Deutschlandfunk: Islamwissenschaftler fordert Verzicht auf Begriff „Islamismus“
Der Islamwissenschaftler Fabian Goldmann fordert, in der Debatte über radikale Muslime auf den Begriff „Islamismus“ zu verzichten, da er mehr Verwirrung stifte als Klarheit bringe. Stattdessen schlägt er vor, präzisere Begriffe zu verwenden, um zwischen unterschiedlichen Strömungen zu differenzieren.
Nach den Messerattacken von Mannheim und Solingen wird in Deutschland wieder verstärkt über Islamisten diskutiert. Der Islamwissenschaftler und Publizist Fabian Goldmann plädiert in einem Beitrag im Deutschlandfunk nun aber dafür, in der Debatte um radikale Muslime auf das Schlagwort Islamismus und seine Varianten ganz zu verzichten, da es die Debatte um den politischen Islam in Deutschland eher verwirre als fördere. Goldmann kritisiert, dass sich die ausgrenzende Kraft des Begriffs nicht nur gegen Gewalttäter und Extremisten richte, sondern auch gegen ganz normale Muslime und ihr Recht auf Religionsausübung und Teilhabe in Deutschland.
Alternativen zu Begriff „Islamismus“
Am besten wäre es daher, so Goldmann, auf die Begriffe „Islamismus“ und „politischer Islam“ weitgehend zu verzichten. Die Lexika würden zahllose präzisere Alternativen bereit halten, die auch für Muslime verwendet werden dürften: von reformistisch bis revolutionär, von extremistisch bis demokratisch, von dogmatisch bis pragmatisch, von militant bis gewaltfrei. Sie alle durch einen Begriff zu ersetzen, nur weil Muslime gemeint sind, sei ungefähr so sinnvoll, als würde man radikale israelische Siedler und jüdische Friedensaktivisten unter „Judaismus“ zusammenfassen oder Mitglieder des Ku-Klux-Klan, der CSU und der Caritas als „Agenten des politischen Christentums“ bezeichnen, meint Goldmann.