Der verspätete Restle: Lieber nicht senden, als ohne Haltung senden
Der deutsche Journalist Georg Restle, der selbst nicht als „Haltungsjournalist“ bezeichnet werden möchte, ist vielen durch das Politmagazin „Monitor“ bekannt, das er seit 2012 leitet und moderiert. In seinem Kommentar für FREILICH wirft Julian Marius Plutz dem WDR-Journalisten vor, bei wichtigen Ereignissen nicht zu berichten.
Georg Restle, der in Kollegenkreisen auch „Restlerampe“ genannt wird, ist ein Mann der reinen Gedanken. Und da wir seit Karl Kraus wissen, dass derjenige, der rein denkt, auch rein spricht, sind wir auf dem rechten Pfad. So prägte der Mann vom Westdeutschen Rundfunk schon vor einigen Jahren die Debatte um die eigene Branche. So gebe es keinen Journalismus ohne „Haltung“, überhaupt solle der Journalismus „werteorientiert“ sein.
Heißt übersetzt: Weg mit der Objektivität und her mit dem Aktivismus. Sein hauseigenes Vehikel hierfür nennt sich „Monitor“, es könnte aber auch „Panorama“, „Bosetti“, „Tagesschau“ oder „Tatort“ heißen. Überall wird Haltung gezeigt, bis der sprichwörtliche Doktor, in dem Fall der Gerichtsmediziner, kommt. Wichtig für die schwarzen Kanäle des Staatsfunks ist folgender Grundsatz: Der Zuschauer ist sackdoof, wahlweise rechtsradikal und muss deshalb durch „Einordnung“ auf den richtigen Weg gebracht werden.
Warum arbeitet Herr Restle bei einer Lage nicht die Nacht durch?
Dafür und für die Bundesligarechte benötigt der Öffentlich-rechtliche Schundfunk 8,5 Milliarden Euro. Logisch. Und da das Budget erkennbar knapp bemessen ist und Fachkräfte rar sind, muss eben an anderer Stelle gespart werden. Zum Beispiel bei der Qualität. Das weiß auch Georg Restle. Daher schrieb er auf X, das früher einmal Twitter hieß, folgendes: „Gut, dass es die BBC gibt, um sich live im TV darüber zu informieren, was in Israel gerade geschieht. #Programmauftrag.“
Gut, dass Georg Restle Humor hat. Der Mann, der Kollege einer Person namens Kellermann ist, freut sich über die BBC, dass der Sender rund um die Uhr von den Drohnenangriffen des Irans auf Israel berichtet. Davon abgesehen, dass der private Sender Sky News das ebenfalls tat, kommt man nicht umhin, Herrn Restle zu fragen, was denn sein Sender gemacht hat? Richtig, gar nix. Ebenso wenig wie bei der verheerenden Flut im Ahrtal, bei der die Kollegen von Kellermann am Mittwochabend der Katastrophe pünktlich Feierabend machten, ganz im Gegensatz zu privaten Radiosendern übrigens. Warum arbeitet Herr Restle bei einer solchen Lage nicht die Nacht durch?
Der Medienstaatsvertrag ist eigentlich eindeutig
Ebenso verhielt es sich beim Amoklauf in München im Jahr 2016. Da wusste man das Ereignis zwar schnell als „rechtsradikalen Anschlag“ umzuetikettieren, live vor Ort berichtete der Bayerische Rundfunk jedoch allenfalls partiell. Das muss man verstehen, der 22. Juli war ein Freitag. Und Freitag ab eins, macht bekanntermaßen beim ÖRR jeder seins. Das müssen diese Werte und diese Haltung sein, von denen Georg Restle spricht.
Nicht anders verhielt es sich beim Putsch in der Türkei, der sich nur wenige Tage vor dem Amoklauf in der bayerischen Landeshauptstadt ereignete. Man könnte viele Ereignisse aufzählen, in denen der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk nicht berichtete. Doch weshalb ist das so?
Am Medienstaatsvertrag kann es nicht liegen. Dort steht beispielsweise: „Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk (...) sind der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet.“ Weiter heißt es: „Gleichzeitig bedarf es auch und gerade in einer zunehmend durch das Internet geprägten Medienwelt staatsvertraglicher Leitplanken, die journalistische Standards sichern und kommunikative Chancengleichheit fördern.“
Für Restle gibt es keine Objektivität
Wie kann es sein, dass ARD, ZDF und Co jeden Tag gegen den eigenen Medienstaatsvertrag verstoßen? Denn von „Meinungsvielfalt“ kann ebenso wenig die Rede sein, wie von „journalistischen Standards, die die 'kommunikative' Chancengleichheit fördern“. Schade, dass die Vertragstreue der Mitarbeiter des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk niemand überprüft. Sonst dürfte es eng werden für Georg Restle, Kellermann und Konsorten.
Wie der Mann von „Monitor“ seine Profession interpretiert, verrät er dem Zwangsgebührenzahler in einem Interview mit dem Mitteldeutschen Rundfunk: Neutral, was neutral eigentlich meint, kann nicht Journalismus sein. Weil das impliziert, dass es (...) den einen reinen Blick auf die Dinge gibt. Und das ist ja Quatsch.“ Damit ist alles gesagt. Für Restle ist Neutralität nicht erstrebenswert. Deshalb war er im Jahre 2018 auch Redner bei der linken „Unteilbar“-Demo.
Alles für die „Haltung“, alles für die „Werteorientierung“
Für Restle ist das kein Problem: „Aber das war ein ganz breites Bündnis aller Parteien. (...) Und weil das eine Demonstration der Zivilgesellschaft in ihrer ganzen Breite war, hielt ich das für richtig, dass auch ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks da auftreten kann, um klarzumachen, wo die Gefahren für die Meinungs-, für die Presse- und für die Rundfunkfreiheit sind.“
Chuzpe hat der Mann aus Esslingen. Wenn ein Journalist vom Magazin „Monitor", das tendenziöser und einseitiger kaum sein kann, die Meinungs- und Pressefreiheit retten möchte, dann befinden wir uns im besten Deutschland, das wir jemals hatten. Georg „Restlerampe“ Restle ist der Prototyp des saturierten, beamtengleichen Staatsfunk-Mitarbeiters. Das Geld kommt sowieso, egal was und egal ob berichtet wird. Und am Ende des Tages wird die übergroße Moralinkeule geschwungen, um Sichtweisen in werte und unwerte Meinungen einzuteilen. Für die „Werteorientierung“, versteht sich.
Zur Person:
Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.