Der Streitbare – Die fünf besten Bücher von Ernst Nolte
Antisemit, Faschist, geistiger Brandstifter – Kritiker des Historikers und Philosophen Ernst Nolte (1923-2016) waren keine Vokabel zu groß, um vor seinen Schriften und Arbeiten zu warnen. Berühmt geworden durch seine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seine Rolle im „Historikerstreit“ der 1980er, erschuf Nolte das geschichtspolitische Rüstzeug einer neuen Generation von freiheitlich-konservativen Rechten. FREILICH-Redakteur Mike Gutsing hat die wichtigsten Werke zusammengestellt.
Der Faschismus in seiner Epoche (1963)
Das Erstlingswerk Ernst Noltes gilt bis heute als Klassiker. An Der Faschismus in seiner Epoche arbeitete er bereits während seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer für Deutsch, Latein und Griechisch Ende der 1950er-Jahre und nutzte sie als Habilitationsschrift. Mit Der Faschismus in seiner Epoche legt Nolte eine Arbeitsweise an den Tag, die prägend für sein gesamtes wissenschaftliches Wirken sein wird und bis heute zahlreiche Anhänger inner- wie außerhalb des akademischen Betriebes findet. Dabei deutet er das Phänomen des NS-Staates aus sich selbst heraus, analysiert dessen Selbstverständnis und leitet darüber die ideologischen Eigenarten ab. Bis dahin kannte man den Begriff nur als Selbstbezeichnung der politischen Bewegung Mussolinis und als Kampfbegriff der Nachkriegslinken, durch Nolte wurde „Faschismus“ zu einem Begriff der wissenschaftlichen Analyse.
Anders als seine Zeitgenossen es ihm auslegen, rüttelt Nolte damit an den bestehenden Denkmustern. Er argumentiert, dass der Faschismus eine Reaktion auf bestimmte historische Umstände und Krisen darstellte, und versucht dabei, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen faschistischen Bewegungen zu beleuchten. Zentral dabei ist etwa die Vorstellung, dass die unterschiedlichen Formen des europäischen Faschismus Reaktionen auf den russischen Sowjet-Kommunismus gewesen seien. Besonders diese These war es, die das Buch und damit auch Ernst Nolte schwere Kritik von Historikern einbrachte.
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Deutschland und der Kalte Krieg (1974)
Knapp dreißig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stand die Welt erneut kurz vor einem Weltenbrand. Die Blockmächte der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion rüsteten nach den Entspannungsbemühungen der 60er-Jahre erneut auf und lieferten sich einen bis dahin ungesehenen Wettlauf um die Welt. Ernst Nolte analysierte wie kein Zweiter in seinem Buch Deutschland und der Kalte Krieg das Spannungsverhältnis der zwei Großmächte. Der weltumspannende Konflikt sei, so Nolte, nicht nur ein Ringen um Einfluss, Ressourcen und Hegemonie, sondern auch ein Kampf der Ideologien. Für ihn stehen die „westlichen Demokratien“ in einem dauerhaften Konkurrenzkampf zu ihren Alternativen, die im 20. Jahrhundert die Gestalt des Nationalsozialismus und des Kommunismus einnahmen.
In Deutschland und der Kalte Krieg untersucht Nolte außerdem die geopolitischen Umstände, die zur Teilung Deutschlands führten. Dabei war er als Historiker am Puls der Zeit, der NATO-Doppelbeschluss gab nicht wenigen Westdeutschen das Gefühl, auf einmal zum Schützengraben des Kalten Krieges geworden zu sein. Nolte zieht dabei auch Parallelen zu Israel, ein Vergleich, der bei nicht wenigen zeitgenössischen Rezensenten Verwunderung und teilweise auch Bewunderung für seine Arbeitsweise erzeugte.
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Der europäische Bürgerkrieg (1987)
Die Faszination für die zugrundeliegenden Gedanken und Anschauungen hinter den großen Entwicklungen der Welt durchzieht auch Noltes kontroversestes Werk. Mit Der europäische Bürgerkrieg 1917-1945. Nationalsozialismus und Bolschewismus katapultierte er sich in das Zentrum des durch die 68er-Bewegung verschärften Historikerstreits um den Umgang der Forschung mit dem Nationalsozialismus. Seiner zentralen Kritik, die bundesdeutsche Geschichtsschreibung hätte nicht die Perspektive der Siegermächte unreflektiert übernehmen sollen, setzt Ernst Nolte mit diesem Buch einen Kontrast gegenüber, indem er die beiden Kontrahenten des „Bürgerkriegs“ gegenüberstellt.
Mit seiner These, die Konzentrationslager der Nationalsozialisten wären die Reaktion auf das Archipel Gulag der Kommunisten gewesen, stößt er nach Ansicht vieler Kollegen eine der goldenen Kühe Nachkriegsdeutschlands von ihrem Podest. Noltes akademische Forschung wird als Angriff auf die Deutungshoheit der bundesrepublikanischen Geistesgrößen verstanden und ihm als Relativierung des Holocausts ausgelegt. Der Konflikt um Noltes, häufig absichtlich falsch ausgelegten, Aussagen überschattet das Buch und den Autor bis heute. Dennoch bleibt es ein Standardwerk nicht nur für fachlich interessierte Historiker, sondern für alle, die Noltes historisches Denken verstehen möchten.
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Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert (1991)
Zu dem Anfang der 1990er-Jahre erschienen Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert. Von Max Weber bis Hans Jonas gibt es wenig zu sagen. Nicht weil das Buch nur inhaltlich schwach oder gar qualitativ minderwertig ist, sondern weil es auf den ersten Blick der logische Schritt nach den Debatten um sein letztes großes Werk Der europäische Bürgerkrieg erscheint. Zeitgenossen nannten es „ein recht abstruses Harlekinkostüm“, das sich der damals 68-Jährige angelegt hatte. Für Nolte war es die Suche nach Gleichgesinnten, die er nach der vergeblichen Suche in der Gegenwart nun in der Vergangenheit ausfindig machen wollte.
Die „Geschichtsdenker“, wie Nolte sie nennt, sind eine seltene Gattung Intellektueller, selbst unter den 39 von ihm ausgewählten Großdenkern des späten neunzehnten und des nicht gänzlich vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts sind es nur eine Handvoll. Wer ein Verständnis an der Gedankenwelt Noltes entwickeln möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
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Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus (2009)
Auch in seinem Spätwerk suchte Ernst Nolte den wunden Punkt. Die Auseinandersetzung mit dem Islamismus, mit dem Hintergrund der Anschläge vom 11. September 2001 und dem internationalen Krieg gegen den Terror ist nicht gerade extravagant. Für ihn steht der Islamismus als dritte Ideologie nach Bolschewismus und Nationalsozialismus der liberalen Demokratie fundamental entgegen. Nolte bleibt bei dieser Einschätzung unaufgeregt, das westliche Wertesystem hält er für nicht weniger existenzbedrohend für islamisch geprägte Länder, wie es andersherum der Fall ist.
Seine Kritiker warfen Nolte zeit seines Lebens vor, mehr an Ideologien als an der Wirklichkeit interessiert zu sein. Doch gerade Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus zeigt, dass Ideologie und Wirklichkeit kein gegensätzliches Paar sind. Ernst Nolte offenbart in diesem Buch erneut eine Denkweise jenseits vorgefertigter Perspektiven. Seine Ergebnisse mögen streitbar sein, die hohe Qualität seiner Arbeitsweise und die Innovationskraft seines Denkens sind es jedoch nicht.
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