Frankreich: Morddrohungen gegen 16-Jährige nach Islam-Beleidigung
In einem Instagram-Video sagte das Mädchen, dass sie den Islam „hasse“. Daraufhin wurde nicht nur ihre Wohnadresse, sondern auch der Name ihrer Schule verbreitet. Auch Morddrohungen folgten.
Lyon. – Seit mehreren Tagen sorgt der Fall rund um die 16-Jährige Mila in Frankreich für Aufregung. Am 18. Jänner postete das Mädchen, das sich offen zu ihrer Homosexualität bekennt, ein Video auf Instagram, in dem sie sich negativ zum Islam äußerte. Zuvor hatte ein sich als Muslim deklarierender User sie als „dreckige Lesbierin“ und „rassistisch“ beschimpft, weil sie mit Hinweis auf ihre Homosexualität seine Avancen zurückgewiesen hatte.
Morddrohungen gegen Mila
In dem Video, das eigentlich nur zur 24-stündigen Veröffentlichung gedacht war, erklärte das Mädchen daraufhin, dass sie den Islam „hasse“. Außerdem machte sie eine obszöne Bemerkung über „euren Gott“. Danach kam es auf den sozialen Netzwerken zu einer Lawine von Attacken, die Adresse von Mila und der Name ihrer Schule wurden verbreitet. Auf Twitter haben sich sogar zwei Lager gebildet („#JeSuisMila“ und „#JeNeSuisPasMila“).
Am 23. Jänner folgte im Sender Sud Radio schließlich eine Stellungnahme des Vorsitzenden der offiziellen Vertretung französischer Muslime (Conseil français du Culte Musulman) Abdallah Zekri, der erschreckenderweise sagte: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“. Nur Morddrohungen lehnte er ab. Zekri leitet auch die „nationale Beobachtungsstelle gegen Islamophobie“, wie die Presse berichtete. Am 29. Jänner reagierte dann Frankreichs Justizministerin Nicole Belloubet im Radiosender Europe 1 auf den Fall. Sie erklärte, die Beleidung einer Religion sei „ein Angriff auf die Gewissensfreiheit“. Nach Kritik aus allen politischen Lagern ruderte sie dann aber wieder zurück. Ihre Formulierung sei „ungeschickt“ gewesen.
Mila kann nicht mehr zur Schule gehen
Nun sorgt sich das Unterrichtsministerium „um ihre Situation“, sagte Milas Anwalt zur französischen Zeitung Le Monde. Es sei aber schwierig, „eine Schule zu finden, die ihre Sicherheit gewährleisten würde“. Viele Drohungen, so der Anwalt, seien von Schülern ihres eigenen Gymnasiums gekommen. „Ich kann keinen Fuß mehr in mein Gymnasium setzen und ich kann nicht einmal das Gymnasium wechseln, weil ganz Frankreich hinter mir her ist“, so die 16-Jährige Mila. Inzwischen hat Mila ihre Äußerungen verteidigt: „Anders als sie (ihre Angreifer, Anm. d. Redaktion) habe ich niemanden beleidigt oder bedroht oder zur Gewalt gegen jemanden aufgerufen“, sagte sie. „Was ich getan habe, war Blasphemie, es ist eine generelle Kritik an den Religionen, nichts weiter“.
Eine Ermittlung wegen „Aufstachelung zum Rassenhass“ hat die zuständige Polizei in der Stadt Grenoble vergangenen Donnerstag eingestellt. Die zweite Ermittlung, welche Morddrohungen, Drohungen, ein Delikt zu begehen, und Belästigung betrifft, werde länger dauern, so der Staatsanwalt Vienne Jérôme Bourrier.