89 Euro Differenz: Bürgergeld verringert Anreize für Vollzeitarbeit

Seit der Einführung des Bürgergeldes verzeichnen die bayerischen Jobcenter einen Anstieg der Anträge, insbesondere von Flüchtlingen. Die Verwaltung ist komplex und zeitaufwändig und stellt die Jobcenter vor große Herausforderungen.

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89 Euro Differenz: Bürgergeld verringert Anreize für Vollzeitarbeit

Die Jobcenter in Bayern stöhnen unter der Antragslast.

© IMAGO / Bihlmayerfotografie

München. – Seit der Einführung des Bürgergeldes vor rund eineinhalb Jahren verzeichnen die Jobcenter in Bayern einen deutlichen Anstieg der Anträge, insbesondere von ukrainischen Flüchtlingen und Asylberechtigten aus anderen Herkunftsländern. Damit verbunden ist ein enormer bürokratischer Aufwand. Claudia Baubkus, Leiterin des Jobcenters in Fürstenfeldbruck, beschreibt gegenüber dem Focus die Situation als besonders herausfordernd. Neben dem Regelsatz von 563 Euro müssen auch Wohngeld, Kindergeld und Kindergeldzuschlag berücksichtigt werden, was zu einem komplexen und zeitaufwändigen Verwaltungsprozess führt.

Ein wesentliches Problem des Bürgergeldes liegt in seiner unzureichenden Anreizstruktur. Ein Beispiel des Focus verdeutlicht dies eindrucksvoll: Eine alleinstehende Person, die 60 Prozent Teilzeit arbeitet und ein Bruttoeinkommen von 1.600 Euro erzielt, erhält durch das Bürgergeld eine zusätzliche Unterstützung von 561 Euro. Insgesamt beläuft sich ihr monatliches Einkommen auf 1.791 Euro. Im Vergleich dazu erhält jemand, der Vollzeit arbeitet und ein Bruttoeinkommen von 2.700 Euro hat, kein Bürgergeld. Hier beträgt das monatliche Nettoeinkommen 1.880 Euro. Der Unterschied zwischen Teilzeit und Vollzeit ist also minimal, was zu einem kaum nennenswerten finanziellen Vorteil für Vollzeitbeschäftigte führt.

CSU fordert Anpassungen und mögliche Kürzungen

Die Problematik hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Thomas Karmasin, Präsident des Bayerischen Landkreistages, äußert Bedenken an der derzeitigen Regelung. Er betont, dass in Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten wie München kaum Anreize für Vollzeitarbeit bestünden. Karmasin fordert daher Anpassungen des Bürgergeldes und bringt sogar Kürzungen ins Spiel, um die Effizienz des Systems zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Jobcenter sowohl bei der Unterstützung als auch bei der Motivation zur Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung Verbesserungsbedarf im aktuellen Bürgergeldsystem sehen. Während die Förderung durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen gut funktioniert, wünschen sich die Jobcenter mehr Flexibilität und Gestaltungsspielraum, um den Anreiz zur Vollzeitarbeit zu stärken. Hier sind konkrete Maßnahmen seitens der Bundesregierung erforderlich, um die bestehenden Probleme zu adressieren.

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