Politiker schweigen – Bürger leiden: Asylstreit eskaliert in Dabel

Rund 1.400 Menschen leben in der kleinen Gemeinde Dabel in Mecklenburg-Vorpommern. Ab nächstem Jahr könnten es bis zu 540 mehr sein, denn es ist ein großes Asylbewerberheim geplant. Die Einwohner protestieren, finden aber kein Gehör.

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Politiker schweigen – Bürger leiden: Asylstreit eskaliert in Dabel

Erstaufnahmeeinrichtung in Hamburg. (Symbolbild)

© IMAGO / Lars Berg

Dabel. – In der kleinen Gemeinde Dabel in Mecklenburg-Vorpommern soll in einer ehemaligen Kaserne eine neue Asylbewerberunterkunft für bis zu 540 Migranten entstehen. Bereits im nächsten Jahr sollen die ersten Bewohner einziehen. Von Seiten der Bürger und Gemeindevertreter gab es viel Kritik an dem Vorhaben, weil sie überrumpelt und vor der Entscheidung des Landkreises nicht gefragt worden seien. In den letzten Wochen gab es deshalb viele Proteste, die Gemeindevertreter lehnen das geplante Vorhaben ab, weil sie das Objekt als Unterkunft für ungeeignet halten und baurechtliche Bedenken haben. Auch die Bürger machten ihrem Unmut Luft und gingen bei Demonstrationen auf die Straße. Die Proteste werden jedoch weitgehend ignoriert oder durch Einschüchterung zum Schweigen gebracht.

Brandanschlag gegen Demonstrationsanmelderin

Neben den Demonstrationen fanden in Dabel auch Bürgerdialoge statt, die von den Kritikern und der Gemeinde organisiert wurden. Dazu wurden Politiker aller im Kreistag vertretenen Parteien und die Kandidaten für die Kreistagswahl eingeladen. Vertreter aller Fraktionen sprachen sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, gegen das Asylheim in Dabel aus. Ergänzend schickten die Bürger Fragen an alle Kreistagsfraktionen, die auch von einer Fraktion an den Landrat gestellt wurden. Von der Antwort des SPD-Landrats Stefan Sternberg kursiert inzwischen auch ein Video im Netz, in dem er zugibt, dass sich das Asylsystem jeder demokratischen Kontrolle entzogen habe. Seine Kreisverwaltung habe entschieden, dass die Einrichtung nach Dabel kommt. Die Verantwortung dafür weist er jedoch von sich. Wer an seinen Entscheidungen etwas ändern wolle, solle sich zur Bundestagswahl stellen und die Asylpolitik ändern, so der Landrat an die Bürger.

Doch nicht nur die Untätigkeit der Politik belastet die Bürger in Dabel, sondern auch die Tatsache, dass die Proteste gegen die geplante Asylbewerberunterkunft durch Übergriffe zum Schweigen gebracht werden. So wurden in der Nacht zum 1. Juni das Haus und die Familie der Organisatorin der kleinen Protestmärsche angegriffen. Drei Autos und ein Carport wurden durch einen Brandanschlag zerstört. Das Haus der Anmelderin, Julia D., und ihrer Familie mit zwei Kindern sowie ein Nachbarhaus, in dem sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls sechs Kinder aufhielten, wurden beschädigt, wie das Bürgernetzwerk Ein Prozent berichtet. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz wegen des Verdachts der Brandstiftung. D. vermutet ein politisches Motiv hinter dem Brandanschlag. „Uns geht es nicht darum, überhaupt keine Asylbewerber aufzunehmen“, betonte sie gegenüber der Jungen Freiheit. „Aber 540 sind einfach zu viel.“ Dabel hat rund 1.400 Einwohner.

Weitere Vorfälle vor Brandanschlag

Bereits vor rund zwei Wochen, am 17. Mai, waren das Auto von D.s Lebensgefährten und ihr eigenes von Unbekannten zerkratzt worden. „Das war eine Warnung“, glaubt sie. Die Polizei bestätigte gegenüber der Jungen Freiheit Ermittlungen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung. Nach Angaben von Julia D. haben die Unbekannten zudem zwei auf dem Grundstück angebrachte Plakate beschädigt, auf denen sich die Familie gegen die geplante Asylbewerberunterkunft aussprach. Bereits im März sei ein Plakat mit der Aufschrift „Asylstopp“ zerschnitten worden.

An den Demonstrationen gegen die Asylunterkunft will sie vorerst nicht mehr teilnehmen. „Ich muß mich jetzt um meine Familie kümmern“, bekräftigte sie. „Ich weiß nicht, wozu diese Leute noch in der Lage sind.“ Ihr gehe es jetzt vor allem darum, dass sich ihre Kinder vom Schock der Tat erholen.

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