Strache kündigt Kopftuchverbot in Volksschulen an
Nach dem Kopftuchverbot in Kindergärten will die türkis-blaue Regierung das Verbot auch in Volksschulen umsetzen. Die Opposition zeigt sich gesprächsbereit. Kritik kommt erwartungsgemäß von der Islamischen Glaubensgemeinschaft.
Wien. Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat am Sonntag im Interview mit der Tageszeitung Österreich ein Kopftuchverbot in Volksschulen angekündigt. ÖVP und FPÖ werden in dieser Woche einen dementsprechenden Initiativantrag einbringen, kündigte Strache laut Bericht der Tageszeitung an.
Auch Opposition soll zustimmen
„Nachdem wir das Kopftuchverbot im Kindergarten umgesetzt haben, wollen wir den nächsten Schritt machen und das Kopftuchverbot in der Volksschule umsetzen. Wir wollen das auf eine möglichst breite Basis stellen und laden die Opposition ein, diesem gemeinsamen Antrag (Verfassungsmehrheit für ein Schulunterrichtsgesetz im Parlament) zuzustimmen“, sagte Strache im Interview. Mit dem Verbot will die Regierung „Mädchen bis zum 10. Lebensjahr schützen“. Auch eine Ausweitung für bis zu Zwölfjährige könne man diskutieren. Die Regelung müsse aber „rechtlich gut handzuhaben sein“, so Strache.
„Junge Mädchen vor Frühsexualisierung schützen“
Ebenfalls zu Wort meldete sich der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. „Wir hoffen auf eine breite Unterstützung vonseiten der Opposition für diesen Antrag, denn es kann nur im Sinne aller sein, junge Mädchen vor Frühsexualisierung zu schützen. Für uns steht der Schutz der Frauen an oberster Stelle und beginnt dies bereits im Frühkindesalter, indem wir den Kindern den Weg für eine selbstbestimmte und freie Entwicklung ermöglichen. Das Kopftuch, als Symbol der Unterdrückung der Frauen, ist kein Teil unserer westlichen Kultur und darf nicht als Grundlage für die Schaffung von Gegen- und Parallelgesellschaften dienen“, heißt es in einer Aussendung am Sonntag.
Der Regierungspartner ÖVP bestätigte die Pläne: „Wir wollen keine Unterdrückung von Mädchen im Kindesalter“, erklärte ÖVP-Klubchef August Wöginger gegenüber der Nachrichtenagentur APA. „Sie sollen sich gleich entfalten können wie alle anderen Mädchen in unserer Gesellschaft.“
SPÖ und NEOS sind gesprächsbereit
„Grundsätzlich gesprächsbereit“ zeigt sich unterdessen die SPÖ. Die sozialdemokratische Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid betonte aber gegenüber der APA, dass ein Kopftuchverbot nur Teil eines Gesamtpakets sein könne. „Egal wo, eines ist ganz klar: Mädchen dürfen nicht gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen“, hielt Hammerschmid weiters fest.
Ähnliche Töne kommen von den NEOS. Auch die Liberalen seien gesprächsbereit, wie NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyoy erklärte. Aber: „Ein Kopftuchverbot allein kann niemals eine ernsthafte Integrationspolitik ersetzen.“
IGGÖ lehnt Verbot ab
Kritik am Kopftuchverbot kam schließlich von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ). Man lehne „Verbotspolitik auf dem Kopf von Kindern kategorisch ab“, hieß es laut Standard-Bericht in einer Aussendung am Sonntag. „Diese Symbolpolitik weisen wir als kontraproduktiv und den gesellschaftlichen Frieden gefährdend zurück.“ Eine „Kleider-Verbotspolitik“ sei bevormundend und betreffe nur eine „verschwinden kleine Zahl“. „Wir stehen für das Recht auf eine eigene mündige Entscheidung ein und sind prinzipiell gegen jeden Zwang.“