Wegen AfD-Erfolgen: Journalist fordert „massive“ Zuwanderung im Osten

Das Ergebnis der Landtagswahl in Thüringen – die AfD wurde zweitstärkste Partei – stößt nicht überall auf Gegenliebe. Insbesondere mehrere Leute aus der Medienbranche ereiferten sich ausgiebig darüber – einschließlich äußerst umstrittener Gedankengänge.
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Wegen AfD-Erfolgen: Journalist fordert „massive“ Zuwanderung im Osten

Björn Höcke

© Vincent Eisfeld, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

Das Ergebnis der Landtagswahl in Thüringen – die AfD wurde zweitstärkste Partei – stößt nicht überall auf Gegenliebe. Insbesondere mehrere Leute aus der Medienbranche ereiferten sich ausgiebig darüber – einschließlich äußerst umstrittener Gedankengänge.

Erfurt. – Die Wahl im grünen Herzen Deutschlands ist geschlagen – und kein Stein bleibt auf dem anderen. Denn erstmals verfügen die beiden populistischen Parteien ‚Die Linke‘ und die AfD gemeinsam über die Mehrheit der Mandate. Während einige Kommentatoren noch am Wahlabend bestrebt waren, der Linksfraktion von Ministerpräsident Bodo Ramelow einen bürgerlichen Anstrich zu attestieren, war die Reaktion auf die Zugewinne der AfD von Björn Höcke ganz anders.

Zuwanderung „massiv und am besten ab sofort“

Unter den Wortmeldungen, welche besonders stark polarisierten, war ein Artikel des Zeit-Journalisten Christian Bangel. Dieser forderte in seinem Kommentar eine Zuwanderung für die neuen Bundesländer – „massiv und am besten ab sofort“. Dies könne Binnenmigration aus Städten oder den westlichen Bundesländern sein – aber auch „gezielte Migration aus dem Ausland“.

Nur auf diese Art und Wiese könnten die „bisherigen Verliererregionen […] stabile wirtschaftliche Strukturen“ aufbauen. Dort könne dann außerdem ein „Miteinander von Generationen, Milieus und Hautfarben“ entstehen, welche die AfD und deren vermeintliche „weiße Hoheitsfantasien […] lächerlich erscheinen“ lassen würden. Auf Twitter wiederholte er diese Forderung: „Der Osten muss besiedelt werden, massiv!“

Aussagen sorgen für heftigen Gegenwind

Dieser Wunsch sorgte bei vielen Twitter-Nutzern für Verärgerung und Befremdung – insbesondere bei patriotischen Stimmen. So bezeichnete etwa Philip Stein, Leiter der Bürgerinitiative EinProzent, die Fantasien Bangels als „Wahnsinn“ und zog dessen journalistische Ausrichtung in Zweifel.

Joana Cotar, Abgeordnete der AfD im Bundestag, sah sich dabei an Praktiken und Maßnahmen in der Sowjetunion erinnert und wunderte sich daher über die „merkwürdigen Vorbilder“ von Autor und Zeitung:

Andere Nutzer gingen sogar noch einen Schritt weiter und sahen gerade in der Kombination „besiedeln“ und „Osten“ gar einen historisch belasteten Vergleich zur NS-Siedlungspolitik. Selbst User, welche solche Assoziationen nicht bedienten und deren Twitter-Historie keinen Verdacht besonderer Sympathien mit der AfD vermuten lassen, äußerten sich ablehnend über die Aussagen.

NDR-Autorin will Thüringern „eine reinhauen“

Bangel war unterdessen nicht die einzige Person aus der deutschen Medienbranche, welcher mit einer streitbaren Reaktion auf das Wahlergebnis für Empörung sorgte. Jenny Kallenbrunnen, Autorin für den NDR und den Komiker Otto Waalkes und jedenfalls 2017 noch Redakteurin beim Stern, legte noch eine Schaufel drauf.

In einem mittlerweile gelöschten Tweet ließ sie Gewaltfantasien freien Lauf: Sie würde „bedenkenlos“ jedem fünften Menschen in Thüringen „einfach eine reinhauen“. Dass sie ihn wieder löschte dürfte eigenen Aussagen zufolge allerdings weniger mit ehrlicher Reue zu tun haben – sondern, dass „zu 90 Prozent Nazis“ diesen geteilt hätten. Für deren Timelines sei ihr Gesicht aber „sehr viel zu schön„.

Journalistin: Linke als „Partei der demokratischen Mitte“

Wiederum andere Personen des öffentlichen Lebens wie Zeit-Journalistin Jana Hensel ärgerten sich darüber, dass manche Beobachter die Linke und die AfD als Parteien abseits der ‚Mitte‘ charakterisierten. Wer dies täte, übernähme eine „konservative Erzählung“. Die Linkspartei sei in den neuen Bundesländern eine „Partei der demokratischen Mitte“, weswegen man aufhören solle, sie „an den Rand zu schieben“.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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