Tagesrekord: Fast 700 Migranten an einem Tag auf Booten im Ärmelkanal
Der britischen Regierung sind die Fahrten über den Ärmelkanal schon seit Längerem ein Dorn im Auge.
London. – Nach offiziellen Angaben haben gestern fast 700 Migranten auf kleinen Booten die Überfahrt über den Ärmelkanal nach Großbritannien unternommen. Das sei der Tagesrekord in diesem Jahr, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Insgesamt haben seit Jahresbeginn knapp 17.100 Migranten die Meerenge überquert. Im Vorjahr waren es zu einem ähnlichen Zeitpunkt erst knapp 9.500.
Abkommen mit Ruanda
Der konservativen Regierung sind die Überfahrten von Frankreich nach Großbritannien, die seit Brexit und Pandemie unter anderem aufgrund strengerer Kontrollen auf den Landwegen zugenommen haben, ein Dorn im Auge. Die Kontrolle über die eigenen Grenzen zu gewinnen, war eines der zentralen Versprechen des Brexit-Kampagne. Daher wollen die Briten bestimmte Asylsuchende verschiedener Nationalitäten nach Ruanda ausfliegen. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, haben sie einen umstrittenen Pakt mit dem ostafrikanischen Land geschlossen.
Großbritannien will an Abschiebeflügen festhalten
Der erste Abschiebeflug mit illegalen Migranten nach Ruanda wäre für den 14. Juni geplant gewesen, doch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat die Pläne der britischen Regierung kurzfristig durchkreuzt. „Ich bin enttäuscht, dass Klagen und Rechtsstreits in letzter Minute dafür gesorgt haben, dass der heutige Flug nicht abheben konnte“, erklärte Innenministerin Priti Patel damals. Dennoch will das Land an dem Vorhaben festhalten. Auch beide verbliebenen Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Premierministers Boris Johnson haben das betont.
Ruanda teilte damals ebenso mit, trotz der Entscheidung an dem Abkommen festzuhalten. Wir lassen uns von diesen Entwicklungen nicht abschrecken“, sagte eine Regierungssprecherin. „Ruanda ist nach wie vor fest entschlossen, diese Partnerschaft zu verwirklichen.“ Die Regierung sei bereit, die Migranten aufzunehmen und „ihnen Sicherheit und Chancen in unserem Land zu bieten“.