Syrischer Bürgerkrieg: Islamisten erklären Damaskus „frei von Assad“
Islamistische Kämpfer haben am Samstagabend die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen. Präsident Assad soll geflohen sein.
Damaskus. – Die syrische Hauptstadt Damaskus ist offenbar unter die Kontrolle islamistischer Kämpfer gefallen. Die Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und verbündete Milizen meldeten die Einnahme der Stadt und die Flucht von Präsident Baschar al-Assad. „Der Tyrann Baschar al-Assad ist geflohen“, teilten die Aufständischen über die Plattform Telegram mit. Diese Botschaft sei auch vom Staatsfernsehen in Damaskus verbreitet worden. Wohin Assad geflohen ist, blieb unklar. Hochrangige Armeeoffiziere bestätigten den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters, dass der Präsident die Hauptstadt verlassen habe.
Angesichts der rasanten Entwicklung erklärte sich Regierungschef Mohamed al-Dschalali in einer Videobotschaft auf Facebook zur Machtübergabe bereit. „Ich bin bereit, die Regierungsgeschäfte an jede Führung zu übergeben, die das syrische Volk bestimmt“, sagte al-Dschalali und kündigte an, am Morgen für die entsprechenden Prozeduren zur Verfügung zu stehen. Bis zur Machtübergabe sollen die staatlichen Institutionen unter der Kontrolle des bisherigen Ministerpräsidenten bleiben. HTS-Führer Abu Muhammad al-Dscholani ordnete an, dass niemand ohne Genehmigung staatliche Einrichtungen betreten dürfe. Al-Dschalali, der sich weiter in Damaskus aufhalten soll, betonte, er wolle die Kontinuität der Regierung sicherstellen.
Freilassung von Gefangenen und Rückzug der Armee
Islamistische Kämpfer haben ein berüchtigtes Gefängnis in Damaskus gestürmt und Tausende Häftlinge befreit. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Freilassung der Gefangenen, die nach eigenen Angaben unter Assad inhaftiert worden waren. Gleichzeitig berichtete die Beobachtungsstelle, dass syrische Sicherheitskräfte und Soldaten den Flughafen der Hauptstadt verlassen hätten.
Der Vormarsch der HTS begann am 27. November mit einer überraschenden Offensive im Nordwesten Syriens. Innerhalb weniger Tage fielen die Städte Aleppo, Hama und Homs weitgehend kampflos in die Hände der Islamisten. Auch in Damaskus stießen die Dschihadisten auf wenig Widerstand. Viele Soldaten sollen desertiert sein, größere Kämpfe wurden kaum gemeldet.