Bundespräsident warnt vor Verklärung deutscher Geschichte

Die Eröffnung des Humboldt-Forums sollte eigentlich ein kultureller Festakt sein. Doch Bundespräsident und Kulturstaatsministerin nutzten die Gelegenheit, um vor einer Verklärung der deutschen Geschichte zu warnen und die Werbetrommel für eine multikulturelle Gesellschaft zu rühren.
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Bundespräsident warnt vor Verklärung deutscher Geschichte

Symbolbild (Steinmeier 2016); US Department of State [CC0]

Die Eröffnung des Humboldt-Forums sollte eigentlich ein kultureller Festakt sein. Doch Bundespräsident und Kulturstaatsministerin nutzten die Gelegenheit, um vor einer Verklärung der deutschen Geschichte zu warnen und die Werbetrommel für eine multikulturelle Gesellschaft zu rühren.

Berlin. – Vor einer Verklärung der deutschen Geschichte hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich der Eröffnung des ethnologischen und des asiatischen Museums am Humboldt-Forum gewarnt. Das Museumsensemble sei „kein Ort der Selbstvergewisserung, sondern der Selbstbefragung“. Weiter führte er aus, dass die Welt an diesem Ort nicht nur zu Gast, sondern zu Hause sei. „Menschen aus der Türkei, aus Italien, Griechenland, Spanien und Portugal, aus Iran, Irak, Afghanistan und Syrien, aus Nigeria, dem Kongo und Somalia, aus Asien, Nord- und Südamerika: Menschen aus allen Teilen der Welt leben heute in Deutschland und sind vielfach Deutsche geworden. Sie gehören zu dem, was heute ‘deutsch‘ bedeutet.“ Dabei handele es sich nicht um Menschen mit Migrationshintergrund in einem anderen Land, Deutschland sei vielmehr selbst ein Land mit Migrationshintergrund.

Steinmeier lobte dabei ausdrücklich die umstrittene „Black Lives Matter“-Bewegung und charakterisierte sie als dringend notwendig. „Das Unrecht, das Deutsche in der Kolonialzeit begangen haben, geht uns als ganze Gesellschaft etwas an. Denn in unserem Land gibt es auch in der Gegenwart, mitten im Alltag dieser Gesellschaft, Rassismus, Diskriminierung, Herabsetzung von vermeintlich Fremden – bis hin zu tätlichen Angriffen und furchtbaren Gewalttaten“, erklärte der Bundespräsident. Die tieferen Wurzeln des Alltagsrassismus könne man aber nur durch eine Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Geschichte verstehen und überwinden, was auch eine der Aufgaben des Humboldt-Forums sei. In dessen Eröffnung sehe er dennoch „keinen Grund für selbstzufriedenen Jubel“, wie er laut Bericht der dpa im Vorfeld gesagt hatte.

Ähnlich äußerte sich die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Ihrer Ansicht nach ginge es bei der Vision des Humboldt-Forums darum, der Weltoffenheit Raum zu geben. „Hier kann jeder, hier kann jede Weltbürger sein.“ Dass die als Festrednerin geladene Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie die Museumsleitung zur Rückgabe kolonialem Ausstellungsguts an die Herkunftsländer aufforderte, ist dagegen fast schon eine Randnotiz.

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