Kapfenberg: Schüler sollten Patrioten mit Christchurch-Terror verknüpfen
Eklat rund um eine Schulaufgabe in der nördlichen Steiermark. Dort ließ ein Deutschlehrer seine Schüler offenbar eine mittelbare Verbindung sowohl der Identitären als auch der FPÖ zum Massaker in Neuseeland herstellen.
Kapfenberg. – Wie die steirische Ausgabe der Krone am Donnerstag berichtet, sollten die Schüler einen fiktiven Leserbrief an das Unterstufenmagazin Topic schreiben, dessen Zielgruppe die siebte und achte Schulstufe, also 13- und 14-Jährige sind. Dabei mögen diese zunächst das Attentat mit der heimischen Identitären Bewegung (IBÖ) in Verbindung bringen. In weiterer Folge sollen sie diese dann mit der FPÖ verknüpfen.
Aufgabe: Identitäre und FPÖ mit Attentäter verknüpfen
Besonders brisant ist dabei, dass es sich nicht um eine offene Fragestellung handelt. Als möglichen Brückenschlag gibt der Lehrer zweierlei an: Entweder soll dies über den Erhalt einer Spende 14 Monate vor dem Attentat geschehen. Oder aber indem man zeige, dass „die Geisteshaltung des Terroristen in vielerlei Hinsicht der Ideologie der IB“.
Als wäre diese gewagte Hypothese nicht abenteuerlich genug, soll die patriotische Gruppierung dann noch mit den Freiheitlichen verknüpft werden. Anschließend solle man „eigene Haltung“ finden und beurteilen, ob diese Verbindungen „in Ordnung“ seien. Abschließend soll man Maßnahmen fordern – zum Beispiel ein Identitären-Verbot oder ein Kappen sämtlicher vermeintlicher Seilschaften seitens der FPÖ.
Stadtspitze gegen politische Beeinflussung im Unterricht
Erbost zeigte sich daraufhin der FPÖ-Vizebürgermeister der obersteirischen Stadtgemeinde, Reinhard Richter. Indieser Aufgabe werde „bewusst suggeriert“, dass seine Partei „auf der gleichen Ebene wie der Massenmörder“ stünde. Es könne jedenfalls nicht sein, dass Schüler „derart politisch indoktriniert“ würden. Er fordert Konsequenzen für den verantwortlichen Lehrer.
Einen ähnlichen Ton schlug aber auch das politische Gegenüber an. Bürgermeister Fritz Kratzer (SPÖ), stellte fest, dass „politische Beeinflussung“ im schulischen Bereich „egal in welche Richtung“ abzulehnen sei. Seine Parteikollegin Ursula Lacker als steirische Bildungslandesrätin verlangte Objektivität im Unterricht und bat die Bildungsdirektion um Aufklärung in diesem Fall.
Bildungsdirektion: „Persönliche Gesinnung im Unterricht nicht bewerben“
Diese möchte laut Krone zwar noch Experten befragen, stellt aber ebenso deutlich klar, dass Lehrer ihre „persönliche Gesinnung“ im Unterricht nicht „bewerben“ dürfe. Deren pädogischer Leiter, Hermann Zoller, hätte eine „offene Fragestellung“ bevorzugt gegenüber einer „Anleitung, die manipulativ wirkt“.
Welche konkreten Konsequenzen die Aufgabe für den verantwortlichen Lehrer haben wird, ist vorerst noch unbekannt. Zumindest ein Mahnbrief soll der Krone zufolge allerdings an den Pädagogen ergehen.
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