Unschuldiger Zivilist oder doch Kriegsverbrecher? CNN wegen Falschbericht unter Druck
Ein CNN-Bericht über die Freilassung eines Gefangenen aus einem syrischen Gefängnis sorgt für Aufsehen, da der als unschuldig dargestellte Mann offenbar Kriegsverbrechen begangen hat.
Ein CNN-Bericht über die Freilassung eines Gefangenen aus einem syrischen Gefängnis sorgt für heftige Kontroversen. Bei dem Mann mit dem Namen Adel Ghurbal soll es sich um Salama Mohammad Salama handeln – einen berüchtigten Geheimdienstoffizier der syrischen Luftwaffe mit einer langen Geschichte mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Dies berichtete die unabhängige syrische Plattform Verify-Sy in einer umfangreichen Recherche.
Von CNN als Unschuldiger dargestellt
In der vergangenen Woche hatte CNN Bilder von der Befreiung des Mannes aus einem geheimen Gefängnis in Damaskus veröffentlicht. Die Szene, in der der sichtlich erschütterte Gefangene von der Journalistin Clarissa Ward aus seiner Zelle geführt wurde, bezeichnete Ward als „einen der außergewöhnlichsten Momente, die ich in 20 Jahren Berichterstattung erlebt habe“.
Der Mann behauptete, vor drei Monaten von den syrischen Behörden verhaftet worden zu sein und nichts vom Sturz des Assad-Regimes gewusst zu haben. Verify-Sy äußerte jedoch Zweifel an dieser Darstellung. Der Gefangene sei „gut gepflegt, körperlich gesund, ohne sichtbare Verletzungen oder Anzeichen von Folter“ gewesen – ein ungewöhnlicher Zustand für jemanden, der angeblich 90 Tage in Dunkelhaft verbracht habe. Außerdem sei er beim Blick in die Sonne nicht geblendet gewesen, was seine Aussage zusätzlich in Frage stelle.
Enthüllung seiner wahren Identität
Nach intensiven Recherchen stellte Verify-Sy fest, dass es in der Region keinen Eintrag zu einer Person namens Adel Ghurbal gab. Stattdessen führte die Spur zu Salama Mohammad Salama, auch bekannt als „Abu Hamza“. Salama war ein Offizier des syrischen Luftwaffengeheimdienstes, der an Checkpoints in Homs arbeitete. Dort soll er Diebstahl, Erpressung und die Anwerbung von Informanten betrieben haben. Lokalen Quellen zufolge tötete er während des syrischen Bürgerkriegs 2014 Zivilisten und verhaftete und folterte junge Männer aufgrund erfundener Anschuldigungen, insbesondere diejenigen, die sich weigerten, Bestechungsgelder zu zahlen.
Laut Verify-Sy war Salama weniger als einen Monat vor seiner Entdeckung inhaftiert worden. Hintergrund soll ein Streit mit einem hochrangigen Offizier über die Verteilung erpresster Gelder gewesen sein.
Reaktionen von CNN und Vorwürfe gegen den Bericht
CNN bestätigte, dass es inzwischen Hinweise auf eine falsche Identität des Mannes gebe. „Wir haben die Hintergründe seiner Geschichte untersucht und sind uns bewusst, dass er möglicherweise eine falsche Identität angegeben hat“, sagte ein CNN-Sprecher der New York Post. Der Sender verwies auf die Recherche von Verify-Sy und erklärte in einem aktuellen Bericht, dass es dem Sender nicht möglich war, erneut Kontakt zu Salama herzustellen. Man wolle die Geschichte weiter untersuchen.
In der ursprünglichen Berichterstattung war der Gefangene aus seiner Zelle geholt, mit einer Mahlzeit versorgt und später von Sanitätern versorgt worden. CNN betonte, dass sich die Ereignisse so zugetragen hätten, wie sie in der Reportage gezeigt wurden: „Niemand außer dem CNN-Team wusste von unseren Plänen, das Gefängnisgebäude an diesem Tag zu besuchen. Die Ereignisse ereigneten sich so, wie sie in unserem Film zu sehen sind“.
Vergangene Vorwürfe gegen CNN-Reportagen
Es ist nicht das erste Mal, dass CNN mit Manipulationsvorwürfen konfrontiert wird. Im vergangenen Jahr musste der Sender Clarissa Ward verteidigen, nachdem ein Bericht über Raketenangriffe an der Grenze zwischen Israel und Gaza manipuliert worden war. Eine gefälschte Version des Clips, in der angebliche Anweisungen an das Team zu hören waren, sorgte in den Sozialen Medien für Aufsehen. CNN wies die Vorwürfe als haltlos zurück.