Die Rechte und der Islam in Deutschland – ein Missverständnis
Die aktuell an Fahrt aufnehmende Islam-Debatte könnte unser Lager nachhaltig und grundlegend verändern. Es droht weit mehr als eine konfliktreiche Kontroverse, meint FREILICH-Leser Stefan R.
Zwangsläufig vollzieht das rechte Lager Anpassungen an die materiellen und metaphysischen Gegebenheiten. Dies war und ist immer ein konfliktträchtiger Spagat zwischen Prinzipientreue und Anschlussfähigkeit. Die Moderne fordert ihren Tribut auch von uns. Den jungen Aktivisten von heute dürstet es ebenso an Ruhm (und wer will es ihnen verwehren?), wie den Vorgängergenerationen – nur dass diese nicht mehr im auserwählten Kreis stattfindet, sondern in den sozialen Medien. Es ist Fluch und Segen zugleich. Oberflächlichkeit, Vermarktung und Schnelllebigkeit halten damit bewusst oder unbewusst Einzug in unsere Strukturen.
Unser Verhältnis zum Islam
Ein traditionelles Gewand wird gegen Bekleidung angloamerikanischer Marken eingetauscht und auch ideologisch sucht man sich windend Epochen deutscher Geschichte aus, die öffentlich noch nicht allzu vermint sind. Alles Rückzugsgefechte, die von einer schleichenden Verwässerung der eigenen Ideale und Prinzipien geprägt sind. Auch wir passen uns an: zunächst nur in Worten und Ästhetik, die sich jedoch in der nächsten Generation bereits als manifeste Grundhaltung zum Selbstverständnis aufschwingen. Auf dem Weg der Anschlussfähigkeit ging und geht weiterhin vieles verloren.
Nun brandet einmal mehr die Debatte zu unserem Verhältnis zum Islam auf. Vorab: Die Aktualität der Debatte liegt in der bundesrepublikanischen Realität 2023 begründet und es ist überaus ehrlich sie jetzt zu führen. Die Debatte wurde bereits wiederholt in Blog- und Zeitschriftenbeiträgen geführt (vgl. Dominik Schwarzenberger 2009 in Neue Ordnung) verblieb dort jedoch meist ohne Konsequenzen für unsere politische Praxis. Befeuert wird die aktuelle Debatte zum einen durch das Buch Feindbild Islam als Sackgasse von Frederic Höfer (2023) und der Allianz einiger Altrechter und migrantischer Jugendlicher in Dortmund.
Diese wahrscheinlich eher zufällige Koinzidenz verbindet Theorie und Praxis und konkretisiert damit das „Gerede“. Es wäre zu einfach, die Dortmunder Altrechten für ihr eingegangenes Bündnis abzustrafen, ohne genauer hinzusehen. Das Leben als Rechter in einer westdeutschen Großstadt ist geprägt von einer lebensweltlichen Demütigung. Diese beginnt bereits beim Verlassen der eigenen Wohnung. Auf den Straßen hält man vergeblich Ausschau nach autochthonen Menschen, von den Laternenpfählen und Stromkästen schlagen einem die neuesten „woken“ Slogans von Antifa bis „Fridays for Future“ entgegen und in der U-Bahn begegnen einem geschlechtsverwirrte Teenager.
Der deutsche Untertan als Bittsteller
Die demographischen Daten belegen, dass der sogenannte „Point of no return“ in deutschen Metropolen bereits erreicht ist. Es wird dort unvermeidlich kein politisches Subjekt für die Rechte mehr geben. Wahrscheinlich eher aus einem demütigen Bauchgefühl, als aus einer theoretischen Begründung heraus, gingen die Altrechten in Dortmund nun dieses Bündnis ein, um sich aus dieser Ohnmacht zu befreien. Aus ähnlichen Motiven versucht der altrechte Steven Feldmann sich bei migrantischen Influencern einzuschmeicheln. Es geht dabei auch nicht allein um das Problem „Ausländer“, sondern auch darum, dass hier mit Personen verkehrt wird, die mit ihrer Gangster-Mentalität, mit Rap und kleinkriminellem Verhalten unseren Werten diametral entgegenstehen. Oder anders: es sind jene Subjekte, die nicht zu uns gehören. Bei allem subjektiven Verständnis für derartige Bündnis-Überlegungen, die ein wenig Aufmerksamkeit, Selbstwertsteigerung und kurzweilige Straßenkontrolle verheißen, bleiben es Verzweiflungstaten, die keine zielführende Strategie für das rechte Lager bedeuten können.
