Nach Waffenembargo: Mossad in italienischen Spionage- und Erpressungsskandal verwickelt
Ein Spionageskandal erschüttert Italien: Der Mossad soll führende Politiker abgehört haben.
Rom/Tel Aviv. – Ein Spionageskandal erschüttert Italien und sorgt für diplomatische Spannungen: Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll in Abhör- und Erpressungsaktionen gegen führende italienische Politiker involviert sein. Laut einem Bericht der israelischen Zeitung Yedioth Ahronoth stehen dabei auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und hochrangige Regierungsvertreter im Fokus. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zusammenarbeit von Mossad mit einer Mailänder Privatfirma, die von aktiven und ehemaligen Angehörigen der Sicherheitsdienste geleitet wird und persönliche Informationen über Politiker gesammelt haben soll. Diese Daten wurden offenbar zu Erpressungszwecken verwendet.
Verwicklungen auf höchster Ebene
Die Enthüllungen haben in Italien hohe Wellen geschlagen. Laut italienischen Medien handelt es sich bei dem Vorfall um eine „Verschwörung auf höchster Ebene“, an der nicht nur Mitglieder der Mafia und der italienischen Nachrichtendienste, sondern auch der Mossad beteiligt sein sollen. Es heißt, dass mindestens vier Personen festgenommen und dutzende weitere Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. Darüber hinaus steht im Raum, dass die Server des italienischen Innenministeriums von Cyber-Experten und Hackern angegriffen worden sein könnten.
Ministerpräsidentin Meloni zeigte sich schockiert und verurteilte die Vorgänge scharf. Sie nannte die Affäre eine „Bedrohung für die Demokratie“ und bezeichnete den Vorfall als „inakzeptabel“. Auch Verteidigungsminister Guido Crosetto äußerte sich alarmiert und forderte eine dringende Untersuchung durch das Parlament, um mögliche Gefahren für die nationale Sicherheit zu klären. Er warnte, dass die bekannt gewordenen Daten nur „die Spitze des Eisbergs“ darstellen könnten.
Firmenchef als Hauptverdächtiger
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht ein ehemaliger hochrangiger Polizeibeamter, der das Unternehmen Equalize leitet. Ihm wird vorgeworfen, zwischen 2019 und 2024 die Server verschiedener Ministerien und Polizeibehörden angezapft zu haben, um sensible Informationen zu sammeln und diese an Kunden weiterzugeben oder zum Verkauf anzubieten. Laut der italienischen Zeitung Corriere della Sera sollen Ermittler zwei israelische Agenten, die Informationen über iranisches Gas erlangen wollten, beim Besuch der Firma beobachtet haben. Die beiden Männer hätten Verbindungen zu Mossad und Interesse an Daten, die für den italienischen Energiekonzern ENI von Bedeutung sein könnten.
Zusammenhang mit Waffenembargo?
Vor dem Bekanntwerden des Spionageskandals hat die italienische Regierung kürzlich ein Waffenembargo gegen Israel verhängt. Ministerpräsidentin Meloni erklärte im Senat, Italien habe wegen der israelischen Offensive im Gazastreifen alle neuen Waffenlieferungen gestoppt. „Alle Vereinbarungen, die nach dem 7. Oktober unterzeichnet wurden, sind nicht umgesetzt worden“, betonte Meloni und fügte hinzu, dass alle Waffenexporte vom Außenministerium einzeln geprüft werden. Beobachter sprechen daher von einem möglichen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen: Die israelischen Spione könnten nach belastendem Material über die italienische Regierungschefin gesucht haben, um das Waffenembargo durch Erpressung oder Druck zu Fall zu bringen.