Völlige Eskalation: Doch von alleine hört Corona-Irrsinn gewiss nicht auf

Es ist so weit: Wer nicht doppelt geimpft oder genesen ist, darf in keinen Baumarkt, keine Fahrprüfung absolvieren, ja nicht einmal Adventskränze und Duftkerzen kaufen. Wer im Vorjahr im Krankenhaus ein „Held der Krise“ war, ist womöglich bald arbeitslos, weil Mückstein wegen eines Krebsstation-Clusters mit 50 Prozent geimpften Mitarbeitern einen Impfzwang für Gesundheitsberufe erlässt. Und Ärztekammer-Chef Szekeres träumt bereits von der generellen Impfpflicht. Ein Ende des freien Drehens an der Eskalationsschraube ist nicht in Sicht. Doch Druck erzeugt Gegendruck – und so ist es absehbar, dass viele Bürger diesem empfundenen Unrecht die Stirne bieten.
Julian Schernthaner
Kommentar von
16.11.2021
/
6 Minuten Lesezeit
Völlige Eskalation: Doch von alleine hört Corona-Irrsinn gewiss nicht auf

Am 14. November 2021 nahmen Bundeskanzler Alexander Schallenberg (m.), Bundesminister Karl Nehammer (l.) und Bundesminister Wolfgang Mückstein (r.) an einer Pressekonferenz zu Corona-Maßnahmen teil. Foto: (C) BKA/Florian Schrötter

Es ist so weit: Wer nicht doppelt geimpft oder genesen ist, darf in keinen Baumarkt, keine Fahrprüfung absolvieren, ja nicht einmal Adventskränze und Duftkerzen kaufen. Wer im Vorjahr im Krankenhaus ein „Held der Krise“ war, ist womöglich bald arbeitslos, weil Mückstein wegen eines Krebsstation-Clusters mit 50 Prozent geimpften Mitarbeitern einen Impfzwang für Gesundheitsberufe erlässt. Und Ärztekammer-Chef Szekeres träumt bereits von der generellen Impfpflicht. Ein Ende des freien Drehens an der Eskalationsschraube ist nicht in Sicht. Doch Druck erzeugt Gegendruck – und so ist es absehbar, dass viele Bürger diesem empfundenen Unrecht die Stirne bieten.

Erinnern Sie sich noch an den November 2020? Damals schickten Kurz, Anschober & Co. die Bürger im Land zuerst in einen Teil-Lockdown, dann in einen vollständigen Lockdown. Man machte den Leuten mit der baldigen Zulassung der Impfungen aber Hoffnung. Anschober erklärte damals, dass es wohl reichen würde, wenn sich nur 60 Prozent der Österreicher impfen, um die Herdenimmunität zu erreichen. Dann sei auch wieder für alle Bürger im Land das „alte Leben“ möglich. Geblieben ist von diesen hehren Absichten wenig – vom „alten Leben“ ist man so weit entfernt wie nie.

Daumenschrauben erbarmungslos angezogen

Denn ein Jahr später stehen wir zwar bei über 65 Prozent Impfquote. Dort die Neuinfektionen sind auf einem Allzeithoch. Es häufen sich landauf, landab die Impfdurchbrüche. In Oberösterreich waren sogar zwischen 15. Oktober und 2. November 57 Prozent der frischen Intensivpatienten „vollimmunisiert“. Das entsprach fast exakt der damaligen Impfquote im Bundesland. Der Anteil hatte sich in weniger als drei Wochen auf 32 Prozent verdreifacht. Doch die türkis-grüne Regierung war zu verliebt in ihr Narrativ der „Pandemie der Ungeimpften“ und zog die Daumenschrauben an. Eh wissen, Delta-Variante und so. Stufe um Stufe des ohnehin unfassbaren Stufenplans wurde vorgezogen.

Überall zitierte man die Stimmen von Intensivmedizinern, die von vollen Stationen sprachen. Besonders beliebt war dies einmal mehr in Oberösterreich. Blickte man dann auf die Zahlen im AGES Dashboard, stellte man fest: Dieses Bundesland hatte in absoluten Zahlen die höchste Anzahl an freien Betten – prozentual fast die Hälfte. Doch wieso soll man sich von Fakten blenden lassen, wenn man die Grund- und Freiheitsrechte nehmen kann? Und vielleicht noch ein bisserl Menschen mit Pferden oder „Todesengeln“ vergleichen kann? Die Pressekonferenz der Herrschaften Schallenberg, Mückstein und Nehammer am Sonntag ließ einem den Schauer eiskalt über den Rücken laufen.

