Sozialsysteme locken: UN-Umfrage bestätigt wirtschaftliche Motive für Migration
Eine aktuelle UN-Umfrage zeigt, dass wirtschaftliche Gründe die Hauptmotivation für Migranten sind, nach Europa zu kommen. Die beliebtesten Zielländer sind Deutschland, Frankreich und Italien.
Wien. – Eine aktuelle Umfrage der Vereinten Nationen unter Migranten aus dem Westbalkan zeigt, dass wirtschaftliche Gründe für viele Menschen die Hauptmotivation für ihre Weiterreise nach Zentraleuropa sind. Demnach gaben 65 Prozent der befragten Migranten an, ihre bisherige Wohnregion aus finanziellen Gründen verlassen zu haben. Für die Befragung, die in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Kosovo stattfand, sprach die Internationale Organisation für Migration (IOM) im Mai 2024 mit insgesamt 1.307 Migranten, die durch die Westbalkanregion reisten. Der Bericht gibt Einblicke in die Herkunft, Erfahrungen, Bedürfnisse und Ziele der Migranten sowie in ihre Reiserouten.
Sozialsystem lockt
Die als „Migrant Mobility Situation Report“ bekannte Studie zeigt auch, dass 72 Prozent der Migranten ihr Zielland entweder aufgrund attraktiver sozioökonomischer Bedingungen oder auf Empfehlung von Freunden und Verwandten gewählt haben. Die meisten der befragten Migranten kamen aus Syrien, Afghanistan und Marokko. Sie waren im Durchschnitt 28 Jahre alt und zu 80 Prozent ledig. Die Mehrheit der Migranten reiste in Gruppen, oft mit nicht-familiären Begleitern oder mithilfe von Schleppern. Viele der Migranten hatten zuvor längere Zeit in anderen Ländern wie der Türkei oder Griechenland verbracht, bevor sie ihre Reise nach Westeuropa fortsetzten.
Die Route durch den Westbalkan ist von wiederholten Grenzübertrittversuchen geprägt, wobei 42 Prozent der Befragten angaben, mindestens einmal an der Grenze zurückgewiesen worden zu sein. Diese Zurückweisungen wurden in den meisten Fällen von den Behörden angeordnet. Der durchschnittliche Betrag, den Migranten zahlten, um eine Grenze in der Region zu überqueren, betrug 356 Euro.
Soziale Medien wichtig
Besonders auffällig war die Nutzung von Messengerdiensten und Sozialen Medien wie WhatsApp, Facebook und Viber, um Reisen zu planen und in Kontakt zu bleiben. Dies verdeutlicht die zentrale Rolle der digitalen Kommunikation in den heutigen Migrationsbewegungen.
Die Bedingungen während der Reise waren oft schwierig: 36 Prozent der Migranten gaben an, mindestens einmal im Freien oder in verlassenen Gebäuden geschlafen zu haben. Gleichzeitig zeigte sich eine deutliche Diskrepanz bei der Unterbringung je nach Land: Während in Albanien viele Migranten in privaten Unterkünften lebten, waren die meisten in Bosnien und Herzegowina in Migrantenlagern untergebracht.
Die Gründe, warum Migranten ihr Herkunftsland verlassen haben, waren vielfältig. Wirtschaftliche Not, Angst vor Abschiebung und persönliche Bedrohung waren die am häufigsten genannten Gründe. Besonders viele gaben Deutschland als Zielland an, gefolgt von Italien und Frankreich.