„NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bringt den Krieg zu uns"

Im Dezember veranstaltete der „New York Republican Clubs“ eine Gala. Der Europaabgeordnete Maximilian Krah (AfD) berichtet in einem Gespräch mit FREILICH über die Veranstaltung.

Stefan Juritz
Interview von
3.1.2023
/
3 Minuten Lesezeit
„NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bringt den Krieg zu uns"

Maximilian Krah

© Marcus Popillius, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

FREILICH: Kürzlich nahmen Sie an der Gala des konservativen „New York Republican Clubs“ teil. Was war der Grund dafür?

Maximilian Krah: Der „New York Young Republicans Club“ hat ein sehr ambitioniertes junges Team und möchte sich als Kontaktplattform für Konservative beidseits des Atlantiks profilieren. Das halte ich für eine gute Idee, und da ich ja selbst in New York studiert habe, verfolge ich es auch mit großer Sympathie. Die AfD verfolgt eine interessengeleitete Außenpolitik, die an guten Kontakten nach Ost und West interessiert ist. Und natürlich sind die USA ein wichtiger Akteur in Europa, so dass der Austausch mit US-Politikern in unserem Interesse liegt, zumal wenn sie politisch ähnlich ticken, was bei den Young Republicans der Fall ist.

Welche Eindrücke haben Sie mitgenommen? Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede?

Die Republikanische Partei befindet sich in einer Phase der Neudefinition. Es gibt die Reagan-Republikaner, für die Steuersenkungen eigentlich die Lösung aller Probleme sind. Es sind eher Libertäre. Und dann eben die jüngeren, durch Trump geprägten Republikaner, die schon erkennen, dass die Politik auch soziale und kulturelle Fragen adressieren muss, als klassische Konservative. Außenpolitisch haben wir die Neocons, die mit Sanktionen und Krieg das weltweit verbreiten wollen, was sie für „westliche Werte“ halten und damit die globale Dominanz der Washingtoner Eliten sichern, und Isolationisten, die, auch wie Trump, sich auf Amerika konzentrieren wollen und das amerikanisch-westliche Modell eher als Vorbild denn als Regel verstehen. Die New Yorker sind ganz überwiegend konservativ und isolationistisch, so dass sie für eine Kooperation bestens geeignet sind. Aber natürlich gibt es auch unter ihnen so manchen harten Neocon, der für die auf Frieden, Ausgleich und Diplomatie ausgerichtete Außenpolitik der AfD wenig Verständnis hat. Insofern sind diese Besuche immer auch harte Diskussionen, nicht nur Friede, Freude, Einigkeit.

Ist eine weitere Vernetzung mit konservativen Kräften in den USA geplant?

Selbstverständlich. Die demokratische Rechte hat keinerlei Veranlassung, die Kontakte in die USA nur den Liberalen oder Neocons zu überlassen. Es ist ein Gebot der Realpolitik, in den USA Partner zu suchen und in Fragen, die uns beidseits des Atlantik berühren, gemeinsam zu agieren. Nehmen Sie die woke Ideologie, die unsere Gesellschaft zersetzt: Da führen wir denselben Kampf.

Donald Trump hat mittlerweile angekündigt, wieder für das Amt des Präsidenten kandidieren zu wollen. Wäre Trump aus deutscher Perspektive ein besserer Präsident als Joe Biden?

Mit Trump hätten wir keinen Krieg in der Ukraine, wir hätten deutlich weniger Handelssanktionen. Unsere Außenhandelsbilanz wäre also noch positiv, der Energiepreis niedriger und deshalb die Inflation unter fünf Prozent. Also Frieden und Wohlstand statt Krieg und Deindustrialisierung. Wäre das besser? Eindeutig! Biden ist eine Katastrophe für Deutschland. Denn egal wie dieser provozierte Krieg in der Ukraine ausgeht, der Verlierer steht schon fest: Deutschland.

Was sagen Sie als EU-Abgeordneter zu den neuen EU-Sanktionen gegen Russland?

Aus gutem Grund lehnte die AfD diese Sanktionen von Anfang an ab, und das gilt auch für die neuesten. Diese Sanktionen treffen Deutschland härter als Russland und machen uns zur Partei eines Wirtschaftskrieges, gegen unsere eigenen ökonomischen Interessen.

Stichwort Ukraine: Nach dem Ende des Krieges würde der grüne Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter die Ukraine gerne in der NATO sehen. Ansonsten müsse man sie mit 3.000 Gepard-Panzern als dauerhaften Schutz ausstatten. Eine gute Idee?

Eine Schnapsidee, die selbst für grüne Verhältnisse bemerkenswert grotesk ist. Denn die ins Auge gefasste NATO-Mitgliedschaft der Ukraine war ja der Kriegsgrund für die Russen, und das wird er auch bleiben - ob es uns gefällt oder nicht. Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bringt den Krieg zu uns, weil wir dann Bündnispflichten haben. Das wäre die Ostfront 2.0. Und nichts anderes gilt für die vorgeschlagene massive Aufrüstung. Denn auch diese kann Russland vor seiner Tür nicht akzeptieren. Die Grünen werfen hier gerade ihre ganze Gründungsideologie über Bord und mutieren von pazifistischen Spinnern zu kriegsgeilen Irren.

Wir haben es in Deutschland und Europa mit verschiedenen zeitgleich ablaufenden Krisen zu tun. Da wir gerade ins neue Jahr gestartet sind: Welche Entwicklungen sehen Sie im Jahr 2023 auf uns zukommen?

Ökonomisch wird es verheerend, weil eines auf produzierendes Gewerbe ausgerichtete Industrie einen Preisanstieg der Energie um den Faktor vier nicht verkraften kann. Die Deindustrialisierung nimmt also an Fahrt auf, und die Regierung begrüßt das teilweise sogar aus ideologischen, oder besser: pseudoreligiösen Gründen, Stichwort Klimawahn. Diese ökonomischen Krisen werden auf den sozialen Frieden durchschlagen, der durch die Masseneinwanderung und die politische Polarisierung ohnehin brüchig geworden ist. Ich erwarte von dieser Regierung als Antwort darauf nichts anderes als Repression gegen die Opposition.

Die einzige Hoffnung für 2023 ist, dass immer mehr Menschen und auch Angehörige der wirtschaftlichen Eliten erkennen, dass diese Regierung und die Scheinopposition das Land ruinieren, dass sie kein positives Konzept haben, sondern im Begriff sind zu zerstören, was über Generationen an Wohlstand und Frieden aufgebaut wurde. Das ist die Voraussetzung, um endlich als tatsächliche Alternative, die wir ja sind, und nicht nur als Protestbewegung wahrgenommen zu werden. Und hier bin ich sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt, nicht nur weil das Scheitern der Anderen so eklatant geworden ist, sondern auch, weil wir jetzt dank des neuen Bundesvorstands und der beiden Sprecher besser, einiger und inhaltlich konsistenter geworden sind.


Zur Person:

Maximilian Krah ist promovierter Jurist und AfD-Abgeordneter im Europäischen Parlament. Der gebürtige Sachse ist seit 2022 Mitglied im Bundesvorstand der AfD und kandidierte im selben Jahr zum Oberbürgermeister von Dresden.

Facebook: https://www.facebook.com/maximilian.krah/

Twitter: https://twitter.com/KrahMax

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