Krise im Libanon: Die Geister der Vergangenheit

Hyperinflation, Blackouts, Hunger: Der Libanon befindet sich in einer schweren Staatskrise – und Christen und Muslime schießen wieder aufeinander. Droht ein neuer Bürgerkrieg?
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Krise im Libanon: Die Geister der Vergangenheit

Die Fotostrecke „Die Geister der Vergangenheit“ in der FREILICH-Ausgabe „Neues Deutschland“.

Hyperinflation, Blackouts, Hunger: Der Libanon befindet sich in einer schweren Staatskrise – und Christen und Muslime schießen wieder aufeinander. Droht ein neuer Bürgerkrieg?

von Mario Alexander Müller

Im Zentrum Beiruts steht ein seltsames Bauwerk, das die Einheimischen „das Ei“ nennen. Entworfen wurde es Mitte der 1960er Jahre, als die Hauptstadt des Libanon noch „Paris des Nahen Ostens“ genannt wurde. Beirut, das war damals ein klangvoller Name. Man nannte ihn in einem Atemzug mit Saint-Tropez oder St. Moritz: Hier lagen Filmstars wie Brigitte Bardot und Marlon Brando morgens am Strand in der Sonne, um am Mittag in den schneebedeckten Bergen Ski zu fahren. Nachts floß der Dom Pérignon in den glamourösen Casinos von Hamra. Das „Ei“, geplant als Kino – es hätte wohl eher ausgesehen wie das Superschurkenversteck aus einem James-Bond-Streifen –, sollte ein Symbol des Aufbruches in die Moderne sein. Doch das ist lange her.

Das modernistische Experiment wurde nie fertiggestellt. Heute ist es eine Ruine, zerschossen und verwittert. Eine von vielen Narben des Bürgerkrieges, der 1975 bis 1990 tobte. Alles hatte mit den Palästinensern angefangen: Seit 1948 aus ihrer Heimat vertrieben, wurden diese im mehrheitlich christlichen Libanon anfangs noch willkommen geheißen. Doch bald wurden aus Flüchtlingslagern Guerillacamps von Arafats PLO, die das Land für sich beanspruchte. Als das Gleichgewicht der Religionen kippte, stürzte der Zedernstaat in ein blutiges Gemetzel, in das bald auch ausländische Mächte wie Israel und Syrien eingriffen. Das „Ei“ lag genau auf der Grenze, die Beirut in einen muslimischen Westen und einen christlichen Osten teilte.

Die Stadt hatte keine Berliner Mauer, sondern die „Grüne Linie“ – so genannt, weil Pflanzen sich die ungenutzte Schneise zurückeroberten, über die hinweg sich die Heckenschützen bekriegten. Nassib, beiger Kampfanzug und Bürstenschnitt, kämpfte damals als Milizionär der christlichen „Phalange“ in dieser Ruinenlandschaft. 1980 verlor er sein linkes Bein, noch immer steckt eine Kugel irgendwo in seinem Bauch. „Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen piepst es jedes Mal“, sagt er.

Heute ist sie verschwunden, die Grüne Linie, überbaut von den Hochhäusern arabischer Großinvestoren. Nur ein paar wilde Bäume in den alten Ruinen aus der Kolonialzeit erinnern noch daran. Doch in diesen Tagen, so fürchtet Veteran Nassib, erwachen die Dämonen der Vergangenheit wieder zum Leben: Kurz vor meiner Reise, im Oktober 2021, sind an der alten Front wieder Schüsse gefallen. […]

Die ganze Reportage über die angespannte Situation im Libanon findet sich in der aktuellen Ausgabe des FREILICH-Magazins. Sie können FREILICH HIER abonnieren.

Aus: FREILICH No. 17

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