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Humorlegende Cleese setzt sich bei Elite-Uni selbst auf schwarze Liste

In Großbritannien ist einmal mehr eine Debatte über Kunst- und Meinungsfreiheit ausgebrochen. Dem vorausgegangen war, dass ein Kunsthistoriker während einer Debatte Hitler parodierte und danach mitgeteilt bekam, er sei bei Veranstaltungen der renommierten Cambridge-Universität nicht länger willkommen.
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Humorlegende Cleese setzt sich bei Elite-Uni selbst auf schwarze Liste

Bild (Cleese 2017): RaphaelMoran via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten)

In Großbritannien ist einmal mehr eine Debatte über Kunst- und Meinungsfreiheit ausgebrochen. Dem vorausgegangen war, dass ein Kunsthistoriker während einer Debatte Hitler parodierte und danach mitgeteilt bekam, er sei bei Veranstaltungen der renommierten Cambridge-Universität nicht länger willkommen.

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Cambridge. – Der Vorfall spielte sich bei einer Veranstaltung der Hochschülerschaft „Cambridge Union“ ab. In einer Debatte darüber, ob es guten oder schlechten Geschmack gäbe, vertrat Andrew Graham-Dixon die Position, dass die Existenz schlechten Geschmacks auch jene des guten Geschmacks bejahe. Dafür parodierte er Adolf Hitler und seine Ansichten zur Kunst, die seiner Meinung nach ein wichtiges Merkmal des nationalsozialistischen Kulturkampfes waren. Als ein Mitschnitt an die Öffentlichkeit geriet, folgte ein Shitstorm – und Graham-Dixon wurde zur persona non grata erklärt. Nun erhält er aber prominente Rückendeckung – denn Monty Python-Star John Cleese erklärte sich solidarisch.

Cleese sorgte selbst mit Hitler-Parodie für Furore

Er versuchte, die Absurdität der Debatte – es war offensichtlich, dass Graham-Dixon keine Sympathien für das Dritte Reich hegt – darzustellen. Auf Twitter schrieb Cleese: „Ich habe mich darauf gefreut, mich am kommenden Freitag bei der Cambridge Union mit Studenten zu unterhalten. Allerdings habe ich vernommen, dass jemand auf der schwarzen Liste landete, weil er eine Hitler-Impression abgab. Ich bedaure, aber ich habe dasselbe in einer Monty Python-Show abgezogen. Also setze ich mich selbst auf die schwarze Liste, bevor es jemand anders tut.“ Der Sketch gilt als zeitloser Klassiker.

Cleese, der selbst in Cambridge studierte, befand weiter: „Ich möchte mich bei allen im Cambridge entschuldigen, die mit mir sprechen wollten. Aber vielleicht können manche von euch einen Ort auftreiben, wo diese ‚Woke-Regeln‘ nicht gelten.“ Cleese ist schon länger dafür bekannt, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen und lehnte Denk- und Sprechverbote zeitlebens ab. Er selbst vertritt ein klassisch liberales Weltbild, gilt aber auch als Kritiker des Zeitgeistes. Vor einiger Zeit bedauerte er, dass London „keine englische Stadt mehr“ sei und politische Korrektheit „das Kabarett tötet“.

Englands Kult-Komiker ohne Blatt vor dem Mund

Die „Cambridge Union“ bedauert die Cleese-Absage – gerade auch weil der beliebte Komiker aktuell an einer kritischen Dokumentation zur „Woke Culture“ arbeitet. Es sei „sehr schade“, dass er nicht mehr kommen wolle, sei aber weiterhin willkommen. Man hofft weiter, Cleese in der Zukunft zu einem Auftritt zu bewegen und glaubt, dass sich die Situation noch zeitnah kitten ließe, so deren Präsident Keir Bradwell. Dieser will seine „Blacklist“ auch nur als Denkanstoß und Leitfaden verstanden wissen.

Cleese ist nicht das einzige „Monty Python“-Mitglied, das sich derzeit im Clinch mit dem politisch-korrekten Kulturbetrieb befindet. Erst vor etwas mehr als einer Woche entschied sich das „Old Vic“-Theater in London, eine Produktion mit Terry Gilliam nicht mehr durchzuführen. Auslöser dafür war unter anderem ein Transgender-Witz (TAGESSTIMME berichtete). Außerdem hatte Gilliam erklärt, dass die #MeToo-Bewegung seiner Ansicht nach teils zur „Hexenjagd“ gegen Unschuldige blase.


Weiterlesen:

Cancel Culture: „Monty Python“-Star wegen Transgender-Witz ausgebootet (03.11.2021)

„London ist keine englische Stadt mehr“: Wirbel um Humorlegende Cleese (31.05.2019)

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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