Gaza: Israel tötet sieben humanitäre Helfer bei Drohnenangriff
Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind am Montag nach Angaben der Nichtregierungsorganisation World Central Kitchen sieben humanitäre Helfer getötet worden.
Sieben Helfer der Organisation World Central Kitchen, die sich der Bereitstellung von Mahlzeiten widmet, sind am Montag bei einem israelischen Drohnenangriff ums Leben gekommen. Die sieben Opfer verschiedener Nationalitäten verließen gerade ein Lagerhaus in Deir al-Balah im Zentrum von Gaza und fuhren in zwei gepanzerten Fahrzeugen durch eine „konfliktfreie Zone“, als der Angriff erfolgte, heißt es in einer Erklärung der Organisation. Die Sieben sollen demnach kurz vor dem Vorfall mehr als 100 Tonnen Nahrungsmittelhilfe an das Lagerhaus geliefert und ihre Bewegungen zuvor mit dem israelischen Militär koordiniert haben. Bei den Opfern soll es sich um Personen aus Australien, Polen, Irland und dem Vereinigten Königreich sowie um einen Doppelstaatsbürger aus den USA und Kanada handeln.
Die israelische Seite sprach ihr Beileid aus und kündigte eine Aufklärung des Vorfalls an. „Leider hat sich am vergangenen Tag ein tragischer Zwischenfall ereignet, bei dem unsere Streitkräfte versehentlich unschuldige Menschen im Gazastreifen angegriffen haben“, sagte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu in einer Erklärung. Die Verantwortlichen wollen den Vorfall „gründlich untersuchen“ und „alles tun, damit so etwas nicht noch einmal passiert“. Der Gründer der NGO, der Starkoch José Andrés, zeigte sich in einer ersten Mitteilung „untröstlich“. Er forderte die israelische Regierung auf, das „wahllose Töten“ zu stoppen. „Ich bin untröstlich und trauere für ihre Familien und Freunde und für unsere ganze WCK-Familie“, schrieb er auf X (früher Twitter). „Keine unschuldigen Opfer mehr. Der Frieden beginnt mit unserer gemeinsamen Menschlichkeit. Er muss jetzt beginnen“, fügte er später hinzu.
Weltweite Kritik an Handeln Israels
Der genaue Hergang des Angriffs ist noch unklar; die israelische Zeitung Hareetz berichtete, der Konvoi sei auf der vorgesehenen Route gefahren und das Hauptquartier der für die Sicherung der Route zuständigen Einheit habe den Drohnenbedienern befohlen, eines der Autos mit einer Rakete anzugreifen. Nach dem ersten Angriff hätten einige Passagiere das beschossene Fahrzeug verlassen und seien in eines der beiden verbleibenden Fahrzeuge umgestiegen. Sie seien weitergefahren und hätten die israelischen Verantwortlichen informiert, dass sie angegriffen worden seien, woraufhin ein zweiter Raketenangriff erfolgt sei. Der dritte Wagen sei getroffen worden, als die Verletzten umgeladen worden seien.
Der Angriff hat weltweit Kritik hervorgerufen. Einige polnische Politiker des gesamten politischen Spektrums, mit Ausnahme von Premierminister Tusk, der sich erst vorsichtig Mittwochmorgens äußerte, haben bereits ihre Empörung zum Ausdruck gebracht. Der israelische Botschafter in Polen, Yacov Livne, sah sich sogar zum Handeln gezwungen. So veröffentlichte er auf X eine Stellungnahme, in der er unter anderem die Reaktionen der polnischen Seite kritisierte und in ein schlechtes Licht rückte. „Die extreme Rechte und die extreme Linke in Polen beschuldigen Israel des vorsätzlichen Mordes bei dem gestrigen Angriff, bei dem Mitglieder einer humanitären Organisation, darunter ein polnischer Staatsbürger, getötet wurden“, beginnt er, um dann einen Oppositionspolitiker im polnischen Sejm des Antisemitismus zu bezichtigen, weil er im Zusammenhang mit dem Drohnenangriff von „Kriegsverbrechen“ gesprochen habe. „Fazit: Antisemiten werden immer Antisemiten bleiben, und Israel wird ein demokratischer jüdischer Staat bleiben, der für sein Existenzrecht kämpft. Auch zum Wohle der gesamten westlichen Welt.“ Der angesprochene polnische Oppositionspolitiker Krzysztof Bosak schrieb zuvor, dass das „Ziel des israelischen Kommandos darin besteh(e), humanitäre Organisationen zu terrorisieren und die Hungersnot unter den Palästinensern zu verstärken“.