Bosnien: Migrantenlager nach Räumung in Brand gesetzt
Die Schließung wurde zuletzt von der Regierung beschlossen. Denn das Lager müsse winterfest gemacht werden.
Bihać. – Heute hat die Internationale Organisation für Migration (IOM) das Aufnahmelager Lipa in der Nähe der bosnischen Stadt Bihać geschlossen. Nachdem die 1.400 Migranten – meist junge Männer aus Pakistan und Afghanistan – das Lager verlassen mussten, legte eine Gruppe der Männer Feuer. Zunächst setzten sie ein riesiges Zelt in Brand, dann folgten weitere. Auch Container wurden zerstört.
Feuer konnte unter Kontrolle gebracht werden
Wo die Migranten nun untergebracht werden, ist unklar. Es gibt in ganz Bosnien-Herzegowina kein Lager, keine Halle, keinen Ort, der sie noch aufnehmen könnte. Peter Van der Auweraert, der Leiter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bosnien-Herzegowina, der sich vor Ort in Lipa befindet, sagte gegenüber dem Standard, dass zunächst um etwa zehn Uhr vormittags 600 Migranten auf friedliche Weise das Lager verlassen hätten. Dann aber sei die Lage eskaliert, und einige Leute hätten begonnen, das Camp zu zerstören. Später konnte das Feuer schließlich unter Kontrolle gebracht werden. Verletzte gab es keine.
Umbauarbeiten notwendig
Bereits vor Tagen hatte sich die Katastrophe angebahnt, denn das Lager Lipa musste geschlossen werden, damit es winterfest gemacht werden kann. Das hatte die Regierung zuletzt beschlossen. Demnach braucht es Umbauarbeiten, um das Camp an Strom- und Wasserleitungen anzuschließen.
Die IOM, die das Lager in Lipa führt, fordert deshalb schon seit Wochen gemeinsam mit der EU-Vertretung vor Ort, dass die Halle in Bira in Bihać wieder für Migranten geöffnet werden solle. Dort hätten die Migranten Platz. Allerdings wurde die Halle im Sommer geschlossen, weil die Bevölkerung vor Ort genug hatte, seit Jahren unter der Migrationskrise an der bosnisch-kroatischen Grenze leidet und keine Migranten mehr mitten in der Stadt haben möchte.
Migranten wollen nach Kroatien gelangen
Am Dienstag versuchten die Zentralbehörden, die Migranten trotzdem in die Halle Bira zu bringen. Doch einige Bürger und die lokale Polizei, die unter dem Kommando der Kantonsregierung steht, verweigerten ihnen den Einlass. Sie wurden wieder zurück nach Lipa gebracht.
Wegen der unmittelbaren Nähe zum EU-Land Kroatien üben Bihać und der Kanton Una-Sana eine große Anziehungskraft auf Migranten aus. Auch jetzt möchte eine Gruppe der Migranten, die das Lager Lipa verlassen musste, versuchen, über die Grenze nach Kroatien zu gelangen, wie der Standard berichtete.