicht etwa „rassistisch“ oder „brutal“ vor. In ruhigem, aber bestimmten Ton geben sie dem zu verhaftenden Afroamerikaner deutliche Anweisungen. Etwa, dass er seine Hände auf das Lenkrad legen, aus dem Auto steigen oder sich ins Polizeiauto setzen soll.
Floyd selbst reagiert teilweise hysterisch und widersetzt sich den Maßnahmen der Beamten mehrmals – auch wenn er dies bestreitet. Ebenso bestreitet der großgewachsene Schwarze wiederholt, ein schlechter Mensch zu sein. Er weist die Polizisten auf seine angebliche Klaustrophobie hin – diese bestehen aber darauf, dass er sich ins Auto begeben soll. Gleichzeitig gehen sie auf sein Flehen kaum ein, auch wenn jener Polizist, aus dessen Bodycam gefilmt wurde, ihm zeitweise seine Hilfe anbietet.
Floyd flehte bereits vor Fixierung nach Luft
Nach einigen Minuten des Kampfes, bei dem sich Floyd dagegen sträubt, sich ins Polizeiauto zu setzen, kommt es dann zu einer interessanten Szene. Denn plötzlich sagt Floyd, dass er keine Luft bekäme. Zu diesem Zeitpunkt hat er Handschellen an und befindet sich in einer für ihn stressvollen Situation – aber er liegt noch nicht am Boden. Stimmt diese Angabe des später Verstorbenen, könnte die Atemnot bereits bestanden haben, bevor es zur fatalen Fixierung auf der Straße kam.
Was der Film durchaus zeigt, sind Polizisten, die sich um einen Einsatz nach dem Lehrbuch bemühen – dabei allerdings gegebenenfalls das Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Denn zwar kommunizieren sie mit dem Verhafteten – gehen allerdings auf dessen Äußerungen nicht ausreichend ein. Möglicherweise deuteten sie dessen Flehen als übliche Abwehrreaktion fehl. Wofür das Video aber definitiv keinerlei Belege liefert: ein angeblich „rassistisches“ Vorgehen der Beamten.
Leitmedien und Linke fühlen sich bestätigt
Nach Publikwerden der Szenen spaltet sich die öffentliche Meinung. Einige sehen nun erst recht einen Beweis für einen überschießenden Einsatz – einschließlich zahlreicher Medien. Schon die Daily Mail als originale Berichterstatterin schießt sich auf die fehlgeschlagene Kommunikation ein. Wörtlich schreibt das Blatt: „Das Video zeigt wie streitlustig die Polizisten den schluchzenden Verdächtigen beschimpfen und misshandeln und sein Flehen nach Mitgefühl ignorieren.“
Noch drastischer äußerte sich das linksradikale „Lower Class Magazine“ auf Twitter, das über beste Vernetzung in der autonomen Szene verfügt und einst die Erinnerungen ihrer Redakteure zu revolutionären Kämpfern im syrischen Kurdengebiet als Reisebericht in Buchform herausgab. Nach dessen Ansicht streicht der Mitschnitt die Verängstigung Floyds schon zu Beginn des Einsatzes heraus. Das linke Portal folgert: „Jede Polizeikontrolle ist für Schwarze in den USA potenziell tödlich“.
Neues Video der Ermordung von George Floyd geleaked: Es zeigt den Beginn der Festnahme. Schon hier bittet Floyd, offenkundig verängstigt, „bitte, erschießt mich nicht“.
Jede Polizeikontrolle in den USA ist für Schwarze potentiell tödlich. #BlackLivesMatter #Rassismus https://t.co/CdiL6eotW3
— Lower Class Magazine (@LowerClassMag) August 4, 2020
Konservative sehen offizielle Darstellung erschüttert
Ganz anders interpretierten einige konservative Stimmen den Mitschnitt. Sie sehen den Vorwurf eines brutalen, rassistischen Einsatzes nunmehr endgültig bröckeln. Die konservative US-Publizistin Ann Coulter etwa schrieb: „Schaut schlecht für den Prozess aus. Floyd jammert über Schmerz, bevor jemand ihm irgendein Haar krümmt; die Polizei weiß, dass er unter Drogeneinfluss steht; Floyd sagt, er kann nicht atmen, während er noch steht und atmet.“
THANK YOU, BRITISH MEDIA!@MailOnline releases George Floyd body camera footage.
Not good for prosecution.
Floyd is wailing in pain before anyone lays a finger on him; cops know he’s on drugs; Floyd say he can’t breathe while standing & breathing.https://t.co/DshBFCTvJQ
— Ann Coulter (@AnnCoulter) August 3, 2020
Eine ähnliche Einstufung traf auch die Autorin, Politkommentatorin und republikanische Politikerin DeAnna Lorraine. Sie schreibt auf Twitter: „Nach Sichtung des Bodycam-Videos kann man mit Sicherheit sagen, dass wir die Heiligsprechung von St. George Floyd, dem Schutzpatron für Fentanyl und falsche Zwanziger, dauerhaft zu den Akten legen könnten.“
After the bodycam footage, I think it’s safe to say that we can put the holy canonization of St. George Floyd, patron saint of fentanyl and fake twenties, on permanent pause.
— DeAnna Lorraine 🇺🇸 (@DeAnna4Congress) August 4, 2020
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