Spiegel-Magazin nutzt Material von Antifa: Journalistin erntet heftige Kritik
Ein Spiegel-Bericht über rechte Akteure und Vereine sorgt in den Sozialen Medien aktuell für Aufsehen, da das Magazin bei der Recherche offenbar auf Material des linksextremen Kollektivs Recherche Nord zurückgriff. Dies löste eine Welle der Kritik aus, insbesondere wegen der fragwürdigen Methoden des Kollektivs.
Berlin. – Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Spiegel auf seiner Internetseite einen ausführlichen Bericht, in dem er nicht nur die AfD, sondern auch Vereine, Verlage und einzelne Akteure aus dem rechten Umfeld ins Visier nahm. Was dabei auffällt: Das Nachrichtenmagazin hat offenbar keine Berührungsängste mit der Antifa. Denn in dem Artikel findet sich ein Foto, das Götz Kubitschek, den Verleger des Antaios Verlags, zeigt und unter dem steht, dass das antifaschistische Kollektiv Recherche Nord mehr als 100 Teilnehmer der letzten Winterakademie in Schnellroda dokumentiert habe. Der Spiegel habe die Fotos gesichtet und Personen identifiziert. Als Quelle unter dem Foto wird Recherche Nord angegeben.
Journalistin bedankt sich bei Recherche Nord
Eine der Autorinnen des Artikels ist Ann-Katrin Müller. Sie machte auf der Kurznachrichtenplattform X auf die Recherche aufmerksam, für die auch das Verbot des Compact-Magazins als Aufhänger diente. Mehr noch: In einem Beitrag unter Screenshots, die Müller auf X geteilt hat und die Ausschnitte aus der Recherche zeigen, bedankt sich die Journalistin offen bei Recherche Nord „für Fotos und Expertise“ und fügt hinzu: „Den Text gibt's auch im aktuellen Heft ;)“.
In den Kommentaren wurde Müller dafür heftig kritisiert. „Chillig wie sie mit einem linksextremen Rechercheportal zusammenarbeiten, welches nicht mal ein rechtsgültiges Impressum auf seiner Netzseite vorweisen kann und in der Vergangenheit bereits durch illegale Datenbeschaffung und deren Veröffentlichung aufgefallen ist“, heißt es dort etwa. Der AfD-Politiker Tomasz Froelich attestiert Müller „völlig schmerzbefreit“ zu sein. Viele andere Kommentare gehen in eine ähnliche Richtung. „Der Spiegel sollte mal auf einen kollektiv linksextremen Hintergrund gecheckt werden. Sehr gefährlich für die Demokratie. Ein Verbot könnte es wohl noch richten“, schreibt ein Nutzer. Einen anderen Nutzer scheint die Tatsache, dass der Spiegel mit der Antifa zusammenarbeitet, nicht mehr zu überraschen: „Die Zusammenarbeit mit Linksextremisten ist für deutsche Journalisten normal“. Philip Stein, Leiter des Jungeuropa Verlages findet es indes „erfreulich, dass die Zusammenarbeit von 'Journalisten' und Linksextremisten nun auch öffentlich dokumentiert wird.“
Das Recherchenetzwerk ist dafür bekannt, dass es seit Jahren rechte Veranstaltungen und deren Teilnehmer dokumentiert. Dabei ist es auch schon durch fragwürdige Methoden der Datenbeschaffung aufgefallen. Erst im Juni setzte Recherche Nord sogar eine Hebebühne und Drohnen ein, um Teilnehmer einer Sonnwendfeier dokumentieren zu können, die sich mit einem hohen Zaun um das Veranstaltungsgelände vor Blicken von außen schützen wollten.