Porträt: Wer war Silvio Berlusconi?
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist am Montag im Alter von 86 Jahren in Mailand gestorben.
Am Montag berichteten italienische Medien übereinstimmend, dass der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Seit vergangenen Freitag befand sich der Politiker und Unternehmer in der Mailänder Klinik San Raffaele. Die italienische Zeitung „La Repubblica“ schreibt vom „Ende einer Ära“. FREILICH veröffentlicht ein kurzes Porträt.
Silvio Berlusconis Leben
Silvio Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand, der zweitgrößten Stadt der Region Lombardei geboren und war der älteste Sohn von Luigi Berlusconi und Rosa Bossi. Nach seiner Reifeprüfung begann Berlusconi an der Universität Mailand Jura zu studieren und schloss dieses 1961 mit cum laude. Neben dem Studium arbeitete der spätere Politiker und Unternehmer unter anderem als Staubsaugervertreter und als Sänger in Nachtclubs und auf Kreuzfahrtschiffen.
Während seines Studiums sammelte er zudem Erfahrungen als Immobilienmakler, gründete bereits mit 24 Jahren eine Bauholding und machte sich damit selbstständig. Dieser Erfolg ermöglichte es ihm, sein Kapital in Medienunternehmen zu investieren, bevor er 1979 seinen ersten regionalen TV-Sender übernahm. Es folgten weitere Unternehmensgründungen und Übernahmen. 1988 kaufte er die größte Warenhauskette Italiens und wurde so als Inhaber der „Fininvest“ zum Eigentümer des größten, nicht an der Börse notierten Wirtschaftsunternehmen Italiens.
Politische Karriere
Berlusconi, der bereits mehrfach als Ministerpräsident im Amt war, gehörte zu den bekanntesten Figuren der italienischen Politik und stand im Laufe seiner Karriere immer wieder im Mittelpunkt unterschiedlicher Skandale. Sein Weg in die Politik begann eigentlich schon mit seinem Eintritt in die Propaganda Due (P2) in den 80er-Jahren, direkt politisch engagiert hat er sich aber erst später. 1994 gewann er mit der von ihm gegründeten Partei „Forza Italia“ die Parlamentswahlen. 2001 gewann er zum zweiten Mal die Parlamentswahlen.
Obwohl die Regierungskoalition unter Berlusconi 2005 eine schwere Niederlage erlitt und er 2006 als Regierungschef zurücktrat, kehrte er später wieder in die Politik zurück und trat im Mai 2008 zum dritten Mal in 14 Jahren das Amt des italienischen Ministerpräsidenten an. 2011 gab er angesichts der schwierigen finanz- und wirtschaftspolitischen Lage Italiens sowie schlechten Ergebnissen bei Kommunalwahlen seinen Rücktritt bekannt.
Im August 2013 wurde Berlusconi aufgrund von Steuerbetrug zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt und es wurde ihm ein sechsjähriges Mandatsverbot bis November 2019 verhängt. Im Frühjahr 2018 entschied ein Mailänder Gericht, das sechsjährige Mandatsverbot wegen „guter Führung“ um ein Jahr zu verkürzen, wodurch ihm ermöglicht wurde, als Spitzenkandidat der „Forza Italia“ zur Europawahl anzutreten. Er wurde Europaparlamentarier, legte das Mandat im Oktober 2022 aber nieder. Im selben Jahr wurde Berlusconi bei den Parlamentswahlen erneut in den Senat gewählt.
Skandale und Verurteilungen
Berlusconi war zeitlebens umstritten. Immer wieder wurde ihm Nähe zur Mafia vorgeworfen, auch wegen Sexualskandalen geriet er in den Fokus der Öffentlichkeit. So wurde ihm im „Ruby-Prozess“ vorgeworfen, Geschlechtsverkehr mit minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu sieben Jahren Haft ohne Bewährung und zu einem lebenslangen Verbot, öffentliche Ämter auszuüben. Er ging in Berufung und wurde 2015 endgültig freigesprochen. Als Begründung gab das Gericht an, es könne nicht nachgewiesen werden, dass er von der Minderjährigkeit gewusst habe. Im Laufe seines Lebens wurde Berlusconi für mehrere Straftaten verurteilt, darunter wegen unlauteren Wettbewerbs und Steuerbetrug. In anderen Fällen kam es zu Freisprüchen wegen Verjährung oder Mangel an Beweisen.
Im April 2023 wurde bei Berlusconi eine chronische Form von Leukämie diagnostiziert. Er verstarb am 12. Juni 2023 im Krankenhaus San Raffaele, nachdem er die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte lang bestimmt hatte.