Die gar nicht mal so lustige Sarah Bosetti
In seinem Kommentar übt Julian Marius Plutz Kritik an der Komikerin und Satirikerin Sarah Bosetti, die in einer ihrer Sendungen ungeimpfte Menschen mit „Blinddärmen“, die „ziemlich weit rechts und ziemlich weit unten“ säßen und „nicht essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes“ seien, verglichen hat.
Muss man als Komikerin und Satirikerin eigentlich lustig sein? So komisch ist die Frage gar nicht. Nehmen wir Sarah Bosetti. Wikipedia, die Enzyklopädie, die niemals lügt, bezeichnet sie als Moderatorin, Autorin und dazu eben als Komikerin und Satirikerin. Nur ist sie nicht lustig. Also gar nicht. Wie eine Wurzelbehandlung, wie Wahlerfolge der Grünen oder ein herzhafter Schluck aus der Kaffeetasse mit saurer Milch überhaupt nicht lustig sind.
Gut, jetzt werden Sie sagen, das mit dem Humor, das ist eine Sache der Auslegung. Manche Leute lachen über Mario Barth, andere über Mr. Bean und wiederum andere über Georgine Kellermann. Und bestimmt gibt es auch Leute, die sich zu Tode amüsieren, wenn eine Satirikerin und Komikerin Menschen, die sich weigern, die Covid-Injektion zu empfangen, mit „Blinddärmen“ vergleicht, die „ziemlich weit rechts und ziemlich weit unten“ säßen und „nicht essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes“ seien. Wahnsinnig komisch, nicht wahr?
Andere Meinungen sind für sie „körperlich schmerzhaft“
Genau das sagte Sarah Bosetti Ende 2021 im – Achtung! – ZDF Comedy Kanal. Sie haben dafür bezahlt. Glückwunsch! Offensichtlich muss noch nicht einmal ein Comedykanal lustig sein, dafür belehrend und beschimpfend. Ungeimpfte werden nicht nur ausgegrenzt, sie müssen auch noch dafür bezahlen. Man muss eines neidlos anerkennen: Das Geschäftsmodell von ZDF und Konsorten ist aller Ehren wert. Die Opfer finanzieren ihre Mobber und können sich zweifach nicht wehren. Wobei, rein theoretisch gibt es durchaus die Möglichkeit, die „Demokratieabgabe“ nicht zu bezahlen, wie es der CDU-Politiker Arnold Vaatz als Reaktion auf Bosettis Vergleich tat. Doch ich will niemanden zu irgendetwas anstiften …
In einem aktuellen Video beschäftigt sich die gar nicht mal so komische Komikerin mit der Friedensdemo von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Alice Schwarzer sei über ihren Zenit. Aus ihrem jahrzehntelangen Kampf für Gerechtigkeit ist lediglich der Kampf übriggeblieben. Wow. Doch es geht noch weiter. Für Bosetti sei es „körperlich schmerzhaft“, die Feministin „mit anderen Menschen interagieren zu sehen“. Oben rechts klebt das ZDF Logo und darunter steht „Satire“.
Sie entmenschlicht Menschen
Ja, liebe Sarah, wenn es Dir bereits Schmerzen verursacht, dass jemand nicht deine Meinung teilt, dann liegt das Problem nicht bei Alice Schwarzer, sondern bei dir. Ganz ohne Komik und Satire legt Bosetti sogleich nach und spricht von einer „leicht ekelerregenden Verachtung des Gegenübers“, die Schwarzer an den Tag legt. Witzig, das gleiche wollte ich der Satirikerin auch gerade sagen.
Das ganze Video ist eine Anreihung von Erwartbarkeiten. Nach Sahra Wagenknecht, die „dauerhaft deplatziert wirkt“, was ich aus eigener Erfahrung widerlegen kann, folgt ein Zitat von – Achtung Schenkelklopfer – „Bernd“ Höcke und ein Einspieler von Gauland. Öffentlich-rechtliche Komik eben. Übrigens, das muss man ja immer dazu sagen, schreibt diese Zeilen jemand, der das „Friedensmanifest“ und die ganze Bewegung kritisiert. Aber darum geht es nicht. Freie Rede beginnt exakt in dem Moment, wenn der andere nicht meiner Meinung ist. Das ist der Moment, in dem Sarah Bosetti Menschen entmenschlicht.
Aber haltungsstark!
Ihre Haltung ist jedoch nur folgerichtig, wenn man die Vita der ZDF-Humorbestie ansieht. Seit 2009 tritt sie, laut der Wahrheits-Enzyklopädie Wikipedia, bei Poetry Slam Wettbewerben auf. Das war ungefähr die Zeit, als die Slams unter hippen Studis der heiße Scheiß waren. Ich erinnere mich an zwei oder drei Veranstaltungen, die ich mir angetan hatte. Fazit: Affektierte, merkwürdige Gedichte im immer gleichen Sprachduktus, schiefe Reime, kaum Humor, dafür viel Satire. Vielleicht habe ich damals schon Sarah Bosetti auf der Bühne gesehen und sofort wieder vergessen. Heute ist sie beim ZDF und lacht sich aufgrund ihres übertriebenen Honorars krumm und buckelig.
Ihr Video vom 16. März handelt neben Werbung für ihr neues Buch von Julian Reichelt und einem seiner Tweets aus dem Oktober 2022. Ihr Talking Point bezüglich Flüchtlinge und dem ehemaligen Bild-Chef ist so simpel wie ihre Poetry Slam-Rhetorik: „Frauen, Männer, Kinder, Vieh sind eine Bereicherung für das Land, so lange sie nicht so sind wie Sie.“ Tolle Satire, nicht wahr?
Leute wie Sarah Bosetti sind prototypisch für die „Medienschaffenden“ in ihrem Alter. Sie wissen nichts, können aber alles erklären. Sie besitzen kaum Tiefe, dafür sind sie haltungsstark. Sie sind zwar nicht lustig, aber machen Comedy. Und wenn eine Pointe wieder einmal menschenfeindlich war, dann handelte es sich um Satire. War dann das NS-Regime auch einfach nur Satire? Zu dem Schluss muss man kommen, wenn man so denkt wie Sarah Bosetti.
Zur Person:
Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.