Leipzig: Vier Tote bei illegalem Autorennen – Bilal A. trotz Haftstrafe vorerst in Freiheit
Vor rund zwei Jahren endete ein illegales Autorennen in Eilenburg tödlich – allerdings nicht für den Täter. Er wurde jetzt zu einer mehrjährigen Jugendstrafe verurteilt, bleibt aber vorerst trotzdem auf freiem Fuß.
Der Verurteilte blieb nach dem Urteil vorerst auf freiem Fuß.
© IMAGO / STAR-MEDIAEilburg/Leipzig. – Ein illegales Autorennen endete in einer Katastrophe: Im März 2023 raste ein damals 18-jähriger Syrer ohne Führerschein mit einem schweren Mercedes durch Eilenburg und verursachte einen Unfall, bei dem vier Menschen starben. Jetzt wurde Bilal A. in einem geheimen Prozess zu dreieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt, wie Tag24 berichtet.
Unfall mit verheerenden Folgen
Am 9. März 2023 war Bilal A. mit einer Mercedes E-Klasse auf der B 87 in Richtung Torgau unterwegs - trotz nasser Fahrbahn viel zu schnell, wie Gutachter später feststellten. Bei etwa 120 Stundenkilometern verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug und schleuderte in den Gegenverkehr. Der Mercedes rammte einen Opel Meriva, schleuderte zurück und zerstörte einen Kia Venga. Ein nachfolgender Mitsubishi Outlander prallte in die Wracks und kollidierte anschließend mit einem Lkw. Die Bilanz des schweren Unfalls war verheerend: Ein älteres Ehepaar im Kia sowie zwei Insassen des Mitsubishi (68 und 67 Jahre alt) kamen ums Leben. Zwei weitere Mitfahrer (64 und 63 Jahre) wurden schwer verletzt.
Geheimprozess vor Leipziger Gericht
Seit Dezember 2023 stand Bilal A. vor dem Landgericht Leipzig - allerdings ohne öffentliche Ankündigung oder Terminaushang. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil der Angeklagte trotz seiner Volljährigkeit nach Jugendstrafrecht verurteilt wurde. Der Grund: Bereits im Oktober 2022 war er illegal mit demselben Fahrzeug unterwegs gewesen, hatte einen Unfall gebaut und Fahrerflucht begangen. Da er damals erst 17 Jahre alt war, wurde dieser Vorfall in das Verfahren einbezogen, so dass der Angeklagte von den besonderen Schutzmechanismen des Jugendstrafrechts profitierte.
Vor Gericht legte Bilal A. ein Teilgeständnis ab. Er räumte ein, am Steuer des Mercedes gesessen zu haben, gab aber an, sich wegen einer Kopfverletzung nicht mehr an den Unfall erinnern zu können. Unklar blieb auch, wer ihm den Wagen überlassen hatte. Der Wagen war mit einer Tageszulassung auf ihn zugelassen, hatte aber keinen TÜV.
Urteil: Dreieinhalb Jahre Jugendhaft
Das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Christine Ludewig sprach Bilal A. am Dienstag in allen Anklagepunkten schuldig: fahrlässige Tötung in vier Fällen, zweifache fahrlässige Körperverletzung, vorsätzliches Fahren ohne Fahrerlaubnis und Unfallflucht. Das Strafmaß: dreieinhalb Jahre Haft. Trotz des Urteils konnte der Syrer das Gerichtsgebäude als freier Mann verlassen. Seine Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe plädiert, bis zu einer möglichen Berufungsverhandlung bleibt er auf freiem Fuß.
Während des Prozesses wurde offenbar ein weiteres Verfahren gegen den Angeklagten eingeleitet. Kurz vor der Urteilsverkündung beschlagnahmte die Polizei sein Mobiltelefon im Gerichtssaal. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.