London: Erste No-Go-Areas für Juden entstehen

Am vergangenen Wochenende fand in London erneut eine Pro-Palästina-Demonstration statt, an der Tausende von Menschen teilnahmen. Juden fühlen sich dadurch zunehmend unsicher und eingeschüchtert. Der Anti-Extremismus-Berater der britischen Regierung sprach zuletzt sogar schon von „No-Go-“Zonen für Juden.

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London: Erste No-Go-Areas für Juden entstehen

In London fühlen sich Juden wegen der Pro-Palästina-Demonstrationen zunehmend unsicher.

© IMAGO / SOPA Images

London. – Wie in anderen europäischen Großstädten finden auch in der britischen Hauptstadt nach wie vor Pro-Palästina-Demonstrationen und -Kundgebungen statt. Zuletzt äußerte sich das Board of Deputies of British Jews (Deputiertenausschuss britischer Juden) dazu und erklärte, dass sich jüdische Menschen im Zentrum Londons während dieser Veranstaltungen unsicher fühlen würden. Die Demonstrationen würden zudem darauf abzielen, Juden „einzuschüchtern“. Viele britische Juden hätten das Gefühl, dass das Zentrum Londons während dieser Demonstrationen für sie nicht sicher sei. „Das gilt auch für die Synagogen in der Gegend. Viele haben das Gefühl, dass diese Märsche diejenigen einschüchtern sollen, die glauben, dass Israel ein Existenzrecht hat – und das sind die meisten Juden“, so Daniel Sugarman, Direktor für öffentliche Angelegenheiten beim Board of Deputies.

Berater spricht von „No-Go“-Zonen

Zuvor hatte bereits der Anti-Extremismus-Berater der britischen Regierung, Robin Simcox, davon gesprochen, dass London während der Proteste zu einer „No-Go“-Zone für Juden werde und der Regierung vorgeworfen, Extremisten „zu lange unbehelligt“ gelassen zu haben. Sugarman erklärte daraufhin zwar, dass er von der Bezeichnung „No-Go“-Zone nichts halte, gleichzeitig würde er sich aber auch nicht wohlfühlen, wenn sich nicht-jüdische Menschen über die Verwendung dieses Begriffs lustig machen. „Viele britische Juden fühlen sich durch die wöchentlichen Märsche durch das Zentrum Londons extrem gestört“, weil dort oftmals „äußerst beunruhigende“ und antisemitische Parolen zu sehen seien.

Ein Sprecher des Board of Deputies fügte hinzu: „Die regelmäßigen Wochenendmärsche im Zentrum Londons werden von vielen in der jüdischen Gemeinde als einschüchternd empfunden und werfen Fragen über die Art von Gesellschaft auf, die wir fördern wollen. Sicherlich sollten alle Teile Londons für alle offen sein, ohne das Gefühl zu haben, es gebe 'No-Go'-Zonen (...). Jüdische Londoner sind stolz auf ihre Stadt und lassen sich nicht von dem Ort vertreiben, den sie ihr Zuhause nennen.“

„Wir wollen nicht in Angst leben“

Bei den Protesten am vergangenen Wochenende in London gab es deshalb auch eine Gegendemonstration, die von Itai Galmudy organisiert und angeführt wurde, aber nur wenige Teilnehmer versammeln konnte. Etwa zwanzig Personen demonstrierten mit israelischen Fahnen und Plakaten gegen die pro-palästinensische Kundgebung. Im Vorfeld hatte Galmudy erklärt, dass es eine Gruppe von Menschen gebe, die die Frustration darüber teile, dass die Pro-Palästina-Märsche zu „Anti-Israel-Märschen“ geworden seien. „Wir werden einfach nicht akzeptieren, dass Juden nicht auf die Straße gehen können, nur weil jemand protestieren will“, sagte Galmudy. Genug sei genug. „Wir wollen nicht in Angst leben und wir werden das nicht akzeptieren. Wir wollen unser demokratisches Recht wahrnehmen, aufzustehen und zu sagen, dass das nicht in Ordnung ist. In unserer Gesellschaft gibt es keinen Platz für Proteste, die andere Menschen nicht neben sich leben lassen“, sagte er und fuhr fort: „Wir wissen, dass diese (pro-palästinensischen) Proteste nicht so friedlich sind, wie manche Leute uns sagen. Ich mache mir Sorgen um dieses Land, denn es kann nicht sein, dass ein Mob ein Land regiert. Es gibt ein Gesetz und wir sollten uns alle daran halten.“

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