Leipzig: Linksextreme Demonstration für die Rückkehr von Simeon T. aus Ungarn
Der mutmaßliche Linksextremist Simeon T. ist Ende Mai nach Ungarn ausgeliefert worden. Nun haben in Leipzig hunderte für seine Rückkehr nach Deutschland demonstriert. Die Polizei ermittelt wegen möglicher Straftaten bei der Demonstration.
Leipzig. – Rund 550 Menschen haben am Samstag in Leipzig für den vor einer Woche nach Ungarn abgeschobenen Simeon T., der sic inzwischen Maja T. nennt, demonstriert. Die Tagesschau und die Leipziger Volkszeitung berichteten. Unter dem Motto „Keine Auslieferung“ zogen die Demonstranten vom Bayerischen Bahnhof zum Herderpark. Die Stimmung während der Demonstration war feindselig, die Polizei musste mehrfach einschreiten, weil einige Teilnehmer vermummt waren und der Mindestabstand zwischen den Transparenten nicht eingehalten wurde.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot von rund 1.000 Beamten aus mehreren Bundesländern, darunter auch Wasserwerfern, präsent, um mögliche Zwischenfälle zu verhindern. Trotz des strömenden Regens verlief die Demonstration ohne größere Störungen. Lediglich bei einer Zwischenkundgebung auf dem Südplatz kam es vereinzelt zu Spannungen.
Veranstalter spricht von „eklatantem Rechtsbruch“
Der 23-jährige Simeon T. aus Jena wird von den ungarischen Behörden beschuldigt, Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein und an gewalttätigen Übergriffen auf Teilnehmer des Marsches zum Tag der Ehre in Budapest im vergangenen Jahr beteiligt gewesen zu sein. Die Auslieferung wurde durch eine Eilentscheidung des Bundesverfassungsgerichts untersagt; T. war zu diesem Zeitpunkt aber bereits an Ungarn übergeben worden.
Die Veranstalter der Kundgebung kritisierten das Vorgehen der deutschen Behörden scharf und bezeichneten die Auslieferung als „eklatanten Rechtsbruch“. Sie wiesen darauf hin, dass T. in Ungarn unmenschliche Haftbedingungen drohten und bezweifelten die Rechtsstaatlichkeit eines Verfahrens in Ungarn.
Die Polizei ermittelt nun wegen möglicher Straftaten während der Demonstration, unter anderem wegen einer von Teilnehmern skandierten polizeifeindlichen Parole. Trotz der Kontroverse um den Fall und der politischen Dimension der Proteste blieb die Lage weitgehend unter Kontrolle.