Ernst Niekisch – Widerstand gegen den Westen
Ernst Niekisch ist eine der Personen, an der sich nicht nur zu seiner Zeit, sondern auch heute noch die Geister scheiden. Für die einen ist und war er ein abzulehnender Bolschewist, für andere wieder ein verdammenswerter Nationalist. Doch nicht nur seine Zeitgenossen, auch die Nachkriegsbetrachtung ist uneinig über ihr Urteil zu Niekisch.
Eine Leserrezension
Die einen sahen in Niekisch, der immerhin 1939 vom Volksgerichtshof zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt wurde, einen Antifaschisten. Für manchen Nationalrevolutionären ist er dagegen bis heute Bezugsperson. Doch wer war Niekisch, und was dachte er wirklich?
Mohler über das Buch
Darüber gibt Uwe Sauermann in seiner nun als Buch beim Lindenbaum Verlag veröffentlichten Dissertation zu Niekisch und der von ihm herausgegeben Zeitschrift „Widerstand“ ausführlich Auskunft. Bereits Armin Mohler, mit dem sich Sauermann bei Entstehen der Dissertation über die Thematik austauschte, hat sich beeindruckt über das Ergebnis gezeigt:
„Im vorliegenden Buch wird sichtbar, dass Sauermann sich mit einer Intensität, Ausdauer und Exaktheit in den Komplex Niekisch hineingearbeitet hat, die bisher noch kein anderer in dieses Thema investierte. Er hat die Wirkung Niekischs bis in die entlegensten Zeitschriften und politischen Gruppierungen hineinverfolgt – und das, ohne die großen Linien aus dem Auge zu verlieren, und mit einer erfreulichen Sicherheit in der Beurteilung von Personen und Situationen.
Ich habe mich seit meiner Jugend mit Niekisch befasst und hielt mich immer für einen ganz guten Kenner dieses Mannes. Bei der Lektüre dieses Buches habe ich nicht nur viel hinzugelernt, sondern musste auch einige liebgewordene Meinungen über Niekisch auf Grund von Sauermanns Beweisführung aufgeben oder doch zumindest nuancieren.
Das vorliegende Buch von Uwe Sauermann zeigt, dass man auch über sehr nahe und kontroverse Zeitgeschichte wissenschaftlich zu arbeiten vermag, wenn man, bei aller Engagiertheit, die eigenen Vorurteile zurückstellt und die Geduld aufbringt, sich um auch geschichtliche Vorgänge in ihrer Einzigartigkeit und steten Andersartigkeit zu kümmern.“
Nationalist und Bolschewist
Tatsächlich erweist sich Sauermanns Buch nicht nur als gesamtheitliche Darstellung von Niekisch, seiner Zeitschrift und seiner Positionen, sondern strotzt nur so von Fußnoten und Quellen. Wer also trotz umfassender Informationen noch mehr Literatur sucht, wird schnell fündig. Was bleibt, ist nicht nur ein umfassendes Buch über Niekisch, sondern trotz aller präzisen Darstellung eine fehlende Katalogisierbarkeit Niekischs. Unbedingter Nationalist und preußischer Bolschewist, fanatischer Kämpfer gegen den westlichen Liberalismus und gleichzeitiger Träumer eines antiwestlichen Imperialismus – die (scheinbaren) Gegensätze sind zu groß, um eine passende Schublade zu finden. Eine solche braucht es jedoch nicht, und wenn man eine finden will, dann bleibt jene des von seiner Idee durchdrungenen Radikalen, der seine einmal gewonnen Überzeugungen bis zur letzten Konsequenz verkündet hat.
Radikal und unbedingt
Dass Niekischs Visionen heute noch Apologeten im großen Stil finden werden, ist eher unwahrscheinlich. „Die Linke hat sich von ihm verabschiedet, und die Rechte hat ihn aufgenommen. Fraglich ist nur, ob die Rechte mit ihm glücklich wird. Ernst Niekisch hatte strenge Maßstäbe; die konservative Rechte der Weimarer Republik und auch die von heute konnte und können seinem Maßstab nicht genügen. Die heutige Rechte müsste neue Ufer suchen und mit revolutionären Konzepten experimentieren, wenn sie Niekischs Wohlwollen aus dem Jenseits bekommen wollte. Dafür spricht nichts“, schreibt Sauermann in seinem Vorwort. Ob die Rechte solche Konzepte will und ob Niekischs Visionen dafür ein tauglicher Anknüpfungspunkt sind, muss sie für sich entscheiden. Wer jedoch Einblicke in die Gedankenwelt des vermutlich unbedingtesten deutschen Nationalisten der Weimarer Republik erhalten will, wird zu Sauermanns Buch greifen müssen.
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