„Kandel ist überall“: Jetzt auch in Wien

Am Samstag, den 14. April 2018, gelangte die in Deutschland gegründete Bewegung “Kandel ist überall“ erstmals nach Österreich. Die Bewegung richtet sich gegen die von Migranten und Asylbewerbern importierte Gewalt gegenüber den Frauen Europas, welche seit Beginn der Asylkrise 2015 zunahm und wurde nach dem Mordfall von Mia aus Kandel im Dezember 2017 gegründet.
Kommentar von
16.4.2018
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3 Minuten Lesezeit
„Kandel ist überall“: Jetzt auch in Wien

Foto von S.H. Chertouk: “Kandel ist überall“, 14.4.2018 am Ballhausplatz in Wien, Österreich.

Am Samstag, den 14. April 2018, gelangte die in Deutschland gegründete Bewegung “Kandel ist überall“ erstmals nach Österreich. Die Bewegung richtet sich gegen die von Migranten und Asylbewerbern importierte Gewalt gegenüber den Frauen Europas, welche seit Beginn der Asylkrise 2015 zunahm und wurde nach dem Mordfall von Mia aus Kandel im Dezember 2017 gegründet.

Bericht von S. H. Chertouk

Es ist ein wunderschöner Tag. Ich fahre mit der Straßenbahn Richtung 1. Bezirk, Rathausplatz. Das erste, was beim Aussteigen auffällt, ist die laut brüllende Gegendemonstration der Antifa mit ungefähr 30 Personen. Fast alle sind in luftige Haremshosen gekleidet und haben ein nicht so durchlüftetes Dreadlocknest auf dem Kopf. Ausgebreitet haben sie sich auf den Stufen des Burgtheaters, gegenüber der Haltestelle. Treffpunkt der „Kandelleute“ ist um 14 Uhr beim Ballhausplatz.

Erinnerung an die Opfer importierter Gewalt

Da ich noch recht neu in Wien bin, frage ich einen von den netten, zahlreich anwesenden Polizisten, wo es lang geht und lasse die “Anti-Kapitalismus“-Schreie hinter mir. Was jetzt Kapitalismus mit “Kandel ist überall“ zu tun hat, kann ich nicht beantworten. Am Ballhausplatz hat sich eine kleine Menge gebildet, die Österreich-Fahnen sind schon gehisst. Hochgehalten werden Schilder mit Fotos zur Erinnerung an die Opfer der bis jetzt abscheulichsten Vergewaltigungs- und Mordfälle durch Asylbewerber im deutschsprachigen Raum.

Gleich fangen die Reden der Sprecher an. Eine davon hält eine Bundestagsabgeordnete der AfD aus Baden-Würtemberg. Von linker Seite würde wahrscheinlich behauptet werden, dass diese Szene vor Fremdenfeindlichkeit nur so triefe. Doch ich habe keine Angst wegen meiner fremden Herkunft unter diesen Leuten unwillkommen zu sein. Ganz im Gegenteil zu jener, die ich bei der Antifa wegen meines Gedankengutes verspüren muss.

Antifa: “Keine Toleranz für Intoleranz“

Nachdem die Reden begonnen haben, rühren sich hinter uns die ersten feindlichen Rufe der Antifa. Plötzlich hagelt es Eier in Richtung Rednerpult. Die Rednerin, die gerade dran ist, kann sich glücklich schätzen, dass sie anscheinend keine so gute Treffsicherheit haben. Da dieses am Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz aufgebaut wurde, wirkt die Aktion beileibe etwas ironisch. Die Polizisten können den Werfer aber schnell ausfindig machen.

Eins machen die Redner klar: “Kandel ist überall“ richtet sich gegen die steigenden Zahlen der Vergewaltigungs- und Mordfälle durch Ausländer und die fehlerhaften politischen Entscheidungen, deren Folge sie sind. Nicht gegen Ausländer an sich. Bevor der Marsch beginnt, darf ganz spontan sogar eine Migrantin, die mit “Kandel ist überall“ Gesicht zeigt, ans Mikrofon und einen Appell an andere Migranten richten, der sich nur so zusammenfassen lässt: „Integriert euch!“

Der Weg ist das Ziel

Endlich geht der Marsch zur deutschen Botschaft los. Friedlich wandern wir den inneren Ring in Wien entlang, umringt von Polizisten, pinke und österreichische Fahnen wehend, und rufen laut Sprüche wie: “Wir sind bunt und tolerant, aber nicht im Hirn verbrannt“. Zuerst an der Gegendemo am Burgtheater vorbei und etwas später an der zweiten, wo wir eine kurze Pause einlegen, während die Polizei ihren Job macht und sich zwischen uns und die Linksextremen der Antifa stellt.

Ab und zu schreien Passanten von der Seite ein paar vulgäre Obszönitäten, aber sonst kommen wir heil und unversehrt an unserem Ziel an. Nach einer letzten Ansprache der Veranstalter von “Kandel ist überall“ vor der deutschen Botschaft löst sich die Demonstration auf. Ich beobachte, wie die kleine Armee von Polizisten langsam in ihre unzählig vorhandenen Kleinbusse steigt und abzieht.

Mit zweierlei Maß wird hier gemessen

So viel Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen ist zwar schmeichelhaft, aber nicht die Art, die man in einem westlichen Land für eine Demo gegen Vergewaltigung erwarten würde. Zum Beispiel war ich vor einigen Wochen am 17. März Zeuge der „Demo gegen Faschismus und Rassismus“, bei der Tausende am Karlsplatz in Wien erschienen, um gegen die Politik der neugewählten türkis-blauen Regierung in Österreich zu protestieren. Der ganze Verkehr in der Innenstadt wurde dabei lahmgelegt.

Antifas, Grüne, Sozialisten, Kommunisten, sogar die “Omas gegen Rechts“ waren anwesend und hielten stolz ihre Banner hoch. Sie konnten ungehindert ihre Route abgehen. Es waren auch im Vergleich zu “Kandel ist überall“, bei dem circa 400 Leute Gesicht zeigten, viel weniger Polizisten im Einsatz. Was ist also der Unterschied? Ist Vergewaltigung, egal durch wen, denn nicht wie Rassismus ein Thema, über das sich die meisten von uns einig sein können?

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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