Irland erwägt Tötung hunderttausender Kühe für den Klimaschutz
Ein internes Papier der irischen Regierung beunruhigt die Milchbauern des Landes und sorgt bei vielen Menschen für Kopfschütteln. Denn darin wird vorgeschlagen, zum Wohle des Klimas etwa 200.000 Kühe zu töten.
Dublin. - Um die Klimaziele zu erreichen, könnten – so lautet ein Vorschlag in einem internen Papier des Landwirtschaftsministeriums in Dublin – in den kommenden Jahren fast 200.000 Kühe getötet werden. Die 18.000 irischen Milchbauern fühlen sich von dem fragwürdigen Vorschlag überrumpelt. „Es sollte bilaterale Gespräche geben, um einen Plan zu erstellen, der die ganze Branche mit ins Boot holt“, sagte Pat McCormack, Präsident des Verbands der irischen Milchlieferanten, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Regierung muss Engagement zeigen und ein Budget vorlegen, um das zu finanzieren.“ Außerdem könne so ein Programm nur freiwillig sein.
Bisherige Maßnahmen reichten nicht aus
Agrarminister Charlie McConalogue hatte bereits anklingen lassen, ein freiwilliges Klimaprogramm zur Verringerung des Milchviehbestands zu erwägen. Mittlerweile veröffentlichte die Zeitung Irish Independent ein Papier, in dem von „Kernmaßnahmen“ die Rede ist, die bisher zur Verringerung der Emissionen in der Landwirtschaft festgelegt wurden und die in Kombination mit der „Verlagerung“ von Viehbeständen einen Weg zur Einhaltung der Klimaziele bieten könnten. Gemeint ist damit konkret, dass ungefähr 65.000 Milchkühe pro Jahr 2023, 2024 und 2025 aus dem Markt genommen werden müssten. Wie das geschehen soll? Durch Keulung, schrieb der Independent.
In den Unterlagen heißt es, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten, um die Klimaziele zu erreichen. Um die Lücke zu schließen, müssten nach Ansicht des Ministeriums in den kommenden Jahren „zehn Prozent des Viehbestands durch andere Aktivitäten ersetzt“ werden. Das wären 740.000 Tiere.
Auch in Frankreich wird über Kühe diskutiert
Eine Sprecherin des Agrarministeriums sagt, die Regierung sei fest entschlossen, den Landwirten „freiwillige, finanziell attraktive Optionen zu bieten, zu denen auch die Diversifizierung gehört“. Von 3.000 Euro je Kuh und jährlich 200 Millionen Euro bis 2025 ist im Independent die Rede. Die Sprecherin betont, das Papier sei „Teil eines Beratungsprozesses“ und gehöre zu verschiedenen Optionen, die geprüft würden. „Es handelt sich nicht um eine endgültige politische Entscheidung.“ Die Branche habe bereits ein hohes Maß an Nachhaltigkeit gezeigt. Dieser Ehrgeiz müsse ausgebaut werden.
Doch Irland ist nicht das einzige Land, das über Kühe diskutiert. Kürzlich mahnte der französische Rechnungshof eine Strategie zur Verringerung des Rinderbestands an. Demnach ist die stark subventionierte Rinderhaltung für 11,8 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Frankreich verantwortlich – vergleichbar mit den Emissionen der Wohngebäude. Um den Verpflichtungen nachzukommen, müsse der Viehbestand zwangsläufig deutlich kleiner werden.