Zweiklassengesellschaft als „neue Normalität“

Die Rhetorik der Türkis-Grünen ist längst außer Rand und Band – ihre Aktionen sind es ebenso. Mit dieser Woche existiert in Österreich eine Impf-Apartheid im weiteren Sinne. Jeder Ungeimpfte, dessen Genesung zu lange zurückliegt, über ein besonders intaktes Immunsystem verfügt oder einen ohnehin sehr umsichtigen Lebensstil pflegt, schaut durch die Finger. Denn immerhin kursiert ja ein gefährliches Killerseuchenvirus, das 99,8 Prozent der gesunden Menschen im erwerbsfähigen Alter überleben. Die Unfolgsamen haben kaum noch Rechte, sind Freiwild für die Fanatiker der „neuen Normalität“.

Und es geht weiter als die „Unterkante“ der Regierung. Aus wirtschaftlicher Sorge und Angst vor teuren Sanktionen drängen Firmen ihre Mitarbeiter in die Nadel. Jene, die das nicht mitmachen wollen, müssen damit rechnen, kein Arbeitslosengeld und kaum Sozialhilfe zu erhalten, wenn sie einen Job mit Impfzwang ablehnen. Mittlerweile gibt es bereits Meldungen über Ärzte (!), die außer in Notfällen keine ungeimpften Patienten mehr behandeln. Im Jahr 2021 sind Menschen wegen einer Entscheidung, die eigentlich als freiwillig galt, Bürger zweiter Klasse. Mit Ausnahme der FPÖ, die von Anfang an für die freie Entscheidung mündiger Bürger eintritt, fordert die Politik mehr Drohkulissen und mehr Zwang.

Der Ärzte-Chef und die Fessel-Impfung

Währenddessen scheint kein Ende der immer totalitäreren Zwänge in Sicht. Etablierte Medien quellen in ihren Leitartikeln vor Forderungen nach einer generellen Impfpflicht über. Der Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres sinnierte in der ORF-Pressestunde darüber, man müsse austesten, „wie die Reaktion in der Bevölkerung ist, wie man das umsetzt und erzwingt“. Er brachte dabei bildhaft die Situation ein, in der man „jemanden fesselt und ihm dann die Spritze gibt“. Geht’s eigentlich noch?

Zwar distanzierte er sich von dieser Vorstellung – allerdings existiert das Bild im Kopf der Bürger bereits. Sage ich Ihnen, Sie sollen sich genau keine Primaballerina vorstellen, die im rosa Ballkleid auf einer Regenrinne tänzelt, entsteht genau dieses Bild in Ihrem Kopf. Mit doppeltem Effekt: Für den Bürger ist das Konzept nicht mehr neu, wenn eine Impfpflicht kommt – und gleichzeitig soll das Bild des körperlich ausgeführten Impfzwangs ihn wohl dazu bringen, es doch noch schnell „freiwillig“ selbst zu erledigen. Experten bezeichnen diese massenpsychologische Taktik als sogenannte „Pre-Teaching“.

Mit brutaler Schikane in die Nadel getrieben

Die schiere Geschwindigkeit der Verschärfungen dürfte wohl auch ein zentraler Grund für die plötzlich leicht ansteigende Impfbereitschaft des Volkes sein. Die Menschen haben Angst um ihre Existenz – und die Regierung klopft sich selbst auf die Schulter. Und das europäische Ausland schaut sich den Humbug ab, will teils noch absurdere Verschärfungen. Beim deutschen Nachbarn ist eine 3G-Nachweispflicht für öffentliche Verkehrsmittel greifbar, ein Epidemiologe schlug gar vor, hier eine 2G-Schranke einzubauen. In Kombination mit einem „Lockdown für Ungeimpfte“ wäre das eine besonders diabolische Nummer. Es bleibt nur zu hoffen, dass die österreichische Bundesregierung zumindest das nicht kopiert.

Stellen Sie sich nun vor, Sie sind ein 18-jähriger Maturant. Man hat Ihnen bereits verboten, mit Freunden ins Kino, ins Lokal oder ins Schwimmbad zu gehen. Eine Führerscheinprüfung dürfen Sie nicht absolvieren, weil das für die Obrigkeit kein triftiger Grund ist, das Haus zu verlassen. Wenn Sie auch noch zumindest einen Test absolvieren müssen, um überhaupt den Bus in die Schule nehmen zu dürfen, wird das zumindest montags spannend, denn in den Teststraßen balgen Sie sich in der stundenlangen Schlange mit Berufstätigen. Vermutlich lassen Sie sich entnervt einfach impfen – und zwar ganz unabhängig davon, ob es das Risiko-Nutzen-Verhältnis für Ihre persönliche Situation hergibt.

