Nizza: Dritte Festnahmen nach Angriff in Kirche
Zwei Tage nach dem Messerangriff von Nizza mit drei Toten befinden sich mittlerweile drei Personen in polizeilichem Gewahrsam.
Nizza. – Bereits am Donnerstag wurde der erste Verdächtige verhaftet, nachdem er am Tag vor dem Vorfall zusammen mit dem Angreifer, einem jungen Tunesier, der gerade in Europa angekommen war, auf Videoüberwachungsmaterial gesehen worden war. Der 47-jährige Verdächtige befand sich am Samstag noch immer in Polizeigewahrsam.
Weiterer Verdächtiger festgenommen
Am Freitagabend wurde dann eine zweite verdächtige Person (35) in Nizza verhaftet und in Polizeigewahrsam genommen. Ein dritter Mann, offenbar ein Verwandter des 35-Jährigen, war anwesend, als die Polizei dessen Wohnung durchsuchte, da der Verdacht bestand, er sei in der Nacht zuvor mit dem Angreifer in Kontakt gestanden. „Wir versuchen, seine Rolle in all dem zu klären“, hieß es von der Polizei.
Auch in Tunesien kam es zu einer Festnahme. Tunesische Sicherheitskräfte haben einen Mann festgenommen, der sich im Namen einer bisher unbekannten Gruppe zu dem Messerangriff in Nizza bekannt hatte. Wahrscheinlich gebe es noch eine zweite Person, die ihm bei der Aufnahme des vorgeblichen Bekennervideos geholfen habe, sagte ein Justizsprecher am Samstag.
Angreifer weiterhin im Krankenhaus
Bei dem Anschlag am Donnerstag in der Basilika Notre-Dame wurden ein 54-jähriger Mann sowie eine 60-jährige Frau getötet. Eine zweite Frau konnte verletzt in eine Bar flüchten, die 44-jährige Brasilianerin erlag dort aber ihren Verletzungen. Laut der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft trennte der Angreifer dem Mann und der 60-Jährigen die Kehlen durch. Der Täter habe dafür ein 30 Zentimeter langes Messer mit einer 17 Zentimeter langen Klinge benutzt.
In seiner Tasche fanden die Ermittler zwei weitere Messer, zwei Handys sowie einen Koran. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angreifer noch viel mehr Menschen töten wollte. Sie ermittelt wegen Mordes im Zusammenhang „mit einer terroristischen Tat“. Der Angreifer liegt nach Angaben aus Ermittlerkreisen weiterhin im Krankenhaus, sein Zustand ist kritisch.
Verstärktes Polizeiaufgebot
Laut Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin stand der mutmaßliche Täter „auf keiner unserer Überwachungslisten, weder auf der französischen noch auf der europäischen“. Der Minister wiederholte am Freitag, Frankreich befinde sich „im Krieg mit dem islamistischen Extremismus.“ In Frankreich wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Auch die Behörden in Tunesien eröffneten eine Untersuchung und kündigten an, die französischen Behörden zu unterstützen.
Zudem kündigte Darmanin an, Tausende zusätzliche Einsatzkräfte auf die Straße zu schicken, um die Sicherheit in Frankreich zu gewährleisten. Demnach sollen 3.500 Reservepolizisten mobilisiert werden, damit insgesamt 7.000 Sicherheitskräfte den lokalen Behörden zur Verfügung stehen. Insbesondere Schulen und Kirchen sollen besser geschützt werden.