Prager Nationaltheater streicht Oper von Tschaikowski

Das Nationaltheater betont aber, dass man nicht alle Stücke russischer Urheber aus dem Programm streichen will.
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Prager Nationaltheater streicht Oper von Tschaikowski

Bild: Nationaltheater in Prag / Bild: Lynx1211, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

Das Nationaltheater betont aber, dass man nicht alle Stücke russischer Urheber aus dem Programm streichen will.

Prag. – Das tschechische Nationaltheater in Prag hat wegen der russischen Invasion in der Ukraine auch ein Werk des russischen Komponisten Pjotr Tschaikowski, nämlich die Oper „Pantöffelchen“, aus seinem Progamm gestrichen. In der Begründung zu dieser Entscheidung heißt es, es handle sich um keinen Boykott russischer Kultur, allerdings wolle man wegen des historischen Kontextes „eine Erzählung über das Große russische Reich nicht unterstützen“.

Premiere abgesagt

In einer Situation, wo Russland einen aggressiven Krieg gegen die Ukraine führe und imperiale Forderungen erhebe, „tritt leider der historische Kontext, in dem sich die Tschaikowski-Oper abspielt, in den Vordergrund und wird zu einem sensiblen Thema, vor dem man die Augen mit dem Hinweis, dass es sich ‚um nur ein Märchen‘ handelt, nicht verschließen kann“, erklärte der Kunstdirektor der Oper des Nationaltheaters, Per Boye Hansen.

Die Führung des Nationaltheaters habe deswegen beschlossen, die in Vorbereitung stehende Oper „Pantöffelchen“, deren ursprünglich geplante Premiere für die nächste Saison vorgesehen war, „nicht zu realisieren“. Man halte es als „völlig unangebracht, der Pro-Putin-Propaganda selbst die kleinste Möglichkeit zum Missbrauch der Kunst zur Rechtfertigung der verbrecherischen Absichten und Taten der politischen Führung Russlands zu bieten“, so Hansen.

„Stehen an Seite der Ukraine“

Der Sprecher des Nationaltheaters, Tomas Stanek, ergänzte, man stehe an der Seite der Ukraine und „wir respektieren die Entscheidung der Inszenatoren, eine Erzählung über das „Große“ russische Reich nicht zu unterstützen“. Gleichzeitig beschwichtigte er auch, denn es würden keineswegs alle russischen Autoren aus dem Repertoire verschwinden. Man werde weiterhin Stücke wie die Dramatisierung des Dostojewski-Romans „Der Idiot“ oder das Ballett „Der Schwanensee“ zur Musik Tschaikowskis aufführen. Auch „Aschenbrödel“ von Sergei Prokofjew werde weiterhin im Programm des Nationaltheaters und seiner Oper bleiben.

Das Prager Nationaltheater ist nicht der erste Veranstalter, der Werke von Tschaikowski aus seinem Programm entfernt. Kürzlich hatte das Cardiff Philharmonic Orchestra die Aufführung der Ouvertüre „1812“ abgesagt. Ebenfalls hatte bereits das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bei einem Konzert den „Slawischen Marsch“ von Tschaikowski gegen eine Hymne des ukrainischen Komponisten Mychajlo Werbyzkyjs ausgetauscht.

Über den Autor

Monika Šimić

Monika Šimić wurde 1992 in Zenica (Bosnien und Herzegowina) geboren. Die gebürtige Kroatin wuchs in Kärnten auf und studierte Übersetzen mit der Sprachkombination Russisch und Englisch in Graz.

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