AfD-Politiker Berndt zum Wahlerfolg: „Im Osten sind wir Volkspartei“

Der brandenburgische AfD-Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt zeigt sich nach den Wahlerfolgen im Osten bei der Bundestagswahl zufrieden. Dennoch müsse die Partei vor allem bei jungen Menschen noch stärker werden, betont er im Gespräch mit FREILICH.

Interview von
3.3.2025
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3 Minuten Lesezeit
AfD-Politiker Berndt zum Wahlerfolg: „Im Osten sind wir Volkspartei“

Die AfD hat bei der letzten Bundestagswahl vor allem im Osten des Landes gut abgeschnitten.

© IMAGO / Bernd Elmenthaler

FREILICH: Im Osten hat die AfD mehr Stimmen als die Ampel-Parteien zusammen geholt. Wie fühlen Sie sich nach dem aufreibenden Wahlkampf angesichts dieses Ergebnisses?

Hans-Christoph Berndt: Gut – und unzufrieden. Die Stimmengewinne sind grandios, im Osten sind wir Volkspartei und mit großem Abstand stärkste Kraft. Und dennoch sind wir noch nicht stark genug, die Herrschaft des Unrechts in der Migration und die Delegitimierung des Staates und der Nation von oben zu beenden.

Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, schloss eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Was erwarten Sie vor diesem Hintergrund von einer neuen Bundesregierung?

Überhaupt nichts Gutes. Ein „Weiter so“ ist das beste, was von einer Merz-Regierung kommen könnte. Es könnte aber noch schlechter werden, wenn wir an die Außenpolitik und den Krieg in der Ukraine denken. Mit der Behauptung, ihm sei es nie um Grenzschließungen gegangen, hat Merz schon am ersten Tag nach den Wahlen begonnen, Wahlversprechen zu brechen. Und mit der Forderung, „die Ukraine muss den Krieg gewinnen“, bestätigt er leider seinen Ruf als Scharfmacher und Kriegstreiber. Aber wenn eine Regierung Merz keine Probleme lösen, sondern die Probleme Deutschlands weiter zuspitzen wird, wird sie voraussichtlich keine vier Jahre halten. In der dann folgenden Wahl wird die AfD auch im Bund stärkste Kraft. Insofern bereitet die nächste Regierung der AfD den Weg.

Die FDP und das BSW haben den Einzug in den Bundestag verpasst. Damit ist die Union nicht auf eine instabile Dreier-Koalition angewiesen, sondern kann gemeinsam mit der SPD eine Regierung bilden. Ist das Ausscheiden von FDP und BSW vor diesem Hintergrund ein Pyrrhussieg?

Abgesehen davon, dass noch Zweifel bestehen, ob die Wahlen gerichtsfest durchgeführt wurden (Auslandsdeutsche) und alle Stimmen richtig gezählt wurden, kann man das so sehen. Ich halte es aber für wichtiger, dass das BSW nach dem verpassten Einzug in den Bundestag seine Zukunft wahrscheinlich schon hinter sich hat. Das BSW hat AfD-Regierungen nach den Landtagswahlen im Osten im September 2024 verhindert und in Thüringen und Brandenburg den abgewählten Altparteien Mehrheiten verschafft. Das war möglich, weil etliche Wähler, die zur AfD neigten, auf die scheinbar weniger anstößige Alternative „BSW“ auswichen. Es ist gut, wenn diese Täuschung ein Ende hat.

Die Linke hat ein Viertel der Stimmen der Wähler von 18 bis 24 Jahre erhalten. Sie ist damit stärkste Kraft unter den Jungwählern. Wie erklären Sie diese Phänomen und was sollte die AfD Ihrer Ansicht nach in der nächsten Bundestagswahl anders machen?

Die Linke hatte nach Heidi Reichinneks Wutausbruch in der Bundestagsdebatte zum 5-Punkte-Plan der CDU plötzlich einen Popstar. Und sie konnte sich als Anti-Establishment-Partei inszenieren, weil sie radikaler als ihre geschwächten Geschwister von den Grünen und der SPD auftrat – und womöglich auch frecher als die AfD. Das müssen wir selbstkritisch prüfen. Man darf sich eben nie auf Erfolgen ausruhen. Bei der nächsten Bundestagswahl müssen wir bei den Jugendlichen die Nummer 1 werden. Der Zuspruch von Jugendlichen, den ich hier in Brandenburg bei unseren Wahlkampfveranstaltungen im Sommer 24 und Winter 25 erleben konnte, macht mich aber sehr optimistisch.

Der größte Verlierer der Wahl ist die SPD, die mit 16,4 Prozent einen historischen Tiefpunkt erreicht. Ist die SPD jetzt als Volkspartei Geschichte?

Die SPD ist schon lange auf dem absteigenden Ast. Sie ist schon seit Jahren dabei, von einer Arbeiter- oder Volkspartei zu einem woken Klub zu werden. Hier in Brandenburg ist diese Transformation nicht so weit wie etwa in Berlin. Aber wenn ich sehe, wie viele der neuen Landtagsabgeordneten die Kriterien jung, selbstbewusst und ahnungslos erfüllen, fehlt mir die Vorstellungskraft, dass die SPD wieder zur Volkspartei werden könnte.

38 Prozent aller Arbeiter haben die AfD gewählt. Die SPD ist dagegen auf einen Anteil von 12 Prozent abgestürzt. Trotzdem gibt die SPD weiterhin den Ton unter den Gewerkschaften an. Wird sich die AfD damit zufriedengeben?

Sie sprechen einen entscheidenden Punkt an: Das „Vorfeld“, vielleicht besser das Umfeld oder Milieu. Das müssen wir als AfD unbedingt verbreitern. Gewerkschaften gehören auf jeden Fall dazu, aber zum Beispiel auch der Naturschutz, den wir nicht den Grünen und Graichen überlassen dürfen, oder die Kultur und Bildung. Für mich gehört der Aufbau einer AfD-Akademie samt Tagungsstätte sogar auf den ersten Platz der Aufgabenliste.

Zur Person:

Hans-Christoph Berndt ist seit 2019 Abgeordneter im Brandenburger Landtag. Seit Oktober 2020 ist er dort Fraktionsvorsitzender der AfD. Er war Spitzenkandidat für die Brandenburger Landtagswahl 2024.

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