Streit um Menschenrechte zwischen Kanada und Saudi-Arabien eskaliert
Saudi-Arabien hat am frühen Montagmorgen nach einem Streit um Menschenrechte den kanadischen Botschafter des Landes verwiesen und den saudischen Botschafter in Kanada zu Konsultationen nach Riad zurückbeordert. Des Weiteren fror der Wüstenstaat ein noch junges Handelsabkommen mit Kanada ein.
Grund für den Streit war ein Tweet von Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland, in dem sie die Festnahme von Aktivistinnen in dem islamischen Königreich anprangerte. Zudem teilte sie mit, dass Kanada sich ernsthaft um die Zivilgesellschaft sowie die Frauenrechte in Saudi-Arabien sorge und bat, die friedlichen, inhaftierten Aktivisten freizulassen. Am Montagabend setzte das arabische Land außerdem alle Flüge von und nach Kanada aus.
Inhaftierungen seien rechtens
Die Regierung in Riad reagierte sofort. Neben der Ausweisung des kanadischen Botschafters teilte das saudische Außenministerium via Twitter mit, dass es sich um eine eklatante und unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten des Landes handle und dass die Inhaftierungen rechtens seien.
Harte Strafen für Aktivisten
Die beiden Aktivistinnen, auf welche sich die Tweets der kanadischen Außenministerin bezogen, hatten jahrelang für das Recht gekämpft, dass Frauen im ultrakonservativen Saudi-Arabien Autofahren dürfen. Auch der Bruder einer der Aktivistinnen, ein Blogger, ist inhaftiert. Erst vor kurzem war er zu tausend Peitschenhieben und zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Eine erste Welle von Inhaftierungen von Aktivisten begann bereits Mitte Mai. Damals wurden mindestens 17 festgenommen, einige wurden zumindest zwischenzeitlich wieder freigelassen.
Saudi-Arabien öffnet sich?
Seit Juni dürfen Frauen im islamischen Königreich den Führerschein machen und auch Autos fahren. Bereits seit März gelten lockerere Kleidervorschriften für Frauen – Die Tagesstimme berichtete. Kronprinz Mohammed bin Salman gilt in seinem Land als Reformer. Eines seiner wichtigsten Ziele ist es, die Wirtschaft insofern zu stärken, als dass sie weniger abhängig von den Ölvorkommen ist, die das Königreich zwar reich gemacht haben, aber nicht unerschöpflich sind.
Handelsabkommen gefährdet
Erst im März hatte Kanadas Premierminister Justin Trudeau einen Waffendeal der Vorgängerregierung aus dem Jahr 2014 erneuert. Dabei ging es um den Verkauf von beinahe 1000 Panzerfahrzeugen im Wert von 15 Milliarden Kanadischen Dollar (etwa 10 Milliarden Euro) an Saudi-Arabien. Obwohl der Handel Kanadas mit Saudi-Arabien jährlich nur etwa 0,24 Prozent des Handels des gesamten Landes ausmacht, hatte Trudeau die Wichtigkeit des Deals betont.