Freilich #36: Ausgebremst!

Bekannter Merkel-Flüchtling fordert: „Syrer sollen selbst über Rückkehr entscheiden“

Der aus Syrien stammende Anas Modamani stellt sich demonstrativ gegen politische Forderungen nach schnellen Rückführungen und pocht auf individuelle Entscheidungen. Gleichzeitig zeichnet er ein ambivalentes Bild seiner Heimat.

/
/
2 Minuten Lesezeit
Bekannter Merkel-Flüchtling fordert: „Syrer sollen selbst über Rückkehr entscheiden“

Modamani kam vor zehn Jahren aus Syrien nach Deutschland.

© IMAGO / CTK Photo

Berlin. – Vor zehn Jahren kam Anas Modamani als Jugendlicher nach Deutschland – und wurde durch ein Selfie mit Angela Merkel schlagartig bekannt. Heute ist er deutscher Staatsbürger, hat ein Studium abgeschlossen und beschreibt sich als Mann mit „zwei Heimatländern“. Doch trotz seiner persönlichen Erfolgsgeschichte warnt er in einem Interview mit dem Inforadio vor vorschnellen Rückkehrforderungen an Syrer in Deutschland.

POLITISCHE ANZEIGE des FREIHEITLICHEN PARLAMENTSKLUBS. Weitere Informationen:Transparenzbekanntmachung

Neustart in Deutschland

Als Modamani 2015 in Deutschland ankam, war der Neuanfang hart, sagt er. „Das Schwierigste war für mich erstmal ohne Eltern zu leben, also gar keine Familie hier“, erinnert er sich. Freunde hätten ihm damals ein neues familiäres Umfeld gegeben. Die deutsche Sprache und die Verwaltung seien ebenfalls Herausforderungen gewesen. Gleichzeitig habe er enorme Hilfsbereitschaft erlebt: „Es gab so viele Freiwillige, Ehrenamtliche, Beratungsbüro, die mir geholfen haben mit allem.“

„Die Menschen haben es verdient, hier zu bleiben“

Nach einem Besuch in Syrien in den vergangenen Monaten beschreibt Modamani ein widersprüchliches Bild seines Geburtslandes. „Den Menschen geht es schon viel besser. Die bewegen sich so ganz frei in dem ganzen Land“, sagt er. Die Lage sei besser als kurz nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad. Er habe Orte wie Damaskus oder die Küste besucht und betont: „Ich habe mein Heimatland wieder so entdeckt.“

Zur politischen Diskussion über Rückführungen äußert er sich entschieden: „Jede Person hat das Recht, das selber zu entscheiden, ob sie zurückkehren will oder nicht. Die Menschen, die sich hier integriert haben, die haben es auch verdient, hier zu bleiben.“ Zugleich grenzt er sich klar ab: „Ich bin natürlich dafür, dass die schnell abgeschoben werden“, sagt er mit Blick auf Kriminelle.

Sicherheitslage bleibt unberechenbar

Trotz positiver Eindrücke warnt Modamani vor Verharmlosungen. Die Lage sei keineswegs stabil: „Das ändert sich so wie das Wetter in Berlin auch. Also manchmal fallen Raketen, manchmal hört man Schießereien.“ Manche Regionen seien wieder lebenswert, andere dagegen völlig zerstört – dort litten Menschen unter den Trümmern. Seiner Einschätzung nach brauche es noch fünf Jahre, bevor man realistisch entscheiden könne, ob eine breite Rückkehr möglich sei.

Viele Syrer, mit denen Modamani in Deutschland spricht, hätten wenig Interesse an einer Heimkehr. Viele machten Ausbildungen oder hätten Arbeit gefunden. Dennoch bleibe die Angst vor staatlichen Maßnahmen groß: Wer keinen deutschen Pass habe, lebe mit großer Angst vor Abschiebung. Modamani selbst sieht sich als Brückenfigur zwischen beiden Welten. Er spricht offen von seinen „zwei Heimatländern“. Doch eines steht für ihn fest: Nach seinem jüngsten Besuch in Syrien wollte er schnell nach Berlin zurückkehren.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!