Volker Quaschning – Wie ein Professor die grüne Agenda vorantreibt
Er gilt als Experte für erneuerbare Energien und ist einer der wichtigsten Vordenker der grünen Energiewende. Mit seinen zahlreichen Medienauftritten erreicht er Hunderttausende. Aber wer ist Volker Quaschning eigentlich? FREILICH-Redakteur Mike Gutsing hat den politisch engagierten Wissenschaftler unter die Lupe genommen.
Quaschning, geboren 1969 im baden-württembergischen Leonberg, studierte Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe und beschäftigte sich schon früh mit dem Thema Solarenergie in Form von Photovoltaikanlagen. Seine Habilitation im Jahr 2000 trägt den Titel „Systemtechnik einer klimaverträglichen Elektrizitätsversorgung in Deutschland für das 21. Jahrhundert“, in der er sich für den Einsatz der Solartechnik ausspricht.
Zwei Jahre zuvor veröffentlichte er das inzwischen als Standardwerk geltende Buch „Regenerative Energiesysteme“, das bis heute immer wieder aktualisiert wird und mittlerweile in der elften Auflage vorliegt. Im Jahr 2004 wurde er als ordentlicher Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an die HTW Berlin berufen. Bis heute leitet er dort Veranstaltungen und Projekte zum Thema „Klimaverträgliche Energieversorgung“.
Der Medienmacher
Quaschning verfügt über eine umfangreiche Internetpräsenz. Laut seiner eigenen Homepage hat er bisher sechs Monographien veröffentlicht, die Zahl seiner wissenschaftlichen Zeitschriftenartikel ist fast unüberschaubar. Quaschning will gehört werden, es gibt kein soziales Netzwerk, in dem er keinen Account hat. Das Networking-Portal LinkedIN zeichnete Quaschning 2020 sogar als eine der „Top Voices“ der Plattform aus.
Die Schaltzentrale des Medienhauses Quaschning bleibt aber die eigene Website. Hier können Interessierte alles lesen und erfahren, was der mitteilungsfreudige Wissenschaftler tut, sagt oder schreibt. Professionell sind alle Kanäle eingebunden und auch die neuesten Folgen des Podcasts „Das ist eine gute Frage“, den Quaschning gemeinsam mit seiner Frau betreut, sind hier zu hören. Der 54-Jährige hat also wenig mit dem Klischee des kreidestaubbedeckten Universitätsprofessors zu tun und weiß die Netzgemeinde mit einem sauberen Auftritt für sich zu gewinnen.
Der politische Aktivist
Volker Quaschning setzt seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auch in die gelebte Praxis um. Mit seiner Frau und seinen drei Kindern bewohnt er nach eigenen Angaben ein Niedrigenergiehaus, das zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Seit 2019 gehört er zu einer Reihe von Wissenschaftlern, die sich als „Scientists for Future“ bedingungslos hinter die Klimabewegung „Fridays for Future“ stellen.
Sein politisches Ziel beschreibt Quaschning so: „Mein Ziel ist es, einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, dass erneuerbare Energien bis zu meiner Pensionierung unsere Energieversorgung nahezu vollständig decken und wir damit dramatische Klimaveränderungen verhindern und somit die Lebensgrundlagen unserer Kinder schützen.“
Der Öko-Populist
Quaschning scheut bei seinen Auftritten nicht vor klaren Worten zurück. Viele der bereits ergriffenen Maßnahmen gehen ihm nicht weit genug und er fordert eine „Energierevolution“. So beklagt er, dass viele Verbraucher nach wie vor an der konventionellen Gasheizung „kleben“ und auch die Bundesregierung die notwendigen Entscheidungen zum Klimaschutz nur verschleppe. Während er der „Erdgaslobby“ Panikmache vorwirft, schürt er selbst Ängste vor braunem Rasen durch Sommerhitze oder andere Wetterphänomene.
So bezeichnet er die Luftbremswirkung von Autos auf der Straße als so groß, dass Deutschland „bald austrocknen könnte“. Solche Formulierungen werden von Teilen der Politik gerne als Populismus abgetan. Dabei unterscheiden sich die Ziele und Methoden des Professors für Regenerative Energiesysteme nicht wesentlich von denen anderer politischer Akteure. Die vielen Facetten Volker Quaschnings machen ihn zu einem der interessantesten und einflussreichsten Wissenschaftler der Bundesrepublik.