Wiesinger: „Brauchen mehr Ehrlichkeit in der Kunst!“
Der patriotische Maler Odin Wiesinger polarisiert und sorgt damit für heftige politische Diskussionen. Im Gespräch mit der Tagesstimme reflektiert er über die jüngste Kontroverse um seine Person, die Wichtigkeit von Heimat und den Zustand der zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene.
Die Tagesstimme: Sehr geehrter Herr Wiesinger – vor einigen Wochen sorgte österreichweit für großes Aufsehen, dass Sie von der FPÖ für einen Posten im Kulturbeirat des Landes Oberösterreich vorgeschlagen wurden. Hat Sie diese hohe Wertschätzung überrascht – und wie eng ist Ihre Beziehung zu den Freiheitlichen?
Odin Wiesinger: Das hat nichts mit Wertschätzung zu tun, sondern ich bin FPÖ-Mitglied und wurde gefragt, ob ich für die FPÖ in den Kulturbeirat gehen möchte. Im Nachhinein betrachtet: Leider habe ich mich überreden lassen!
Die Tagesstimme: Nach dieser Ankündigung machten diverse linke Politiker sofort gegen Ihre Nominierung mobil. Verstehen Sie die Kontroverse um Ihre Person?
Odin Wiesinger: Diese Kontroverse verstehe ich nur insofern, als dass diverse politische Parteien des linken Spektrums, sowie der – leider immer mehr -politisch agierende Kulturbetrieb ein Feindbild brauchen. Dass man aber hier mit Unterstellungen, Manipulationen und Denunziation arbeitet, um gegen mich Stimmung zu machen, finde ich sehr bedenklich.
Ein Beispiel: Über mich können sie oftmals Folgendes lesen: der „Burschenschafter-Künstler“, der „rechtsextreme Künstler“ und so weiter. Liest man derartige Attribute auch bei anderen Künstlern? … Da könnte man mit Bestimmtheit manchen als „linksextremen, SPÖ-, KPÖ-, et cetera Künstler“ bezeichnen, aber es wird nicht gemacht!
Die Tagesstimme: Etwa gleichzeitig ließ die Unterstützung des umstrittenen Blutmalers Hermann Nitsch für die Grünen-Kandidatin Sarah Wiener die Wogen nicht annähernd so hochgehen. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?
Odin Wiesinger: Kurze und klare antwort: JA!
Die Tagesstimme: Letztendlich entschieden Sie, von einem Einzug in den Kulturbeirat Abstand zu nehmen. Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, von Ihrer Nominierung zurückzutreten? Gab es auch Drohungen gegen Sie oder Ihre Familie?
Odin Wiesinger: Diese ganzen Unterstellungen und ungustiösen Beschimpfungen haben in kürzester Zeit ein Ausmaß angenommen, das ich meiner Familie nicht auf Dauer zumuten wollte! Enttäuscht bin ich hier vom oberösterreichischen Landeshauptmann, der nur auf linke Zurufe reagierte, und mir nicht einmal die Möglichkeit einer Gegendarstellung beziehungsweise eines klärenden Gesprächs mit ihm gab.
Die Tagesstimme: Immer wieder unterstellen Ihre Kritikern Ihnen, sie würden rechtsextremes Gedankengut pflegen. Dabei verweisen sie auch auf streitbare Äußerungen Ihrerseits zu historischen Themen. Wie bewerten Sie solche Anschuldigungen?
Odin Wiesinger: Das sind keine Kritiker, sondern denkfaule Menschen, die jeden, der nicht sofort und eindeutig ihrem „linken Gedankengut“ und ihrer Weltsicht zuteilbar ist, als rechtsextrem bezeichnen!
Die Tagesstimme: Wie wichtig ist dennoch eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um die Zukunft zu bewältigen?
Odin Wiesinger: Ich bin davon überzeugt, dass Geschichte keine „ideologische Einbahn“ sein sollte, und das passt natürlich so manchem nicht, der sich dann aus politischen Motiven heraus von vornherein einer kritischen Auseinandersetzung verweigert!
