„Rücksichtslose Hetze“: Giffey springt Baerbock in Plagiatsaffäre zur Seite
Die derzeit schwer unter Beschuss geratene grüne Kanzler-Kandidatin Annalena Baerbock erhält nun Schützenhilfe im Kampf gegen die schweren Vorwürfe. Diese kommt ausgerechnet von Franziska Giffey (SPD) und damit von jener Ex-Familienministerin, die unlängst selbst über eine Plagiatsaffäre stolperte.
Berlin. – Giffey sorgt sich um die Umgangsformen Deutschland, insbesonders mit jenen, die sich „bereit erklären, ihre Kraft, ihre Nerven, ihre ganze Arbeit für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen. Der Umstand, dass politisch engagierte Bürger „Freiwild […] für jede Form des Angriffs, der Diffamierung und der rücksichtslosen Hetze“ sei, wäre „eine Gefahr für die Demokratie“. Dies berichtet die Junge Freiheit unter Berufung auf die Bild am Sonntag. Stefan Weber, der die kopierten Stellen nachwies, brachte bereits die österreichische Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher zu Fall, als er deren Diplomarbeit als Plagiat entlarvte.
Giffey glaubt an sexistischen Automatismus
Giffey ortet hier in Deutschland einen Automatismus, bei dem eine „Person komplett infrage gestellt und damit beschädigt“ würde, sobald jemand einen Plagiatsvorwurf erhebe. Weiters glaubt sie zu wissen, dass man mit Frauen in der Politik hier strenger umgehe als mit Männern: „Offensichtlich empfinden es einige Leute immer noch als Affront, wenn sich junge Frauen um politische Spitzenämter bewerben“. Sie macht dies daran fest, dass Baerbock mehr Gegenwind erfahre als CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet.
Dabei handelt es sich um eine subjektive Deutung – auch wenn es auch bei Laschet tatsächlich einige Ungereimtheiten gibt. So gab dieser ausgerechnet eine 15-jährige Lehrtätigkeit an der der RWTH Aachen nicht in seinem Lebenslauf an. Den Skandal um erfundene Klausurnoten, nachdem er Klausuren von Studenten verloren hatte, überstand Laschet allerdings bereits im Jahr 2015. Damals war er noch ein kleiner CDU-Landesvorsitzender und noch nicht einmal Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Einer großflächigen Debatte entging er durch raschen Rücktritt vom Uni-Posten.
Baerbock betrieb offenbar ausgiebig „Copy & Paste“
Im Gegensatz zu Giffey, wo sich der Verdacht rund um ihre Dissertation rankte und letztlich zur Aberkennung ihres Doktortitels führte, dreht sich bei Baerbock alles um ihr kürzlich erschienenes Buch „Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“. Der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber wies 29 Stellen nach, die teilweise im exakten, teilweise im nur geringfügig angepassten Wortlaut abgeschrieben waren.
Dabei fand er heraus, dass sich auch Parteikollegen, wie etwa Jürgen Trittin, ehemaliger Sprecher der grünen Bundestagsfraktion und Ex-Umweltminister, unter den mutmaßlichen Geschädigten der möglichen zahlreichen Urheberrechtsverletzungen befinden. Insgesamt handelt es sich um Passagen aus 14 Quellen, an denen 16 Autoren beteiligt waren.
Ihre eigene Partei ritt aus, und sprach von einer „Rufmord“-Kampagne. Weber, den man einst selbst für einen Rechercheauftrag gegen einen politischen Mitbewerber engagierte, bezeichneten die Grünen sogar als „bösartig“. Bei den kopierten Stellen handle es sich ausschließlich um Informationen, die ohnehin weithin bekannte Fakten seien. Nach dieser Behauptung legte Weber nach und präsentierte auf Twitter einige Stellen mit besonders dreisten Kopien.
Ein Fettnäpfchen nach dem anderen
Vor der Affäre um das Buch, das eigentlich ihren Wahlkampf vorantreiben und sie ins Kanzleramt in Berlin spülen sollte, war Baerbock bereits im Zentrum mehrerer Kontroversen. So wurden mindestens sieben unrichtige in ihrem Lebenslauf publik. Auch die akademische Karriere der grünen Politikerin warf einige Fragen auf. Dies betraf unter anderem ihre Zulassung zu einem Master-Studium an einer renommierten Londoner Universität, obwohl sie in Deutschland nur ein Vordiplom absolvierte. Übrigens: Laut der Jungen Freiheit soll Baerbock bereits vor zwölf Jahren einen Artikel plagiiert haben.
Einige Zeit nach der Affäre ums Curriculum entkam sie einem Fettnäpfchen nur knapp, indem sie nicht deklarierte Nebeneinkünfte ohne großes Murren nachmeldete. Einige Tage vor Webers Enthüllungen war dann bereits ihr Buch das Thema eines kritischen Welt-Artikels. Dieser thematisierte, dass Baerbocks Bilanz als Ex-Vorsitzende des kleinen Brandenburger Landesverbandes alles andere als rosig war und der Skandal um einen Partei-Mitarbeiter, der unter ihrer Ägide im großen Stil Geld aus der Parteikasse nahm, um Prostituierte aus Osteuropa damit zu bezahlen, keine Erwähnung im Buch fand.
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