Fairness-Debatte um Transgender-Schwimmerin nach Wettkampfsieg
Neben Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, äußerte sich auch der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes zu der Causa rund um Thomas.
Atlanta. – Nach dem Sieg von Transgender-Schwimmerin Lia Thomas bei den US-College-Meisterschaften in Atlanta in der vergangenen Woche geht die Debatte über die sportliche Fairness weiter. Floridas Gouverneur, Ron DeSantis, unterzeichnete am Dienstag eine Erklärung, in der die zweitplatzierte Emma Weyant aus Florida als Siegerin des Bewerbs anerkannt wird. „Sie hatte die schnellste Zeit aller Frauen im Collegesport“, begründete der Republikaner den Schritt.
In einer Pressekonferenz führte DeSantis weiter aus, dass die NCAA (National Collegiate Athletic Association) „im Grunde Anstrengungen unternimmt, den Frauensport zu untergraben. Sie versucht, die Integrität des Wettbewerbs zu untergraben“. Der nationale Collegeverband äußerte sich vorerst nicht zu DeSantis‘ Statement.
„Unfaire physiologische Vorteile“
Lia Thomas siegte in Atlanta über die 500 Yard im Freistil. Die 22-Jährige trat für die University of Pennsylvania zunächst als Mann bei Wettkämpfen an, bevor sie sich im Frühling 2019 einer Hormontherapie unterzog. Seither erzielt Thomas Bestzeiten. Ihre Teilnahmeberechtigung bei Frauenwettkämpfen wird kritisch hinterfragt, da sie laut Meinungen von Beobachtern einen unfairen physiologischen Vorteil habe. In Atlanta gab es vor dem Schwimmcenter deshalb vereinzelt Protest, wie der Standard berichtet.
Erst kürzlich stellte der US-Schwimmverband neue Richtlinien vor, die Transgender-Teilnehmer befolgen müssen, um in Wettkämpfen der Eliteklasse antreten zu dürfen. Dabei ist unter anderem ein Grenzwert für Testosteron vorgesehen. Diese Regelungen kommen in dieser Saison aber noch nicht zur Anwendung.
Testosteron als Schlüsselfaktor
Zur Causa Thomas hat sich auch der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics, Sebastian Coe, gegenüber der englischen Zeitung The Times geäußert: „Die Integrität des Frauensports, wenn wir es nicht richtig angehen, und eigentlich auch die Zukunft des Frauensports sind sehr fragil. Das sind heikle Themen, gesellschaftliche Themen – sie gehen über den Sport hinaus.“
Es sei schwierig, die Debatte emotionslos zu führen, betonte Coe. Es gelte, sich so weit es geht an der Wissenschaft zu orientieren. In der Leichtathletik wird ein niedriges Testosteronlevel für zumindest zwölf Monate vorgeschrieben, bevor eine Transgender-Athletin an Bewerben teilnehmen kann. Laut Coe wird angestrebt, diesen Zeitraum zu vergrößern. „Es gibt keine Frage, dass Testosteron der Schlüsselfaktor bei den Leistungen ist“, erklärte Coe.