Lockdown ohne Wirkung: Experte fordert kontrollierte Öffnungen

Mit einem mutigen Vorstoß sorgt der Infektiologe Günter Weiss, der die Innere Medizin an der Uniklinik Innsbruck leitet, für Aufsehen. Er ist nämlich der Ansicht, dass das Instrument des Lockdowns inzwischen „stumpf“ geworden ist – und man daher kontrolliert das Land wieder hochfahren sollte.
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Lockdown ohne Wirkung: Experte fordert kontrollierte Öffnungen

Symbolbild (Österreichisches Wirtshaus): Friedrich Böhringer Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 AT] (Bild zugeschnitten)

Mit einem mutigen Vorstoß sorgt der Infektiologe Günter Weiss, der die Innere Medizin an der Uniklinik Innsbruck leitet, für Aufsehen. Er ist nämlich der Ansicht, dass das Instrument des Lockdowns inzwischen „stumpf“ geworden ist – und man daher kontrolliert das Land wieder hochfahren sollte.

Innsbruck. – Die Aussage des renommierten Mediziners aus Tiroler ist umso beachtenswerter, da er noch bis vergangenen Oktober ein halbes Jahr lang fester Bestandteil der Corona-Kommission der türkis-grünen Bundesregierung war. Das Ausscheiden erfolgte damals kurze Zeit, nachdem er Kritik an der Teststrategie äußerte. Nun äußerte er sich zum wiederholten Mal kritisch zu einer Maßnahme. Bereits im Dezember hatte er nämlich bekundet, dass er Massentests für nicht zielführend halte.

Weiss plädiert für Entlastung per „Mittelweg“

Wenn es nach Weiss geht, sollte man nämlich den Bürgern mehr Eigenverantwortung zutrauen. Er ist dafür, die Menschen zu überzeugen, dass sie „durch ihr Verhalten Teil der Lösung sind und nicht Teil des Problems“. Dazu gehöre auch ein Ende der ständigen Lockdown-Politik. Während beim ersten Mal noch die meisten diese Maßnahme mittrugen, waren es beim zweiten Mal schon weniger – und beim dritten Mal änderte sich das Infektionsgeschehen nur mehr geringfügig.

Es gelte aus der „Abwärtsspirale“ aus Pandemie und Lockdown auszubrechen. Er plädiert daher für einen Weg abseits von Lockdowns: „Man muss den Leuten ihr Leben leben lassen, aber ihnen gleichzeitig auch sagen: ‚Seid vorsichtig‘. Das ist der Mittelweg, den man gehen muss. Den Leuten unter kontrollierten Bedingungen einen Teil ihres Lebens zurückgeben.“ Dadurch sende man die eine positive Botschaft an die Bevölkerung.

„Kontrollierte Öffnung“ statt ständiger Verbote

Ganz offen erklärt Weiss, dass er sich für weitreichende Öffnungen, gerade in Bundesländern, wo man es sich bei den Spitalskapazitäten leisten kann, ausspricht. Der Beitrag zur Eindämmung der Virus-Verbreitung sei womöglich nachhaltiger, wenn man nicht „dauernd auf Verbote setzt“, die letzten Endes wenig brächten. Denn die Sperre des öffentlichen Raumes führe zu privaten Treffen – dort fänden auch derzeit eher Ansteckungen statt.

Dazu gehört seiner Ansicht nach auch dezidiert eine Öffnungen von Lokalen – und zwar nicht nur im Freien, sondern auch in Innenräumen. Weiss bezeichnet diese Route als „kontrollierte Öffnung mit eingebauten Sicherheitsnetzen“. Man solle die Menschen zwar zu Vorsicht mahnen, müsse ihnen aber „Perspektiven und Freiheit“ ermöglichen. Empfehlungen funktionierten dabei besser als harte Verbote.

Auch Freiheitliche fordern rasche Öffnung

Nicht zuletzt durch die Deutlichkeit seiner Stellungnahme sahen sich insbesondere die Freiheitlichen, die seit längerer Zeit für ein solches Modell plädieren, in ihrer politischen Stoßrichtung bestätigt. Auch FPÖ-Chef Norbert Hofer betont, dass man auf die „Eigenverantwortung der Menschen setzen“ müsse. Weiters sei klar, dass Handel, Gastronomie und Hotellerie „keine Infektionstreiber sind“. Dort brauche es daher „rasche“ Öffnungsschritte. Weil niemand Interesse an steigenden Zahlen habe, ist sich der blaue Spitzenpolitiker sicher, dass sich die Menschen weitgehend an die Empfehlungen halten würden.

Weniger diplomatisch, aber im Inhalt ähnlich, äußerte sich Udo Landbauer, der niederösterreichische FPÖ-Landesparteichef. In seinem Bundesland wurde zuletzt der harte regionale Lockdown ein weiteres Mal verlängert und soll bis zum 2. Mai dauern. Sein Appell an Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Hören Sie auf, unsere Bevölkerung einzusperren und mit Strafen zu malträtieren.“ Ein Endlos-Lockdown sei „keine Lösung“, es brauchen einen „Startschuss für eine Rückkehr zur Normalität“, so Landbauer.  

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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