Gemeinsames Essen verboten! Eine kulturelle Zäsur sondergleichen
In der Kantine von Magna-Steyr in Graz sind Ungeimpfte ab sofort unerwünscht. Ich erfahre das am Abend des 27. September 2021 nach der Berichterstattung über den Sieg der Kommunisten in Graz in den Nachrichten von Servus-TV. Mindestens drei Dinge sprechen gegen diese Anordnung der Betriebsführung von Magna-Steyr.
1. Sofern man davon ausgeht, dass der PCR-Test ein Instrument zur Feststellung einer Infektion mit dem Coronavirus ist:
Warum lässt der Personalchef von Magna-Steyr, Herr Philip Lahousen, Getestete nicht in die Kantine? Herr Lahousen, wissen Sie nicht, dass Geimpfte das Virus in sich tragen können? Negativ Getestete zwar auch, aber mit einer viel geringeren Wahrscheinlichkeit als ungetestete Geimpfte.
Wir wissen ja mittlerweile, dass die Informationen über die Impfung Lug und Trug waren. Die Impfung ist nur zu einem Ding gut: Es lindert – in der Regel – den Verlauf der Coronakrankheit. Das war’s dann aber auch schon.
Darum ist sie „Gamechanger“ nur dort, wo Menschen wie Herr Lahousen willlkürlich entscheiden und Geimpfte privilegieren und Ungeimpfte punzieren. Am Rande: In die Ambulanz des AKH Wien dürfen geimpfte Patienten nur, wenn sie zusätzlich auch einen PCR-Test mitbringen.
2. Arbeitsklimatisch ist so eine Entscheidung – noch dazu (mit) vom Personalchef getroffen und in aller Öffentlichkeit mit großem Eifer vorgetragen – eine einzige Katastrophe. Teilt sie doch die Mitarbeiter in zwei Gruppen. In die ungefährlichen und in die gefährlichen Mitarbeiter.
Gute und böse Menschen
Geimpfte und Genesene sind ungefährliche Menschen. Sie sind gute Menschen, sie gefährden die Kollegen nicht. Ungeimpfte sind gefärhlich. Sie sind die bösen Menschen, sie gefährden ihre eigenen Kollegen und die Produktivität des Konzerns dazu!
Keine Frage daher: Wir müssen selektieren. Die Gefährlichen gehören abgesondert.
Das wäre selbst dann schlimm, wären Geimpfte mit einem tauglichen Impfstoff geimpft, der wirklich und ganz schützt. So ist das aber eine blanke Verhöhnung aller, die eine politisch nicht genehme private Entscheidung getroffen haben, sich nämlich mit dem aus guten Gründen (Nebenwirkungen!) nur bedingt marktzugelassenen Impfstoff nicht impfen zu lassen.
3. Die Magna-Steyr-Entscheidung ist symptomatisch für die Entwicklung unserer Kultur.
Zuerst haben sie uns gesagt, wir müssen unsere Gesichter verhüllen. Dann haben sie uns gesagt, wir dürfen einander die Hand nicht reichen. Und jetzt: Wir dürfen nicht mehr miteinander essen.
Gemeinsam zu essen ist eine zwischenmenschlich ungemein wichtige Sache und hat einen über die zeitgleiche Nahrungszufuhr sehr weit hinausgehende Bedeutung.
Wir setzen uns an einen Tisch. Wir halten gemeinsam das Mahl. Miteinander zu essen heißt, wir sind beisammen, wir reden miteinander, wir genießen gemeinsam, wir lachen, wir tauschen uns aus, wir lockern die Atmosphäre unter uns, wir bauen Brücken, wir vertiefen Gedanken und unsere Gemeinschaft, wir lernen einander näher kennen, wir bringen unsere Verhandlungen voran, wir kriegen neue Ideen.
Lieber Personalchef: Gemeinsames Essen verbindet die Kollegen, stärkt die Mannschaft, fördert die Arbeitsleistung. Man kann den Wert des gemeinsamen Essens – auch in der Kantine! – gar nicht überschätzen. Ausgerechnet die Kantine wird von Herrn Philip Lahousen zum Ort gemacht, wo er die Mitarbeiterschaft – noch dazu nach vollkommen untauglichem Kriterium – in zwei Gruppen spaltet? Ausgerechnet der Ort der hierarchieübergreifenden Begegnungen? Der Ort des zwanglosen Plauderns? Der Ort der zufälligen oder aus wichtigen Gründen beabsichtigten Begegnung mit jemand, dem man in der Werkshalle oder im Büro nicht so zwanglos begegnen kann, darf, möchte? Der Ort, wo man miteinander ausspannen, abschalten, tratschen kann? Der Ort, wo niemand eine Leistung erbringen muss, dem Ort, wo alle schlicht ‚Mensch‘ sein dürfen?
Wie konnte Magna-Steyr, wie konnte Philip Lahousen nur so eine Entscheidung treffen?
Selbstverständlich gewordenes Ritual
Ich vermute: Gemäß der Gepflogenheit ziemlich aller Konzerne folgt Herr Lahousen auch auf diesem Politikfeld der sog. Gesundheitspolitik dem mittlerweile selbstverständlich gewordenen Ritual und vollzieht ausgesprochene Forderungen und unausgesprochene Erwartungen der Nomenklatura. Seiner Karriere und dem politischen Netzwerken des Konzerns wird das gut nützen. Opportunismus zahlt sich aus. Auch wenn die Gemeinschaft der Mitarbeiter auf der Strecke bleibt. Auch wenn ein Teil der Mitarbeiter als gefährlich punziert und strikt abgesondert wird. Auch wenn das Arbeitsklima seinen Kollateralschaden davontragen wird. Auch wenn das Klima in unserer Gesellschaft von Konzernen wie dem Magna-Steyr Konzern weiter verschlimmert wird. Auch wenn dem vorauseilendem Gehorsam dieses Konzerns eine neue Mückstein-Verordnung folgen wird, die die Ungeimpften fortan aus allen Betriebskantinen in ganz Österreich verbannen wird. (Mückstein wird sagen: „Die Betriebe wollen das so haben!“)
Was ist mir im Interview des Herrn Lahousen noch aufgefallen? Gendern tut er perfekt. Das ist ja auch ein politisch genehmes Ritual, mit dem man ganz leicht zeigen kann, dass man zu den guten Menschen in unserer Gesellschaft gehört.
Opportunismus zahlt sich immer aus. Auch wenn unsere Kultur des Miteinander auf der Strecke bleibt. Mir kommt immer öfter die Alternative in den Sinn: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ Das zu beherzigen, wird immer dringlicher. Auch wenn die eigene Karriere vielleicht auf der Strecke bleibt. Ob die Gewerkschaft noch zum Widerstand taugt? Oder belieben sie, lieber ihre Aufsichtsratsposten in den Konzernen wie Magna-Steyr zu lieben? Wir warten gespannt.