Nach Löschwelle gegen Patrioten: ‚EinProzent‘ verklagt Facebook
Die Bürgerinitiative EinProzent wirft Facebook vor „die Informations- und Meinungsfreiheit der ‚kleinen Leute‘ einzuschränken und geht derzeit in deren Sinn gerichtlich gegen die eigene Sperre vor.
Görlitz. – Wie die unabhängige, patriotische Plattform auf ihrem Blog bekanntgibt, möchte man „mithilfe renommierter Medienrechtsanwälte […] eine weitreichende Grundsatzentscheidung herbeiführen“. Ziel sei es, dass Facebook künftig nicht „willkürlich unliebsame Inhalte löschen“ oder Seiten „mit fadenscheiniger Begründung sperren“ dürfe.
Facebook-Sperre „ohne Vorwarnung oder Grund“
Dabei schöpft man auch aus dem eigenen leidvollen Erfahrungswert: Denn just zum Höhepunkt der eigenen Kampagne „Wahlbeobachter werden“ sperrte das soziale Netzwerk die Seite von EinProzent – Die Tagesstimme berichtete. Nach Darstellung der Bürgerinitiative sei dies damals gar „ohne Vorwarnung oder die Nennung eines Grundes“ passiert.
Mittlerweile würde Facebook sogar so weit gehen, EinProzent als „Hassorganisation“ darzustellen. Dafür haben die Verantwortlichen kein Verständnis: „Obwohl völlig unklar ist, was damit gemeint sein soll, behauptet Facebook, unser kritischer, aber dennoch friedlich und demokratisch geäußerter Protest falle unter diesen Tatbestand.“
Warnung vor „gelenkter Meinungsfreiheit“
Bei diesem Begriff handle es sich aber um „ein Fantasiekonstrukt des US-Konzerns ohne rechtliche Bedeutung“. Brisant daran sei, dass damit „fast alle Meinungen gebrandmarkt und aus der öffentlichen Diskussion getilgt“ werden könnten. Sollte es dem Konzern gelingen, seine Schöpfung in deutsches Recht umzuwandeln, drohe eine „beschnittene und durch ein amerikanisches Unternehmen gelenkte ‚Meinungsfreiheit‘.
Verfahren könnte Grundsatzentscheidung bringen
Nach dem Verhandlungstermin am Montag vor dem Landgericht Görlitz gibt sich EinProzent, welches sich als Verein organisiert, zuversichtlich. Denn wie die Sächsische Zeitung berichtete, äußerte sich Richter Hans-Jörg Gocha kritisch über die Löschung. Die Verhandlung sei juristisches Neuland: Denn bislang wurde vor Gerichten hauptsächlich die Löschung einzelner Beiträge ausjudiziert.
Erstmals gehe es nämlich um den völligen Ausschluss eines Vereins aus einem Netzwerk, welches durchaus Monopolstellung habe. Gocha zufolge stelle die Verbannung für einen Verein „eine erhebliche Einschränkung“ dar, wenn die „Hauptverbreitungskanäle nicht zur Verfügung“ stünden. Er geht von einer Grundsatzentscheidung aus: „Das könnte eine Entscheidung sein, die ‚ewig‘ von Bestand ist.“
EinProzent will „bis in die letzte Instanz“ kämpfen
Weil der Rechtsstreit allerdings nicht ganz billig ist – bislang summierten sich bereits 30.000 Euro an Prozesskosten – bittet EinProzent seine Sympathisanten um tatkräftige Unterstützung. Denn es gehe um nichts geringeres als „unser aller Freiheit“. Die Frage stelle sich, ob Quasi-Monopolisten ihre Stellung „missbrauchen“ dürften, um „unliebsame, aber zulässige Meinungen zu zensieren“.
Damit die Bürger dagegen „in ihrer Meinungs- und Informationsfreiheit bestärkt“ würden, möchte man die Sache jedenfalls „bis in die letzte Instanz durchfechten“. Denn bei der „Beschneidung grundgesetzlicher Rechte“ verstehe man „keinen Spaß“. Auch Facebook werde „das lernen (müssen“). Eine erste Entscheidung des Landgerichts Görlitz wird für 29. November erwartet.
Antaios-Verlag spendet Erlös von Kalender
Wer sich an den Prozesskosten beteiligen möchte, kann dies einerseits über die EinProzent-Seite oder klassisch per Überweisung tun – für diesen Fall bittet die Initiative, den Verwendungszweck „Freiheit“ anzugeben. Zudem erklärte sich der patriotische Antaios-Verlag solidarisch. Im hauseigenen Rundbrief kündigte man an, den gesamten Erlös der 250 Exemplare des frischen Jahreskalenders den Kollegen von EinProzent für ihren Prozess zukommen lassen zu wollen.
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