Die Tagesstimme: Im Zentrum der Kritik steht auch regelmäßig Ihre Altherrenschaft bei einer Mittelschulverbindung. Zurecht?
Odin Wiesinger: Ich bin Burschenschafter, und ich stehe dazu! Das ist ja auch nichts Verbotenes, auch wenn es den Grünen nicht gefällt, und von Teilen der Roten nicht erwünscht ist – die damit ihre Geschichte leugnen, denn die Begründer der österreichischen Sozialdemokratie, Adler und Pernerstorfer, waren Burschenschafter!
Die Tagesstimme: Viele Ihrer Werke widmen sich tatsächlich Elementen aus der studentischen Tradition. Welche wichtigen Lehren nimmt ein Mensch von dieser für viele Leute kaum verständlichen Welt fürs Leben mit?
Odin Wiesinger: Richtig, einigen meiner werke liegen studentische/burschenschaftliche Motive zugrunde. Einige davon sind in Österreich, in der BRD und in der Schweiz zu finden, sogar in Chile und Amerika! Der Wahlspruch der Burschenschaft „Ehre – Freiheit – Vaterland“ hat meines Erachtens nach allgemeine Gültigkeit im Leben eines jeden Menschen.
Die Tagesstimme: Mehrere überregional bekannte, heimatverbundene Mundartdichter wie Franz Stelzhamer, Ludwig Luber oder Hans Schatzdorfer kamen wie Sie aus dem Innviertel, ebenso die Bildhauerdynastie Schwanthaler. Zahlreiche Maler wie Wilhelm Träger, Max Schlager oder Hans Schachinger wirkten ebenso in der Region. Als Andorfer Urgestein: Was macht das Innviertel für Künstler aller Art so attraktiv?
Odin Wiesinger: Es ist die Mischung aus Landschaft und Menschen, welche den Charakter einer Region prägt … leider werden die „echten“ Innviertler immer weniger! Aber ich möchte dazu einfach den „Franz aus Piesenham“ [Stelzhamer, Anm. der Red.] zitieren:
„Frisch außa, was drin is,
nöt kriachn am Bauch,
frei d´Hand göbn,
ins Gsicht schaun,
is Innviertler Brauch.“
Die Tagesstimme: Ihre Malkunst sticht durch realistische Bilder hervor. In der Vergangenheit äußerten sie sich immer wieder kritisch über abstrakte und aktionistische Kunst. Glauben Sie, gegenständliche Kunst kann zeitnah eine Renaissance feiern?
Odin Wiesinger: Zur Zeit arbeite ich hauptsächlich realistisch. Natürlich habe ich mich auch kritisch über Kunst geäußert, da meiner Meinung nicht alles, was uns von Seiten der Medien als „abstrakte Kunst“ verkauft wird, auch Kunst ist! Der Aktionismus, wie ihn eine Wiener Gruppe prägte, war nie „meine Sache“.
Der Begriff ‚Renaissance‘ ist vielleicht übertrieben, denn die gegenständliche Kunst war ja nie weg, obwohl sich das mancher gewunschen hätte! Mein Professor an der Kunsthochschule forderte immer „mehr Ehrlichkeit“ in der Kunst, das würde uns heute bestimmt nicht schaden.
Die Tagesstimme: Die linksgerichtete Plattform ‚Stoppt die Rechten‘ hat wegen Ihrer Künstlersignatur eine Strafanzeige eingebracht, weil diese der historisch belasteten Odalrune ähnlich sehen soll. Wie bewerten Sie diesen Vorstoß – und was drückt Ihre Signatur tatsächlich aus?
Odin Wiesinger: Ich habe, um meine Skulpturen zu signieren, vor ca. 25 Jahren (!!!) ein sogenanntes „Steinmetzzeichen“ in der Tradition der Dombauhütten kreiert. Es besteht aus einem O, einem W und den zwei i-Punkten.
Diese Strafanzeige, das ist Denunziantentum, wie man es mit dem Ende der DDR und damit verbundener Stasi-Methoden überwunden glaubte. Ein widerlicher Polit-Aktivismus, der hier von dieser Plattform und einem ex-Politiker der Grünen betrieben wird!