UN-Vorschlag: Rettung von Migranten aus Wüsten gefordert
Vincent Cochetel, Sonderbeauftragter des UN-Flüchtlingshochkommissariats für die Mittelmeerregion, hat mit seiner Forderung, die Hilfe für Migranten direkt in die Wüste zu verlegen, für Aufsehen gesorgt. Kritiker befürchten, dass ein solcher Schritt die Schlepperkriminalität anheizen könnte.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat einen umstrittenen Vorschlag zur Ausweitung von Rettungsmaßnahmen für Migranten auf gefährlichen Routen vorgelegt. Vincent Cochetel, der beim UNHCR für die Flüchtlingssituation auf der zentralen Mittelmeerroute zuständig ist, betonte, dass sich die Diskussion bisher zu sehr auf die Rettung im Mittelmeer konzentriert habe. Er forderte, auch den Migranten in der Wüste zu helfen, da diese ebenso lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt seien.
Cochetel kritisierte humanitäre Organisationen, die in den Hauptstädten vieler Länder präsent seien, wo es aber kaum Flüchtlinge und Migranten gebe. Stattdessen müsse die Hilfe dorthin verlagert werden, wo die Migranten tatsächlich in Gefahr seien, etwa in kleinere Ortschaften entlang der Migrationsrouten. Diese Menschen, die oft von Schleppern ohne Versorgung zurückgelassen würden, bräuchten dringend Nothilfe und Informationen über die Gefahren ihrer Reise.
Migranten direkt aus Wüste retten
UNHCR plädierte zudem für mehr legale Migrationswege, um Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat zu helfen. Migranten sind nach der Definition der „Organisation für Migration“ alle Menschen, die ihren Wohnort verlassen, unabhängig von den Gründen oder der Dauer. Flüchtlinge sind eine spezifische Untergruppe von Migranten, die Schutz vor Krieg oder Verfolgung suchen.
Besonders besorgniserregend ist das Schicksal Hunderttausender Menschen, die in Afrika südlich der Sahara auf der Flucht seien. Nach Angaben des UNHCR sind die meisten von ihnen nicht auf dem Weg nach Europa, sondern suchen in der Nähe ihrer Heimatländer eine neue Bleibe. Drei Viertel der weltweit mehr als 108 Millionen Vertriebenen leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Entlang der Migrationsrouten sind diese Menschen häufig Gewalt, Folter und Entführungen ausgesetzt.
Cochetel betonte die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, die in den gefährdeten Gebieten vor Ort seien und effektiv helfen könnten. Gleichzeitig forderte UNHCR die Geberländer auf, mehr finanzielle Mittel für diese Rettungs- und Hilfsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.
Der Vorschlag des UNHCR stößt jedoch auf Kritik. Die Ausweitung der Rettungsmissionen auf die Wüsten könnte als Einladung zur Migration verstanden werden, was wiederum das Schleppergeschäft ankurbeln könnte. Zudem stellt sich die Frage nach der Durchführbarkeit und Finanzierung solcher Einsätze in entlegenen und oft schwer zugänglichen Wüstenregionen.