Explodierte Pager der Hisbollah: Was bisher bekannt ist

Mit einer spektakulären Aktion hat Israel die Hisbollah empfindlich getroffen: Hunderte Pager explodierten an den Körpern der Kämpfer. Wie konnte es dazu kommen und was bedeutet das für den Konflikt?
Analyse von
18.9.2024
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2 Minuten Lesezeit

Mit der Sprengung hunderter Pager an den Körpern von Hisbollah-Kämpfern hat Israel weltweit für Aufsehen gesorgt. Die Explosionen, die die pro-iranische Miliz schwer trafen, gehören zu den bemerkenswertesten Aktionen des jüdischen Staates in den letzten Jahren. Doch wie genau konnte Israel diesen Angriff durchführen und warum hat das Land damit einen wichtigen Kommunikationskanal der Hisbollah lahmgelegt?

Berichten zufolge konnte Israel die gesamte Kommunikation der Hisbollah abhören, indem es das Pager-System der Miliz infiltrierte. Experten gehen davon aus, dass Israel eine Lieferung von in Taiwan hergestellten Pagern abgefangen und mit Sprengstoff präpariert hat. Rund 1.000 Pager, die später an führende Mitglieder der Hisbollah verteilt wurden, enthielten jeweils 25 bis 50 Gramm Sprengstoff. Als Israel eine gezielte Nachricht an die Pager schickte, explodierten sie gleichzeitig.

Die Folgen für die Hisbollah sind gravierend: Nach Angaben der libanesischen Regierung starben bei den Explosionen mindestens neun Menschen, fast 2.800 wurden verletzt. Zudem wurde das militärische Kommando- und Kontrollsystem der Miliz empfindlich gestört. Die Explosionen wurden vor allem aus den südlichen Vororten Beiruts sowie aus dem Süden des Landes gemeldet – Regionen, in denen die Hisbollah stark vertreten ist.

Israel weitet Kriegsziele auf Hisbollah aus

Der Angriff auf die Pager ist Teil einer neuen Strategie der israelischen Regierung. Kurz nach den Explosionen kündigte Israel an, seine Kriegsziele, die sich bisher vor allem auf die Hamas im Gazastreifen konzentrierten, auf die Hisbollah im Libanon auszuweiten. Dies deutet auf eine mögliche Eskalation hin, da der Einsatz von Bodentruppen gegen die Hisbollah unmittelbar bevorstehen könnte.

Die mit der Hamas verbündete Hisbollah hat seit Beginn des Gaza-Krieges regelmäßig Raketen auf Israel abgefeuert. Nach israelischer Einschätzung ist die Hamas im Gazastreifen weitgehend neutralisiert, weshalb sich das Land nun verstärkt auf den Kampf gegen die Hisbollah konzentriert.

Hisbollah im Kommunikationsnetz verwundbar

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte die Hisbollah ihre Mitglieder angewiesen, auf Mobiltelefone zu verzichten und stattdessen das ältere Pager-System zu verwenden, um nicht von Israel geortet zu werden. Diese Entscheidung erweist sich nun als fatal, da Israel offenbar tief in das Kommunikationsnetz der Miliz eingedrungen ist. Die Pager, die nur kurze Nachrichten oder Rückrufnummern übertragen können, wurden von der Hisbollah auf eigenen Funkfrequenzen genutzt, um Befehle an ihre Kämpfer zu übermitteln. Nach dem Angriff forderte die Kommandoebene der Hisbollah ihre Kämpfer auf, die Pager sofort zu entsorgen, um weitere Verluste zu vermeiden.

Zeitgleiche Explosionen haben in der libanesischen Hauptstadt Beirut Panik ausgelöst. Augenzeugen berichteten von chaotischen Szenen auf den Straßen, als die Pager explodierten. Überwachungsvideos zeigten, wie Menschen in Supermärkten von kleineren Explosionen zu Boden gerissen wurden. Krankenhäuser riefen wegen der vielen Verletzten zu Blutspenden auf.

Völkerrechtliche Einschätzung der Aktion

Der deutsche Rechtsanwalt Ralf Höcker sieht in dem Einsatz eine legitime Selbstverteidigungsmaßnahme Israels nach Artikel 51 der UN-Charta. Da die Hisbollah Israel seit langem mit Raketen angreife, sei eine gezielte Reaktion, die sich gegen Mitglieder der Hisbollah richte, völkerrechtlich zulässig, solange sie verhältnismäßig sei und Zivilisten so weit wie möglich verschone.

Die präzise Durchführung des Angriffs, bei dem fast ausschließlich Kämpfer der Hisbollah getroffen wurden, unterstreiche die Rechtmäßigkeit der Aktion, so Höcker. Die gezielten Detonationen hätten vor allem die militärischen Strukturen der Miliz zerstört, während unbeteiligte Zivilisten nur versehentlich zu Schaden gekommen seien.

Fazit: Strategischer Sieg mit Folgen

Mit dem Pager-Coup hat Israel der Hisbollah einen schweren Schlag versetzt und gleichzeitig einen wichtigen Kommunikationskanal der Miliz gekappt. Die internationale Aufmerksamkeit für diese außergewöhnliche Operation verdeutlicht die zunehmende Intensität des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah, die nun im Zentrum der israelischen Kriegsstrategie steht.

Über den Autor

Bruno Wolters

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei Freilich. Seine Interessengebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

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