Jeder entscheidet: Wo ist seine Grenze des Irrsinns

Ein solcher Zwang ist eine staatliche Übergriffigkeit und Strafaktion gegenüber Menschen, die sich absolut nichts zu Schulden kommen haben lassen. Auch die Einteilung von Menschen nach einem willkürlichen Merkmal und die Gestattung von Grund- und Freiheitsrechten entlang dieses Status ist in der Zweiten Republik eine einmalige Entgleisung. Gleichzeitig droht die Regierung neben den Gesunden auch den Genesenen und den Frühgeimpften: Auch sie fallen nach weit weniger als einem Jahr in die Kategorie der Aussätzigen. Egal wie hoch ihr Antikörperwert: Ohne Jaukerl gibt’s keinen Haarschnitt.

Bislang haben wohl viele Bürger bei der ständigen Erhöhungen der Schikanen mitgemacht. Es war „nur“ eine Maske, es war „nur“ ein Test, es war „nur“ eine Impfung. Mittlerweile sind es zwei bis drei Spritzen, nur um im Supermarkt eine Bratpfanne kaufen zu dürfen. Und wer dachte, irgendwann kann es nicht mehr übler werden, wurde eines Besseren belehrt. Die „liebste Sonntagsbeschäftigung“ von fast einem Drittel des Volkes ist es mittlerweile, sich stundenlang bei Eiseskälte anzustellen, nur um sich die Erlaubnis zu ergurgeln, am nächsten Tag arbeiten zu dürfen – und sonst totalentrechtet zu sein.

Widerstand beginnt im Kleinen

Es ist offenkundig: Die Freiheitsversprechen der Regierung halten nicht, es läuft letztlich auf eine „Friss oder Stirb“-Politik hinaus. Man treibt bewusst einen Spalt ins Volk. Wohl in der Hoffnung, es geht sich im Ernstfall gegenseitig an die Gurgel – anstatt gemeinsam nachzudenken, wer ihr Leben seit 20 Monaten zur Realversion eines dystopischen B-Movies verwandelt hat. Aber auch das ist gewiss: Jede Form eines sanften oder offenen Totalitarismus ist nur so stark wie das System, das ihn trägt.

Die meisten Firmen können nicht alle Mitarbeiter kündigen, wenn sie sich zusammentun – nicht mal ein Exempel können sie statuieren. Einem Dorfpolizisten wird niemand auf den Deckel geben, wenn er ein Auge zudrückt und die ungeimpfte alleinerziehende Mutter nicht straft, wenn sie im Geschäft eine Kuscheldecke für ihr Baby kauft. Jeder kann entscheiden, ob und wie er überzogene Befehle und Wünsche ausführt – oder ob er im Alltag jene Menge Widerstand leistet, die er sich selbst zutraut. Es ist nicht immer alles „Vurschrift is Vurschrift“ – es gibt für Jedermann einen Ermessensspielraum.

Am Samstag ein Zeichen für die Freiheit setzen

Die Regierung will von ihrem politischen Scheitern ablenken. Sie erklärte den ganzen Sommer über die „Pandemie für beendet“. Nun ist sie wenige Sitzungen davon entfernt, untadelige Menschen unter Strafandrohung dazu zwingen, einen medizinischen Eingriff vorzunehmen, der angesichts der Risikokurve für die überwiegende Mehrheit des Volkes nicht einmal bei voller Wirksamkeit der Vakzine medizinisch indiziert wäre. Der einzige Zugang zur Impfung sollte sein: Wer möchte, der möge – und wer nicht möchte, soll gefälligst ebenfalls nicht sekkiert werden. Doch den Mächtigen gefällt wohl die Möglichkeit, auf Knopfdruck durchregieren können. Es ist ihnen zur Gewohnheit geworden.

Etwas, das sie für jede Großwetterlage missbrauchen könnten. Wer sich wegen Corona einsperren lässt, lässt das wohl auch „fürs Klima“ mit sich machen. Jede Verschärfung ist ein Testlauf, wie weit das Volk die eigene Entrechtung mitmacht. Dass alle Maßnahmen zurückgenommen werden, glauben nur kühne Optimisten. Umso wichtiger ist es, wenn das Volk friedlich zeigt: Es hat genug von der Frotzelei. Etwa, indem es zahlreich zur Freiheitsdemo nach Wien kommt. Es wäre ein starkes Zeichen an die Gestalten der Regierung, dass sie den Bogen überspannt haben – und sich das Volk nicht spalten lässt. Denn am Ende des Tages haben sie uns mit leeren Versprechen alle betrogen: Die Geimpften und Ungeimpften.


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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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