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Neue Zahlen: Sprachkrise an Wiener Schulen schlimmer als bisher angenommen

Dass Wien mit einer großen Zahl von Schülern mit erheblichen Sprachdefiziten zu kämpfen hat, war bereits bekannt. Nun liegen aber Zahlen vor, die zeigen, dass das Problem noch größer sein soll als bisher angenommen.

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Neue Zahlen: Sprachkrise an Wiener Schulen schlimmer als bisher angenommen

Viele Erstklässler an Wiener Schulen haben aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse Probleme, dem Unterricht zu folgen.

© IMAGO / Funke Foto Services

Wien. – Die Zahl migrantischer Kinder, die aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht folgen können, ist weitaus höher als bisher offiziell angegeben. Diese Behauptung kam nicht wie gewohnt von der FPÖ, sondern von der Wiener ÖVP, die dem Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr  (NEOS) die Vertuschung von Zahlen vorwirft, wie die Presse berichtete

Mehrheit mit mangelnden Deutschkenntnissen

Besonders dramatische Worte findet ausgerechnet der Wiener ÖVP-Parteichef Karl Mahrer: „Die Schulen sind am Kippen. Und die Situation eskaliert weiter und weiter“. Dabei legte er neue Zahlen zur Sprachkompetenz von Schulanfängern in Wien vor. Besonders besorgniserregend aus seiner Sicht sei, dass „erstmals eine Mehrheit der Schulanfänger nicht Deutsch kann“. Laut offiziellen Angaben von Bildungsstadtrat Wiederkehr sind 8.342 Kinder als sogenannte außerordentliche Schüler eingestuft, da sie zu Schulbeginn nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Dies entspricht einem Anteil von 44,6 Prozent. Allerdings seien in dieser Berechnung Vorschüler nicht berücksichtigt worden, so Mahrer. Diese Kinder würden aufgrund ihrer mangelnden Sprachkenntnisse nicht in die erste Klasse der Volksschule aufgenommen, sondern müssten die Vorschule besuchen. „Diese Vorschüler muss man zu den Schulanfängern dazuzählen“, betonte er. Dadurch zeige sich, dass das Problem weitaus gravierender sei als bisher bekannt.

Jeder zweite Schulanfänger hat massive Sprachdefizite

Nach den neuen Berechnungen sind 72,1 Prozent der Vorschüler als außerordentliche Schüler geführt. Das entspricht 2.437 von insgesamt 3.381 Kindern. Zusammen mit den bereits bekannten 8.342 außerordentlichen Schülern der ersten Klassen und weiteren Betroffenen aus Mehrstufenklassen ergibt sich laut ÖVP-Schätzungen eine Zahl von rund 11.000 Schulanfängern mit gravierenden Deutschdefiziten. Dies bedeutet, dass insgesamt rund 50 Prozent der 22.103 Schulanfänger nicht ausreichend Deutsch verstehen, um dem Unterricht folgen zu können.

Probleme beginnen im Kindergarten

Mahrer sieht die Ursache jedoch nicht in erster Linie in der ungezügelten Masseneinwanderung, sondern in der frühen Bildungspolitik Wiens. „Die Zahlen in Wien sind ein bildungspolitischer Skandal, weil 80 Prozent dieser Kinder zwei Jahre lang in einen Wiener Kindergarten gegangen sind“, kritisierte er. Verantwortung dafür trage Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr, da die Stadt Wien für die Kindergärten zuständig sei. Mahrer warf Wiederkehr vor, die Problematik zu verschleiern: „Die Neos haben bei Bildung und Integration nicht nur versagt, sondern auch vertuscht und falsche Zahlen auf den Tisch gelegt.“ Über die Verantwortung der ÖVP und der Bundespolitik hingegen spricht er nicht.

Sieben-Punkte-Plan soll die Lösung bringen

Um die Situation zu verbessern, präsentierte Mahrer einen Sieben-Punkte-Plan. Dieser beschränkt sich allerdings lediglich auf integrationspolitische Maßnahmen und lässt demografische und migrationspolitische Maßnahmen außer Acht. Die Lösung sieht Mahrer unter anderem in der Einführung eines verpflichtenden Kindergartens für Kinder ab drei Jahren mit Deutschdefiziten. Zudem soll eine Sprachstandserhebung für alle Dreijährigen eingeführt und die Kindergartenförderung an die Qualität der Sprachförderung gekoppelt werden. Weiterhin sollen alle Pädagogen eine verpflichtende Sprachförderausbildung absolvieren und pro Kindergarten mit Sprachförderbedarf eine zusätzliche Sprachförderkraft eingestellt werden.

Über den Autor

Christoph Albert

Christoph Albert, Jahrgang 2003, ist Student aus Wien.

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