Linke fordern Müllermilch-Boykott – der geht nun wohl nach hinten los
Theo Müller, Inhaber eines der größten Molkereikonzerne Deutschlands und bekannt für Produkte und Marken wie Müllermilch oder Weihenstephan, hat Kontakte zur AfD eingeräumt. Unmittelbar danach riefen Linke im Netz zum Boykott seiner Produkte auf – doch erste Berichte deuten auf das Gegenteil hin, immer mehr Nutzer berichten von leeren Regalen.
„Müllermilch, die schmeckt und weckt, was in dir steckt“ – diesen Werbeslogan kennen viele Deutsche aus der witzigen Müllermilch-Werbung der letzten Jahrzehnte. Die Müllermilch oder der Joghurt mit der Ecke darf in keinem gut sortierten Kühlregal eines Supermarktes fehlen, zu beliebt sind die Milchprodukte des Unternehmers Theo Müller. Der heute 83-jährige gebürtige Schwabe Theo Müller übernahm 1971 die väterliche Molkerei und baute sie zur größten Molkereigruppe Deutschlands aus. Sein Geheimnis, so Experten: Müller habe es geschafft, aus normalen und generischen Milchprodukten viele Markenprodukte wie den bereits erwähnten Joghurt mit der Ecke zu kreieren, die sich der Hersteller auch gut bezahlen lässt. So hätten mittlerweile rund die Hälfte der Müller-Produkte eine eigene Markenidentität – zum Vergleich: Konkurrenzprodukte sollen nur zu 15 Prozent eine eigene Identität besitzen. Dementsprechend gehört Müller zu den reichsten Deutschen, Berichten zufolge soll der Milchunternehmer ein Vermögen von über drei Milliarden Dollar besitzen – damit lag er 2014 auf Platz 35 der reichsten Deutschen.
Der erfolgreiche Unternehmer hat sich nachweislich mindestens einmal mit AfD-Chefin Alice Weidel getroffen. Nach eigenen Angaben von Müller soll es sogar regelmäßige Treffen und einen Kontaktaustausch geben, allerdings würde er Weidels Partei nicht mit Spenden unterstützen. Diese Informationen wurden letzte Woche bekannt. Grund genug für einige Akteure, vor allem aus dem linken Spektrum, zum Boykott des Müller-Konzerns und seiner Produkte aufzurufen. Lorenz Gösta Beutin (45), stellvertretender Vorsitzender der Linkspartei, rief auf X wörtlich zu einem solchen Boykott auf: „Leute wie Müller waren es, die dem deutschen Faschismus den Weg gebahnt haben. Ja, man muss ihnen das Handwerk legen, aber derweil ist es schonmal eine gute Sache, Produkte von Müllermilch, Weihenstephan oder Landliebe nicht mehr zu kaufen. Danke.“ Auch die bekannte Grünen-Politikerin Renate Künast spielte in einem Posting indirekt auf einen Boykott an, indem sie explizit die Marken der Müller-Gruppe aufzählte. Schnell ging der Hashtag #Muellermilchboykott viral.
Droht ein Streisand-Effekt?
Das Ergebnis nach wenigen Tagen dürfte den Akteuren, die auf eine wirtschaftliche Schädigung Müllers hinarbeiten, allerdings nicht gefallen. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, aber viele Berichte in den Sozialen Netzwerken lassen auf das Gegenteil schließen. Immer mehr Nutzer berichteten von leeren Regalen, aber auch vollen Einkaufskörben mit Müller-Produkten. Ebenso häuften sich die Aufrufe, jetzt speziell diese Produkte zu kaufen. Die Idee dahinter: Mit einem „Anti-Boykott“ die Boykottaufrufe der Linken kontern. So veröffentlichte der AfD-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Martin Vincentz, ein Foto von sich beim Kauf von Müllermilch-Produkten. Das AfD-Landesvorstandsmitglied Reimond Hoffmann aus Baden-Württemberg sammelte auf X Informationen und Bilder, die diesen „Anti-Boykott“ dokumentieren. In seiner Aldi-Filiale sei die letzte Müllermilch ausverkauft gewesen, wie er mit einem Foto belegte. In den Kommentaren diskutierten 700 weitere Nutzer den linken Boykottaufruf und veröffentlichten selbst Fotos oder auch nur Bestätigungen, die durchaus darauf schließen lassen, dass sich Müller-Produkte einer neuen Beliebtheit erfreuen können. Andere Nutzer wiesen jedoch darauf hin, dass Müllermilch-Produkte nach wie vor in ihren lokalen Geschäften erhältlich seien.
Eine abschließende Bewertung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, aber die Kommentare und Postings im Netz deuten durchaus darauf hin, dass die Boykottaufrufe der Linken auf Widerstand stoßen. Möglicherweise kommt es auch zu einem Streisand-Effekt, also einer Entwicklung, bei der der Versuch, einem unliebsamen anderen Akteur zu schaden, genau das Gegenteil bewirkt, im Falle Müllermilchs also ein Umsatzhoch. Dementsprechend könnte der Kommentar der Userin Paula Winterfeldt zutreffen: „Der #Muellermilch-Boykott beschert Müllermilch gerade die größte Werbekampagne seit 15 Jahren. KOMPLETT GRATIS.“ Die politische Auseinandersetzung der letzten Jahre erreicht zunehmend auch die Wirtschaft, wie beispielsweise die Auseinandersetzung des Twitter-Käufers Elon Musk mit Kritikern zeigt, die ihm Antisemitismus oder zumindest die ungehinderte Verbreitung von Antisemitismus auf seiner Plattform vorwerfen. Nach einem kritischen Bericht über angebliche neonazistische Postings auf X, unter denen Anzeigen von Werbekunden platziert wurden, zogen sich einige große Werbepartner von X beziehungsweise Elon Musk zurück.