Es agiert an dieser Stelle der deutsche Untertan als Bittsteller, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich bereits den neuen Hausherren anbiedert, wohl in der Hoffnung zu einem späteren Zeitpunkt verschont zu werden. Es ist auch Resignation, denn tatsächlich (man mag davon halten, was man will) haben die Altrechten in Dortmund jahrelang politische Arbeit geleistet, ohne auch nur ansatzweise ernsthaft metapolitischen Bodengewinne verbucht zu haben. Es ist eben auch dieses Ausharren auf Jüngers verlorenem Posten. An dieser Stelle ist der Posten jedoch nicht nur verloren, sondern wurde bereits aufgegeben.
Dennoch bleibt für uns die Frage nach realistischen Perspektiven. Unweigerlich ein Spagat zwischen Kompromiss und Selbstaufgabe. Fest steht: eine deutsche Rechte, die nicht mehr an das deutsche Volk glaubt, hat keine Existenzberechtigung mehr und verdient diesen Namen nicht. Der Kampf gegen Liberalismus, Globalismus und Moderne kann dann konsequenterweise nur unter neuem Namen weitergeführt werden. Einen Vorgeschmack darauf gibt Simon Kießling bereits heute in seinem Buch Das neue Volk (2022).
Plädoyer gegen eine Querfront
Es stellt sich die Frage, ob uns der Kampf für das Eigene oder gegen den Globalismus mehr am Herzen liegt. Beides geht selbstverständlich Hand in Hand, bedarf jedoch Priorisierungen und unveräußerlicher Prinzipien. Diese Frage müssen wir beantworten, wenn man bei muslimischen Einwanderern Verbündete im Kampf gegen Sittenverfall und LGBTQI-Propaganda ausmacht. Parallel dazu verläuft die Debatte um die Öffnung der AfD für migrantische Wählermilieus. Ich prognostiziere, dass dies unsere zentrale Debatte wird in den kommenden Jahren. Die Demografie zwingt uns diese auf.
Ich plädiere für eine Absage an derartige Gedankenspiele einer rechten Querfront in Deutschland. Diese würde an den Grundfesten unserer Weltanschauung rütteln. Der unausgesprochene Klammer um die deutsche Gesamtrechte ist der Erhalt des eigenen Volkes und der damit einhergehende Kampf gegen Überfremdung. Beides würde man mit derlei Allianzen ad absurdum führen. Eine antimoderne Internationale kann nicht in unserem Sinne sein. Man sollte der Verlockung kurzfristiger Erfolge und dem Wunsch nach Rache gegen den politischen Gegner widerstehen und beharrlich an seinen Grundüberzeugungen festhalten. Gegen eine Kooperation mit rechten Organisationen in ihren Stammländern ist hingegen nichts einzuwenden.
Es bleibt das Problem einer deutschen Bevölkerung, die vor allem in den Städten nicht länger dem deutschen Volk entspricht. Was mit verbliebenen Rechten in Großstädten passiert, haben uns die Kameraden aus Dortmund bereits gezeigt. Dieser Kampf ist zum Scheitern verurteilt, ist vergeudete Energie und führt schließlich zu Prinzipienlosigkeit und Defätismus. Deshalb plädiere ich für einen geordneten Rückzug in die ländlichen Regionen Mitteldeutschlands (vgl. Strategie der Sezession). Dies muss zeitnah geschehen, um eine kritische Masse an Volkssubstanz zu erhalten, die überhaupt in der Lage ist, unseren Fortbestand zu sichern. Diese Strategie ist im Gegensatz zu den meisten anderen Ansätzen weitaus weniger anfällig für Repression und Dämonisierung, sofern sie geordnet und geräuschlos erfolgt.
Retten wir, was zu retten ist!