Video der FPÖ-Jugend löst bei linken Journalisten Nazi-Paranoia aus

Ein Werbevideo der Freiheitlichen Jugend hat im Internet kritische Reaktionen bei Linken ausgelöst. Für den FREILICH-Chefredakteur Stefan Juritz zeigt die Hysterie, dass die FPÖ-Jugend einen Nerv getroffen hat.

Stefan Juritz
Kommentar von
29.8.2023
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2 Minuten Lesezeit
Video der FPÖ-Jugend löst bei linken Journalisten Nazi-Paranoia aus

Stefan Juritz

„FPÖ-Jugend markiert Journalisten als Feinde“ (Puls24), 'Bildsprache der Nazis': Massive Kritik an Video der FPÖ-Jugend“ (Die Presse), „Kritik an hetzerischer Propaganda der FPÖ-Jugend“ (Krone), titelten verschiedene Medien am Montag. Wer am Montag die Medienberichte über das neueste Werbevideo der Freiheitlichen Jugend liest, muss den Eindruck gewinnen, dass die FPÖ-Jugend etwas ganz Schlimmes verbrochen hat. Bei Grünen und SPÖ ist die Empörung besonders groß. Sigrid Maurer von den Grünen will in dem Video die „Bildsprache der Nazis“ erkannt haben. Ihre Kollegin Barbara Neßler von der Grünen Jugend wirft den Freiheitlichen sogar allen Ernstes vor, „von der Wiederauferstehung diktatorischer Regime zu träumen“. Für SPÖ-Niederösterreich-Chef Sven Hergovich entsteht der Eindruck, dass in dem Video politische Gegner „bedroht“ werden.

Außerhalb der linken Wahrnehmungswelt stellt sich die Situation freilich anders dar. Die FPÖ-Jugend präsentiert sich in dem Video selbstbewusst als Organisation, die der „linksliberalen Indoktrination“ widersteht und jungen Menschen eine Heimat bietet. „Ab heute setzen wir die Themen, bestimmen wir den Diskurs und formen unsere Vision einer besseren Zukunft“, heißt es in dem Video. Auch weitere typisch rechte Themen wie Globalisierung, „Genderwahn“, „Regenbogenterror“, Islamisierung und „Bevölkerungsaustausch“ werden aufgegriffen. Angesichts dieser Probleme wolle man aber nicht verzweifeln: „Es gab nie eine bessere Zeit, aktiv zu werden. Wir sind Österreichs junge Generation und teilen ein Schicksal. Wir sind Österreichs letzte Chance. Eine Generation, ein Schicksal, eine letzte Chance“, so der Aufruf, der nicht nur an die Identitären, sondern eben auch an die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ erinnert.

Das Video ist zwar pathetisch und polemisch, aber es ist auch ein politisches Werbevideo für eine Jugendorganisation und keine Doktorarbeit. Das reicht, um bei Journalisten wie Hans Rauscher wieder einmal eine totale Nazi-Paranoia auszulösen. Zwei besonders bizarre Beispiele aus seiner aktuellen „Einserkastl“-Kolumne: Wenn Rauscher im Video einen Jugendlichen mit Scheitel sieht – wie ihn heute unzählige tragen –, dann ist das für ihn ein „Hitlerjugend-Haarschnitt“. Die Freiheitliche Jugend wandert im Video auch nicht einfach, nein: „Feldmarschmäßig ziehen sie durch die Wälder“. Da weiß man nicht, ob man da lachen oder weinen soll.

Florian Klenk vom Falter versucht auf plumpe Weise, das Video als Aufruf zur Gewalt umzudeuten, indem er mehrere Screenshots aus dem Zusammenhang reißt und nebeneinander stellt. Da ist plötzlich ein Messer neben Klenks Gesicht zu sehen, obwohl das Messer ganz am Anfang des Videos als Symbolbild für Kriminalität auftaucht und das Bild von Klenk erst am Ende des Videos im Zusammenhang mit der politischen Themensetzung gezeigt wird. Dazu schrieb der Journalist: „Was denkt sich irgend so ein Neonazi wenn diese Bilder auf ihn einwirken. Und zwar mit den Worten 'Werdet aktiv!'. Herbert Kickl hat diesen braunen Neonazi-Dreck zu verantworten.“

Robert Misik will die Freiheitliche Jugend wegen des Videos sogar am liebsten verbieten lassen: „Jetzt sind Justiz und Innenministerium ultimativ am Zug zu klären, ob die FPÖ-Jugend nicht die wesentlichen Voraussetzungen für ein Verbot nach dem Verbotsgesetz und den damit verbundenen Gesetzen zum Schutz der demokratischen Ordnung erfüllt“, so Misik auf Twitter.

Die Freiheitliche Jugend hat mit dem Video offenbar einen Nerv getroffen. Mit ihren hysterischen Reaktionen bestätigen die Journalisten nur die im Video geäußerte Kritik an der linken Indoktrination. Die derzeitige Erfolgswelle der FPÖ macht den Genossen offensichtlich zu schaffen. Da versucht man mal wieder mit der altbekannten Rechtsextremismus-Keule auf die Freiheitlichen einzuschlagen.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

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